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0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 0623 - Ein Tropfen Ewigkeit
Autoren: Jason Dark
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Schweiß und Feuchtigkeit mischten. Die Augen brannten, es war schwer, Luft zu holen.
    Der Schattenreiter hatte mir bewiesen, wie stark und mächtig er war. Er hatte sich die beiden Mugger geholt, und ich fragte mich, was er mit mir vorhatte.
    Zwar war ich näher an den Rover herangekommen, nur würde ich es nie schaffen, ihn zu erreichen. Wenn der andere wollte, konnte er mich zermalmen.
    Ich starrte zu ihm hoch!
    Noch immer war nicht genau zu erkennen, ob er einen Totenschädel oder einen normalen Kopf besaß. Wenn das letzte zutraf, mußte seine Haut sehr dünn sein.
    Ich wollte ihn ansprechen, fand nicht die richtigen Worte und blieb zunächst stumm.
    Dafür redete er. Bei seinen ersten Worten schrak ich zusammen, denn seine Stimme klang irgendwie anders und unheimlich. Sie schien aus weiten Fernen zu kommen, jedenfalls hatte ich nicht den Eindruck, als stünde der Sprecher direkt vor mir. Ein mächtiger Wind trug mir das Echo der Worte an die Ohren.
    »Du willst wissen, wer ich bin, John Sinclair, nicht wahr?«
    Himmel, er kannte meinen Namen. Dann war er also allein wegen mir erschienen. Ich nickte nur.
    Er hatte diese Bewegung als Antwort akzeptiert und stellte sich mir vor. »Ich bin Julien de Lacre, und ich werde dich, John Sinclair am Leben lassen, weil du es ermöglicht hast, Melusine de Lacre zu retten. Du hast ihr die Chance gegeben, ich werde dir deine geben und somit die Rechnung ausgleichen.«
    Mußte ich überrascht sein? Eigentlich nicht, denn von Suko hatte ich schon etwas über diese Gestalt erfahren. Er war der Ahnherr der Melusine, mit ihm hatte das Geschlecht der de Lacres wahrscheinlich begonnen.
    Mit der Nennung des Namens Melusine fiel mir auch wieder der Grund ein, der mich in dieses Schlamassel geführt hatte. Melusine de Lacre war es gewesen, ein blindes Mädchen um die Zwanzig, die mich verzweifelt gesucht und dann auch gefunden hatte. Ich war zu ihr gereist, hatte sie aus den Klauen eines Ausbrechers befreit und war mit ihr nach London gefahren. In meiner Wohnung hatte sie mich über ihre Motive aufgeklärt. Sie wollte den Dunklen Gral haben, was ihr auch gelungen war. Allein durch ihn war es ihr möglich, ihre Blindheit zu verlieren.
    Ich hatte nichts daran ändern können. Es war ihr gelungen, den Gral zu bekommen, und sie war in dieses Gefäß eingetaucht und darin verschwunden. Nicht nur sie war verschwunden, der Gral gleich mit, und ich hatte mein normales Alter verloren, war zu einem alten Mann geworden, jedenfalls sah ich aus und fühlte mich auch wie ein Siebzigjähriger. Klar, daß man da durchdreht. [1]
    Ich hatte Suko niedergeschlagen, war geflohen und zwei Park-Gangstern in die Hände gefallen, die mit mir ihre Spielchen hatten treiben wollen. Bis zum bitteren Ende war es nicht gekommen, der Schattenreiter hatte die beiden getötet und mich gerettet.
    Ich räusperte mir die Kehle frei. Endlich konnte ich mich normal ausdrücken. »Okay«, sagte ich. »Jetzt ist mir klar, was du gemeint hast. Ja, ich habe Melusine den Kelch überlassen. Sie ist eingetaucht, sie verschwand, ich verlor meine Jugend, aber ich will von dir wissen, wo sie sich befindet. Wo endet ihr Weg?«
    »Sie ist weit weg.«
    »Auf der Nebelinsel?«
    »Was weißt du von ihr?« Die Worte drangen dumpf aus seinem Mund, mehr ein grollendes Echo.
    »Ich kenne den Namen – Avalon.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und ich glaube daran, daß du ebenfalls von der Nebelinsel gekommen bist.«
    »Auch da hast du nicht unrecht.«
    Entwickelte sich das Gespräch zu einer Chance für mich, mehr über Avalon zu erfahren? Ich hoffte es und würde alles tun, um die Richtung beizubehalten.
    Trotz der Alterung spürte ich in mir so etwas wie einen Jagdinstinkt. Ich wollte mehr wissen und erfahren, denn um die Insel Avalon schwebte noch immer ein geheimnisvoller Mythos. Niemand wußte etwas damit anzufangen, ein jeder hatte von ihr gehört, und man brachte sie mit dem legendären König Artus in Verbindung, der nach Avalon gegangen war, um dort zu sterben, tatsächlich aber das ewige Leben zu bekommen.
    Was nun stimmte, wußte keiner von uns Menschen. Und der Schattenreiter? War er ein Mensch oder auch nur eine zu einem kurzen Leben erweckte mythische Figur?
    »Wo liegt Avalon?« fragte ich. »Wo kann ich die Insel finden?«
    »Du kannst sie nicht sehen. Man wird sie nicht finden, auch wenn lange genug gesucht wird.«
    »Aber du hast sie gefunden – damals…«
    »Das ist wahr. Ich habe sie nicht allein gesucht, ich habe an sie
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