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0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 0623 - Ein Tropfen Ewigkeit
Autoren: Jason Dark
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hätte ihn der Zauberer bestraft. Sein Blick bannte den Grüngewandeten auf der Stelle, dann sprach er ihn an.
    »Du hast dich nicht in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen. Ich bin der Herr über Avalon. Ich habe die Insel bekommen. Ich bin der Weise, denn ich weiß, wie das Schicksal der Welt laufen wird. Zu allem, was hier geschieht, werde ich meine Einwilligung geben. Wen ich auf Avalon nicht haben will, der wird vernichtet.«
    Zwar hatte Merlin zu Artus gesprochen, mir kam es so vor, als wären die Worte an mich gerichtet worden.
    Der König hob die Arme, als wollte er beten. Sein Blick richtete sich gegen das aus der Höhe fallende Licht. »Ich habe nichts Unrechtes getan, Merlin. Dieser Mensch, der zu mir kam, ist etwas Besonderes, das wirst auch du merken.«
    »Ob dies stimmt, mußt du schon mir überlassen, Artus. Du jedenfalls hast dich zu weit vorgewagt, ohne mich zu fragen. Dafür verdienst du eine Bestrafung.«
    Was ich in den folgenden Augenblicken erlebte, grenzte tatsächlich an Zauberei oder an ein kleines Wunder.
    Merlin hielt seinen glänzenden Stab in der rechten Hand. Den linken Arm schob er vor, er spreizte die Finger, den Daumen ließ er anliegen. Dann hob er den rechten Arm und damit auch den Stab.
    Ich sah das Erschrecken in den Augen des Königs. Artus ahnte, was auf ihn zukam, er wollte etwas sagen, das wiederum gelang ihm nicht mehr. Blitzschnell zeichnete Merlin mit seinem Stab für mich unbekannte Zeichen in die Luft.
    Da flimmerte es silbrig auf, und die Zeichen standen, als wären sie gegen eine Wand gemalt worden. Sternenflimmer umgab uns. Ich spürte auch den kalten Luftzug, der mich frösteln ließ, dann war alles vorbei.
    Der König war erstarrt. In seiner leicht nach hinten gedrückten Haltung stand er und sah so aus, als genügte ein kleiner Stoß, um ihn kippen zu lassen.
    Nichts regte sich mehr. Er flatterte nicht einmal mehr mit einer Augenwimper.
    Merlin hatte ihn durch magische Kräfte gebannt. Die Zauberzeichen verschwanden, als hätte sie jemand weggewischt, was an der Haltung des Königs nichts änderte.
    Der kleine Zauberer drehte sich sehr langsam in meine Richtung, blieb dann stehen und schaute mich an.
    Ich hielt seinem Blick stand. Eine Schwäche wollte ich nicht zeigen. Zum erstenmal konnte ich die Farbe seiner Augen erkennen und wunderte mich darüber.
    Augen, die menschlich aussahen, dennoch dunkel und geheimnisvoll wirkten, als wären sie der Anfang tiefer Schächte, die im Nirgendwo endeten.
    Der Blick konnte bannen, er konnte tasten, er war wissend und fragend zugleich.
    Ich spürte den Schauder, der über meinen Rücken strich und war der erste, der zur Seite schaute.
    Merlin sprach mich an. Seine Stimme drang mir flüsternd entgegen. »Ich spüre, daß du jemand bist, der nicht zu den normalen Menschen zählen kann. Bei dir ist etwas, das ausstrahlt und mich erreicht. Es gleitet über meinen Körper, und es ist wie die Berührung von Fingerspitzen. Wer bist du, Fremder?«
    »Ich heiße John Sinclair. Ich bin der Sohn des Lichts, der Besitzer des Dunklen Grals!«
    »Dann hast du auch das Kreuz!«
    »Ja!«
    Merlin war nicht so überrascht wie ich. Woher wußte dieser geheimnisvolle Zauberer davon? Ich dachte nach und kam auch zu einem Ergebnis, das eigentlich auf der Hand lag, denn Merlins Vater ist der Legende nach der Teufel gewesen. Und er gehörte wieder zu meinen Erzfeinden. Bestimmt stand der Zauberer noch mit ihm in Verbindung, auch wenn er einen anderen Weg eingeschlagen hatte.
    Der Teufel mußte mit ihm über mich gesprochen haben.
    »Du denkst an meinen Vater?«
    »An Asmodis.«
    Merlin nickte mir zu. »Ich bin einen anderen Weg gegangen als er ihn für mich vorgesehen hatte. Ob ich gut oder böse bin, wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls lasse ich mir von keinem etwas sagen. Ich handle so, wie ich es für richtig halte. Das kann manchmal grausam sein, oder auch genau entgegengesetzt. Entscheiden will ich das nicht, das sollen andere tun.«
    »Asmodis ist mein Feind!«
    Merlin nickte. »Das ist mir bekannt. Wie bist du nach Avalon gekommen, John Sinclair?«
    Es hatte keinen Sinn, ihn anzulügen, und so erzählte ich ihm von meinem Irrweg und auch davon, daß ich mein normales Alter und Aussehen verloren hatte.
    Er lachte leise. »Das willst du natürlich zurückhaben.«
    »Sicher.«
    »Und wie hast du dir das gedacht?«
    »Ich kann mir denken, daß die Nebelinsel mir eine Hilfestellung leisten wird. Existiert auf Avalon nicht der
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