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0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 0623 - Ein Tropfen Ewigkeit
Autoren: Jason Dark
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Rücken des Pferdes ließ der andere ihn klettern.
    Dann holte er aus.
    Erst jetzt reagierte der Reiter.
    Als der Mugger zuschlug, hob der dunkle Wächter, wie er auch genannt wurde, einen Arm, dessen Hand er blitzschnell vom Zügel gelöst hatte.
    Die Eisenstange fegte auf ihn zu, begleitet vom Schrei des Kleinen, der abrupt verstummte, als der Schläger die Macht des Schattenreiters zu spüren bekam.
    Eine tödliche Macht…
    Der Kleine flog in die Höhe wie eine Puppe. Nur klemmte er dabei mit den Füßen in der Hand des Schattenreiters, der zudrückte. Ich sah, wie sich die Hand bewegte.
    Gurneys Kumpel schrie nicht einmal. Er starb lautlos, und er verglühte dabei in einer rötlichen Wolke aus Staub, die zurücktrieb und sich mit dem anderen Nebel vermischte.
    Mehr war nicht geschehen, aber es hatte ausgereicht, um Gurney eine tiefe Angst einzujagen. Ich stand so nahe bei ihm, daß ich ihn beobachten konnte. Sein Gesicht zeigte einen beinahe schon unbeschreiblichen Ausdruck aus Staunen, Angst, Entsetzen und Unglauben. Er konnte es einfach nicht begreifen, so etwas hatte er noch nie in seinem Leben gesehen, auch mir wurde blümerant zumute.
    Der Kleine war einfach verschwunden. Er hatte von einer Sekunde zur anderen aufgehört zu existieren.
    Gurney gab Laute von sich, die ebenfalls keinen Vergleich fanden.
    Er röchelte, er jaulte, und er schüttelte den Kopf. »Das… das habe ich gesehen, nicht?«
    »Ja, Junge, das hast du doch gesehen!«
    »Scheiße!« heulte er auf. »Verdammte Inzucht!« Er hustete und spie Schleim auf den Boden. »Ich kann nicht mehr. Ich kann es nicht mehr aushalten.«
    »Geh, Gurney, hau ab!« Ich warnte ihn, denn ich hatte das Gefühl, daß der Schattenreiter auch auf ihn keine Rücksicht nehmen würde und doch nur meinetwegen erschienen war.
    »Was soll ich?« keuchte er. »Ich soll abhauen?« Seine Augen bekamen einen irren Glanz. »Nein, Alter, nein. Ich werde nicht abhauen. Ich bleibe, verflucht, ich bleibe!«
    »Noch hast du eine Chance!«
    Gurney stand still. Ich schielte an ihm vorbei auf den Schattenreiter. Er hatte seine Haltung auf dem Pferd nicht verändert und schaute schräg am Kopf des Tieres vorbei zu uns rüber.
    »Wenn er reitet, wird er auch dich vernichten!« fuhr ich Gurney an. »Deshalb verschwinde!«
    »Du sollst verschwinden!« brüllte er und kam mir vor wie jemand, der aus einer langen Starre erwacht. Ich hatte nicht damit gerechnet.
    Seine Faust kam wie eine Ramme, und sie erwischte mich am Hals.
    Der Treffer raubte mir nicht nur die Luft, er schmetterte mich zudem rücklings zu Boden. Zum Glück war dieser einsame Spielplatzboden mit Sand bedeckt worden, er dämpfte meinen Fall, aber er sorgte nicht dafür, daß sich Gurney abreagierte.
    Ich hatte ihn zuerst aufgepeitscht, danach war es dem Schattenreiter gelungen, und nun wollte er mich für alles bezahlen lassen. Er drehte sich, holte aus und wollte die verdammte Eisenstange auf meinen Schädel schlagen…
    ***
    In dieser Sekunde schloß ich mit meinem Leben ab! Ich hätte nicht die Chance gehabt, dem Hieb zu entkommen. Ich wäre zu langsam gewesen.
    Ein anderer war schneller – der Schattenreiter!
    Nichts hatten wir von ihm gehört. Lautlos konnte er sich bewegen – und machte seinem Namen alle Ehre.
    Er packte zu!
    Auch Gurney verwandelte sich von einem Menschen in einen zappelnden, puppenhaften Spielball, eine Puppe, die ihren rechten Arm bewegen konnte. Er schlug mit der Stange zu, nur sah er kein Ziel.
    Die Schläge pfiffen durch die Luft, in meine unmittelbare Nähe geriet die Eisenstange jedoch nicht.
    Von seinem Kopf konnte ich nichts erkennen, weil ihn die Pranke des Schattenreiters umklammerte. Allerdings hörte ich ihn. Aus der Faustöffnung drangen dumpfe Laute, eigentlich Schreie, die nur erstickt hochdrangen.
    Der Schattenreiter zog sich zurück. Sein Arm schnellte nach hinten, dann erlebte Gurney das gleiche Schicksal wie sein Kumpan. Er zerplatzte in der Faust.
    Auf einmal bestand sein Körper nur mehr aus winzigen Teilchen, die sich mit dem rötlichen Nebel vermischten. Das Zeug zog die Überreste an wie ein Magnet die Eisenspäne.
    Ich tat nichts. Ich fühlte mich ausgelaugt, matt und müde, eben ein alter Mann. Vornübergebeugt stand ich da und holte schwer Atem.
    Mein Blick war stur auf den Schattenreiter gerichtet, der auf seinem Pferd hockte und mit einer mir unwillig erscheinenden Bewegung den Kopf schüttelte.
    Die Beine zitterten mir. Ich wischte über mein Gesicht, wo sich
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