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0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 0623 - Ein Tropfen Ewigkeit
Autoren: Jason Dark
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reif war, das bestimmten nicht sie.
    Wie ich die Insel mittlerweile kannte, würde der Zauberer Merlin dafür sorgen.
    Wir glitten gehend an den Gestalten vorbei. Manche hatten die Köpfe etwas zur Seite gedreht, als wollten sie uns mit ihrem hoffnungsvollen Lächeln grüßen.
    Wer mochten diese Menschen sein?
    Kara versuchte sich mit einer Antwort. »Es sind all die, John, die den Weg auf die Nebelinsel fanden, um hier den Tod und später das Leben zu erreichen.«
    »Alle?«
    »Ich weiß es nicht. Es kann sein, daß es nur bestimmte Menschen schaffen. Merlin wird schon eine Auswahl treffen. Die anderen aber werden möglicherweise für die Ewigkeit im Kessel bleiben.«
    Bei dieser Vorstellung schauderte mir. Ich mußte jetzt an mich denken und nicht nur an die anderen.
    Unser Weg führte uns weiter geradeaus. Wie lange wir unterwegs sein würden, konnte keiner von uns sagen. Es war nur zu hoffen, daß die Magie des Tropfens hielt.
    Ich war Kara unendlich dankbar, allerdings auch dem Spuk. Ich kannte ihn und ahnte, welch eine Überredungskunst es Kara gekostet haben mußte, ihm einen Tropfen vom Trank des Vergessens abzureden, der eigentlich ja ihr gehörte.
    Doch wo fanden wir den Dunklen Gral? Für mich war klar, daß es einzig und allein auf ihn ankam. Er hatte Melusine de Lacre diese Welt eröffnet. Er würde uns auch wieder zurückbringen können.
    Eingeschlossen kam ich mir vor. Diese geheimnisvolle Welt innerhalb des Kessels besaß weder einen Anfang noch ein Ende. Es gab nur sie und die darin liegenden Toten, die darauf warteten, diese Welt irgendwann einmal verlassen zu können.
    Daß Kara neben mir herging und einen sehr sicheren Eindruck machte, ließ mich mein Alter vergessen. Hatte ich früher oft daran gedacht, so schob ich es nun vor mir her und konzentrierte mich darauf, endlich den Gral zu finden.
    Was aber würde geschehen, wenn wir ihn nicht entdeckten? Wenn er verschwunden blieb in einer Welt, die es normalerweise gar nicht geben konnte?
    Eine Lösung fiel mir nicht ein, obgleich ich mich mit diesem Gedanken vertraut machte.
    Dann sah ich, wie Kara schwankte und ihre Schritte verkürzte. Sofort sprach ich sie an.
    Ihr Gesicht wirkte wie mit einer dünnen Glasur bemalt. Anstrengung zeichnete die Züge. Sie hatte überhaupt Mühe, das Gleichgewicht zu halten, schwankte nach links, wobei ich sie abstützte und bemerkte, daß sie mir etwas sagen wollte.
    »Bitte, Kara…«
    »Der Tropfen verliert seine Kraft«, flüsterte sie. »Die andere Magie verstärkt sich.«
    »Was bedeutet das?«
    »Fragst du da noch? Schau dir die Toten an. Es wird uns ähnlich ergehen. Nur bekommen wir nicht die Chance, diese Welt irgendwann einmal verlassen zu können.«
    »Wie lange wirst du durchhalten können?«
    »Das ist schwer zu sagen. Laß uns weitergehen. Wir können jetzt nicht aufgeben.«
    Nun war ich es, der Kara half, denn sie hatte meine Hand genommen und stützte sich mehr bei mir ab. Ich zog sie weiter. Unsere Füße schleiften über einen Grund, auf dem kein Schlamm lag. Er paßte sich der Umgebung an und war ebenfalls glatt wie Glas.
    Auch meine Schritte wirkten schwerer als bei unseren Eintritt in diese Welt. Ich hielt die Augen weit offen, mein Gesicht zeichnete die Anstrengung. Auf Karas Stirn zitterte der Tropfen. Er sah so aus, als würde er sich bald auflösen.
    Nur das nicht…
    »Weiter, Kara, weiter!«
    »Nein!«
    Ihre Antwort hallte in meinen Ohren. Sie hatte sie nicht gegeben, weil sie nicht weitergehen wollte. Es lag ein anderer Grund vor, denn aus dieser Welt löste sich eine Gestalt, die uns entgegenkam und etwas in den Händen trug, das mir gehörte.
    Es war der Dunkle Gral.
    »Melu!« ächzte ich…
    ***
    Ob sie mich gehört hatte, wußte ich nicht. Sie kam jedenfalls näher und ließ auch den Gral nicht los. Rot schimmerte die Kugel auf dem Kelch des Feuers, dessen Seiten golden strahlten. Darüber »schwamm« Melusines Gesicht, und ihre Augen standen offen.
    Sie konnte sehen…
    Bis auf ein knappes Höschen bewegte sie sich nackt durch diese einmalige Welt. Auf mich machte sie den Eindruck einer Schlafwandlerin. Zudem unternahm sie keinen Versuch, uns auszuweichen. Sie ging schwebend immer weiter. Nur noch drei, vier Schritte, dann hatte sie uns erreicht und prallte mit mir zusammen.
    Genau das wollte ich. Melusine de Lacre war unsere letzte Chance, weil sie den Gral mit sich führte. Meine Hand rutschte aus Karas.
    Ich konzentrierte mich voll und ganz auf die ehemals blinde Frau.
    Dann war
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