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0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 0623 - Ein Tropfen Ewigkeit
Autoren: Jason Dark
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mich wieder zurück in meine Welt führt.«
    »Ja, den gibt es.«
    »Und wo, bitte?«
    Der Riese drehte sich auf der Stelle, bevor er einen Arm ausstreckte und auf den Zauberkessel deutete. »Das ist der Weg. Der Wunderkessel Avalons stellt die Verbindung dar. Aber hüte dich, meine Liebe. Nicht jede Person wird von ihm angenommen. Ich habe hier die Toten lebendig kochen können. Ich wache über den Kessel. Wen er nicht annimmt, den kann er auch in den Tod befördern.«
    Melusine hatte mit offenem Mund zugehört. »Warum sollte er mich töten wollen?«
    »Vielleicht will der Kessel nicht, daß du die Insel verläßt.«
    »Das verstehe ich nicht«, flüsterte sie. »Das ist mir alles zu hoch. Ich gehöre in die andere Welt, außerdem möchte ich wissen, was in dem Kessel schwappt.«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Es gibt gewisse Geheimnisse, die geheim bleiben müssen, Melu. Der Kessel ist auch ein Bewahrer, er sorgt dafür, daß Dinge nicht verloren gehen und…«
    Melusine de Lacre hätte gern weiter zugehört, aber ihr Ahnherr sprach nicht mehr. Er drehte sich plötzlich um und starrte in eine andere Richtung über das Land.
    »Was hast du?«
    Der Riese veränderte seine Haltung und sah aus, als würde er sich ducken. »Ich habe ein unangenehmes Gefühl bekommen, meine Liebe. Es ist wie eine Warnung.«
    »Vor wem?«
    »Jemand nähert sich uns, und es ist nicht Merlin, der König von Avalon.«
    »Merlin, der Zauberer?«
    »Richtig.«
    Melu spürte die Aufregung. »Ich habe von ihm gehört, Brân. Von ihm und von König Artus.«
    »Sie sind hier, sie gehören zu Avalon, aber sie halten sich woanders auf.«
    »Dann sind sie es nicht, die sich uns nähern?«
    »Ich bin mir unsicher.«
    »Was willst du denn tun?«
    Der Riese senkte seinen Kopf. »Zunächst einmal im Hintergrund bleiben. Ich werde mich nicht zeigen, aber ich bin in der Nähe, um dich beschützen zu können, Melusine.«
    Die junge Frau wollte noch eine Frage stellen, allein, der Riese war weg, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Allein blieb sie zurück und schaute sich um.
    Eingebettet in eine Schale aus Fels lag der geheimnisvolle Zauberkessel mit einem Inhalt, der dem Auge der jungen Frau verborgen blieb, weil sich der Dunst dort konzentrierte. Innerhalb dieser Wolken hatte sie ihre Eltern gesehen, auch jetzt wollte sie wissen, ob sie noch da waren.
    Sie rief ihre Namen.
    Antwort bekam sie nicht. Auch aus dem Nebel schälte sich nichts mehr hervor.
    Von welch einer Gefahr hatte der Riese gesprochen? Sosehr sich Melu auch umschaute, sie konnte nichts erkennen, was ihr unter Umständen hätte gefährlich werden können.
    Sie dachte nur an das eine. Weg aus dieser Welt, weg von Avalon und wieder zurück in ihr normales Leben.
    Das war nur zu schaffen, wenn sie in den Zauberkessel stieg, wo sich der Weg öffnen würde.
    Im Hinterkopf dachte sie an die Warnung des Julien de Lacre. In dem geheimnisvollen Zauberkessel wurden die Toten lebendig gekocht. Daran glaubte Melu. Doch wie verhielt es sich umgekehrt, wenn sie lebend in den Kessel kam?
    Würde sie dann sterben?
    Eine konkrete Antwort hatte ihr auch Brân nicht gegeben. Vielleicht hatte er sie bewußt im unklaren gelassen, um sie nicht zu beunruhigen. Vieles kam da zusammen, im Endeffekt jedoch drehte sich alles um den geheimnisvollen Zauberkessel, über den in vielen Sagen und Legenden geschrieben worden war.
    »Ich mache es!« flüsterte Melu und nickte bei den Worten. »Ich kann nicht anders, ich muß hinein.«
    Und sie betrat den Kessel, wobei sie hineinsank in den Nebel wie eine Elfe…
    ***
    Das also war Merlin!
    Seine rote Kutte wirkte auf mich wie eingedicktes Blut. Er hatte eine Kapuze hochgezogen und sie so über den Kopf gestreift, daß nur mehr sein Gesicht freiblieb.
    Ich sah ihn zum erstenmal in meinem Leben und hatte mir eigentlich über ihn andere Vorstellungen gemacht. Eingehüllt in silberne Gewänder, ein Flair des Geheimnisvollen mit sich bringend, aber diese Gestalt sah finster aus und machte auf mich einen bösen Eindruck.
    Sein Gesicht wirkte im Gegensatz zu dem des König Artus dunkel.
    Die Haut sah aus wie gegerbtes Leder, eine klumpige Nase ragte weit über die dicken Lippen. Die hohe Stirn wollte nicht zu ihm passen. Ich wurde einfach den Eindruck nicht los, daß Merlin ein etwas zu groß geratener Zwerg war.
    Er hielt seinen silbernen Stab in der Hand, bewegte ihn, und Funken umsprühten den König.
    Artus stand unbeweglich. Mir kam es vor, als
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