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062 - Schiff der verlorenen Seelen

062 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 062 - Schiff der verlorenen Seelen
Autoren: Dämonenkiller
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und flüsterte ihr etwas ins Ohr, das ich nicht verstehen konnte; dann legte er einen Arm um ihre Hüften.
    „Bitte", flüsterte die Kleine. „Bitte!"
    Ich konnte Arbues' Gesicht nur undeutlich erkennen, sah nur, wie er zögerte, dann preßte er die Lippen zusammen und nickte grimmig.
    „Aber wirklich nur einen Augenblick", sagte er. „Versprichst du es mir?"
    „Ich verspreche es dir", flüsterte das Mädchen mit ihrer honigsüßen Stimme.
    „Ich gehe voraus", sagte Arbues, „und sehe nach, ob jemand an Deck ist."
    Er huschte die knarrenden Stufen hoch, blieb stehen und winkte dem Mädchen. Sie schwebte förmlich die Treppe empor.
    Ich wartete einen Augenblick, dann stieß ich die Kabinentür auf, schlich zu den Stufen und drückte mich in den Schatten. Der Schein des Mondes fiel über die Treppe. So leise es ging, stieg ich die Stufen hoch. Nach einigen Schritten blieb ich stehen. Ich sah Arbues und das Mädchen, die mir den Rücken zuwandten. Sie flüsterten miteinander, aber so leise, daß ich kein Wort verstehen konnte. Warte nur, Arbues, dachte ich, jetzt werde ich dich zur Rede stellen.
    Ich stieg höher und schlich zum Treppenaufgang, der zum Achterdeck führte. Dort hockte ich mich neben den Besanmast und starrte weiter auf Arbues und das Mädchen.
    Ich richtete mich auf, als ich zwei Gestalten näher kommen sah. Das Mondlicht fiel auf ihre Gesichter. Ihre Stimmen hallten bis zu mir herüber. Sie blieben überrascht stehen, als sie Arbues und das Mädchen erblickten. Einer zeigte mit dem rechten Arm auf die beiden.
    Jetzt war ich gespannt, wie Arbues reagieren würde. Ich drückte mich tiefer in den Schatten.
    Die Matrosen liefen auf Arbues zu. Er hatte keine Chance, ungesehen zu verschwinden. Die Matrosen blieben vor ihm stehen.
    „Wer ist das Mädchen?" fragte der eine aggressiv und trat einen Schritt näher. Er streckte seine rechte Hand aus und wollte nach dem Mädchen greifen.
    „Berührt sie nicht!" zischte Arbues und stellte sich vor die verhüllte Gestalt.
    Da war der zweite Matrose heran. Er warf sich auf Arbues und umklammerte seinen Hals mit beiden Händen. Arbues stieß einen unterdrückten Schrei aus. Der zweite Matrose stürmte an ihm vorbei auf das Mädchen zu, das sich noch immer nicht bewegte. Er packte den Schleier, der ihr Gesicht verhüllte, riß ihn zur Seite, blickte das Mädchen an, und ich sah, wie seine Augen groß wurden. Von meinem Platz aus konnte ich das Gesicht des Mädchens nicht erkennen. Der Matrose erstarrte, und das Mädchen bewegte sich. Eine schlanke, schneeweiße Hand kam unter dem Leinen hervor und berührte das Gesicht des Matrosen. Er torkelte einen Schritt zurück.
    Arbues war es gelungen, den zweiten Matrosen abzuwehren. Er war gefallen und hatte sich an der Reling den Kopf angeschlagen. Jetzt richtete er sich auf und blickte dabei auch dem Mädchen ins Gesicht, das langsam auf ihn zuging.
    „Nicht!" rief Arbues.
    Er wollte das Mädchen zurückreißen, doch er kam zu spät. Sie hatte das Gesicht des Matrosen bereits berührt, das wie das seines Kameraden ausdruckslos wurde.
    „Rasch!" sagte Arbues und zog den Schleier vor das Gesicht des Mädchens. „Wir müssen zurück in die Kajüte."
    Er hob die zierliche Mädchengestalt hoch und rannte die Treppe hinunter.
    Ich stand auf. Es war noch immer dunkel. Der Himmel war wolkenlos, und der Mondschein ließ mich alles wie am hellsten Tag sehen. Ich blieb vor den beiden Matrosen stehen, die wie betrunken wirkten. Sie stützten sich gegenseitig. Die Augen hatten sie geschlossen, nur ihre Lippen bewegten sich. Plötzlich drehten sie sich um und wandten sich in Richtung Großmast. Immer wieder krachten sie gegen die Reling. Einer der beiden fiel hin, der andere achtete aber nicht darauf; er ging noch einige Schritte weiter, dann fiel auch er einfach um und blieb bewegungslos liegen.
    Jetzt war meine Neugierde geweckt. Ich lief los und kniete neben dem zuerst umgefallenen Matrosen nieder. Er lag auf dem Rücken, atmete schwer und krampfte die Hände über der Brust zusammen. Dann bäumte er sich auf und sackte in sich zusammen. Auf seiner Stirn war eine schwarze Beule, die aufbrach und ein grünliches Sekret absonderte.
    Ich hatte genug gesehen. Wütend ballte ich die Fäuste. Der Kapitän und die Mannschaft hatten recht. Die Seuche war von Arbues an Bord geschleppt worden. Das Mädchen mußte über unheimliche Fähigkeiten verfügen. Wenige Minuten, nachdem sie die beiden Männer berührt hatte, waren sie
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