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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack
Autoren: Edgar Wallace
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Laufschritt in der Richtung nach Larmes Keep auf.
    »Wo ist das Mädchen - Miss Crewe?« fragte Reeder, der sich plötzlich an sie erinnerte.
    »Sie ist in das Haus gebracht worden«, antwortete der dicke Bill Gordon, der auf einmal wie hergezaubert aufgetaucht war. »Und, Reeder, den Goldtransport haben wir wieder erwischt! Die beiden Anführer der Bande waren ein gewisser Hothling und ein anderer Kerl namens Dean, sie nannten sich wenigstens so - Sie werden ja ihre wirklichen Namen kennen. - Wir haben sie gefaßt, als sie gerade in die Höhle im Steinbruch einfahren wollten. Das ist eine große Sache für Sie -«
    »Zum Teufel mit Ihnen und Ihren großen Sachen!« brach Reeder außer sich los. »Was für ›große Sachen‹ kann ich denn noch wünschen, Mensch, wenn ich die allergrößte verloren habe?«
    Und sehr weise sagte der dicke Bill kein Wort weiter. Die große Banketthalle war voller Polizisten, Detektive und Soldaten, als sie dort anlangten. Das junge Mädchen war in Davers Büro gebracht worden, und er fand sie hier in den Händen der drei Dienstmädchen, die man angenommen hatte, solange Larmes Keep von der Polizei besetzt war. Der Staub war von ihrem Gesicht gewaschen worden, und sie war bei Bewußtsein, aber immer noch halb betäubt, so wie Reeder sie gefunden hatte.
    Sie starrte ihn lange Zeit an, als ob sie ihn nicht erkennen könnte und sich bemühen müßte, den Teil ihrer Vergangenheit zurückzurufen, in dem er eine Rolle gespielt hatte. Ihre ersten Worte waren die Frage: »Hat man keine Nachrichten von - Vater?« »Keine«, antwortete Reeder beinahe brutal. »Ich glaube, es ist besser für Sie, junges Fräulein, wenn er tot ist.« Sie nickte.
    »Er ist tot«, sagte sie mit Überzeugung. Dann raffte sie sich auf, bemühte sich, eine sitzende Stellung einzunehmen, und blickte auf die Dienstmädchen. Reeder verstand ihren Blick und schickte diese hinaus.
    »Ich weiß nicht, was Sie mit mir machen werden«, begann sie, »aber ich nehme an, Sie werden mich verhaften - ich muß ja verhaftet werden, ich habe alles gewußt, was vorging, und habe auch versucht, Sie in den Tod zu locken.«
    »In der Bennet Street natürlich«, sagte Mr. Reeder. »Als ich Sie hier sah, habe ich Sie sofort erkannt - Sie waren die Dame mit dem geschminkten Gesicht.«
    Sie nickte und fuhr fort.
    »Bevor Sie mich wegschaffen lassen, möchte ich Sie bitten, einige Papiere mitnehmen zu dürfen, die in dem Geldschrank sind. Sie haben für niemand Wert - nur für mich.«
    Er war neugierig genug, zu fragen, was das für Papiere wären.
    »Briefe. . ., in der großen, flachen, verschlossenen Kassette . . . Nicht einmal Daver wagte es, sie zu öffnen. Sehen Sie, Mr. Reeder« - sie atmete schneller -, »bevor ich meinen - Mann kennenlernte, hatte ich eine kleine Romanze, die Art von Romanzen, die jedes junge Mädchen hat, wenn sie noch unschuldig genug ist, um zu träumen, und genug Glauben an Gott hat, um zu hoffen. - Ist mein Mann verhaftet?« fragte sie unvermittelt.
    Einen Augenblick war Mr. Reeder schweigsam. Früher oder später mußte sie ja doch die Wahrheit erfahren, und er hatte das Gefühl, daß die grauenvolle Wahrheit ihr keine große Verzweiflung bereiten würde.
    »Ihr Mann ist tot«, sagte er.
    Ihre Augen öffneten sich weit.
    »Hat mein Vater . . .«
    »Ihr Vater hat ihn getötet. . ., ich nehme das an. Ich fürchte, ich war die Veranlassung dazu. Ich kam zurück, um Margaret Belman zu finden; und sagte Daver alles, was ich über seine Heirat wußte. Ihr Vater mußte hinter der Täfelung versteckt gewesen sein und hat jedes Wort gehört.«
    »Ich verstehe jetzt«, sagte sie einfach. »Natürlich war es Vater, der ihn getötet hat - ich wußte, das würde passieren, sobald er die Wahrheit erfuhr. Würden Sie mich für herzlos halten, wenn ich Ihnen sage, daß ich froh darüber bin? Ich glaube aber, ›froh‹ ist nicht das richtige Wort. Ich bin erlöst. - Wollen Sie die Kassette für mich holen?«
    Sie zog aus ihrer Bluse eine goldene Kette, an der zwei Schlüssel hingen.
    »Der erste ist der Schlüssel zum Geldschrank. Wenn Sie die . . . die,. . . Briefe zu sehen wünschen, will ich sie Ihnen zeigen, aber ich möchte es lieber nicht.«
    In diesem Augenblick hörte er auf dem Gang draußen eilige Schritte; die Tür wurde aufgerissen, und ein junger Pionieroffizier kam herein.
    »Bitte um Entschuldigung, Sir«, sagte er eilig, »aber Hauptmann Merriman hält es für notwendig, das Haus zu räumen. Ich habe schon das
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