Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Kerl ist und daß die Bücher bald in seine Hände kommen. In diesen Tagen wissenschaftlicher Entdeckungen ist, was heute neu ist, morgen schon überholt.«
    Der Direktor hatte seine Zweifel an dem Vorhandensein dieser gefährlichen Bücher, mußte aber kurze Zeit nach dieser Unterhaltung seine Ansicht berichtigen. Scotland Yard, wo man selten, wenn überhaupt jemals, Phantomen nachjagt, sandte Oberinspektor Simpson, einen Mann ohne jede Phantasie - der diesem Umstand auch seine Beförderung verdankte. Seine Unterredung mit »Klaps-John-Flack« war sehr kurz.
    »Es handelt sich um deine Bücher, Flack«, sagte er, »es wäre bedauerlich, wenn sie in die falschen Hände fallen würden. Ravini sagt, du hast fast hundert Bücher irgendwo versteckt.«
    »Ravini?« Der alte John Flack fletschte die Zähne. »Hören Sie mal, Simpson! Sie glauben doch nicht etwa, daß Sie mich mein ganzes Leben lang an diesem verwünschten Platz festhalten können? Oder . . .? Dann irren Sie sich nämlich verdammt. In irgendeiner Nacht verschwinde ich stillschweigend - Sie können das dem Direktor erzählen, wenn Sie wollen -, und dann werde ich mal mit Ravini unter vier Augen sprechen.«
    Seine Stimme wurde laut und kreischend, und das alte irre Flackern, das Simpson schon von früher kannte, erschien wieder in seinen Augen.
    »Haben Sie jemals Tagträume, Simpson? Ich habe drei. Ich habe eine neue Methode herausgefunden, um mit einer Million verschwinden zu können. Das ist Nummer eins, ist aber nicht so wichtig. Nummer zwei hat mit Reeder zu tun. Meinetwegen können Sie J. G. alles wiedererzählen. Ich träume davon, daß ich ihn mal treffe - allein - in einer netten, dunklen, nebligen Nacht, wenn die Schutzleute nicht sagen können, aus welcher Richtung die Schreie kommen. Und mein dritter Traum befaßt sich mit Ravini. George Ravini hat eine Chance, und die ist, er stirbt, bevor ich hier 'rauskomme.«
    »Du bist verrückt«, entfuhr es Simpson.
    »Darum bin ich ja hier«, erwiderte John Flack.
    Diese Unterhaltung und die mit dem Direktor waren die beiden längsten, die er im Lauf der sechs Jahre in Broadmoor geführt hatte. Wenn er nicht schrieb, schlenderte er durch die Gefängnisanlagen, das Kinn auf der Brust, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Manchmal kam er während dieser Wanderungen in die Nähe der hohen Umfassungsmauer, und man munkelte, daß er Briefe hinüberwarf. Wahrscheinlich hatte er einen Boten gefunden, der seine zahlreichen chiffrierten Briefe in die Außenwelt beförderte und kurze Antworten zurückbrachte. Er war sehr gut Freund mit dem Aufsichtsbeamten seiner Abteilung, und eines Tages wurde dieser mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Das Tor der Abteilung stand weit offen, und John Flack war in die Welt zurückgekehrt, um seine Tagträume zu verwirklichen.

1
    Zwei peinliche Gedanken beschäftigten Margaret Belman, während der Süd-Expreß sie dem Knotenpunkt Selford und der kleinen Nebenbahn, die von dort nach Siltbury kroch, entgegenführte.
    Der erste Gedanke hatte natürlich mit den durchgreifenden Änderungen zu tun, die sie vorhatte, und mit deren Wirkung auf Mr. J. G. Reeder, diesen gütigen Menschen.
    Als sie ihm mitgeteilt hatte, daß sie eine Stellung auf dem Land suchte, hätte er doch wenigstens etwas Bedauern zeigen können: Eine gewisse Verdrossenheit wäre auf jeden Fall angemessen gewesen. Statt dessen hatte ihn diese Mitteilung sichtlich gefreut.
    »Ich fürchte, ich werde nicht oft in die Stadt kommen können«, hatte sie gesagt.
    »Das freut mich aber wirklich«, hatte Mr. Reeder erwidert und noch irgend etwas Nichtssagendes über den Wert zeitweiliger Luftveränderung und den Vorzug, der Natur näherzukommen, hinzugefügt. Er war tatsächlich viel heiterer gewesen als in der vergangenen Woche, und das war kränkend.
    Margaret Belmans hübsches Gesicht verzog sich, als sie an ihre Enttäuschung und ihren Ärger dachte. Alle Gedanken, ihre Bewerbung vielleicht doch noch aufzugeben, waren wie fortgeblasen. Sie bildete sich auch nicht einen Augenblick ein, daß ein Sekretärinnenposten mit sechshundert Pfund pro Jahr ihr so ohne weiteres in den Schoß fallen würde. Für einen solchen Posten war sie ja völlig ungeeignet, hatte keinerlei Erfahrung im Hotelfach, und ihre Aussichten, angenommen zu werden, waren äußerst gering. Der Italiener aber, der so oft versucht hatte, ihre Bekanntschaft zu machen, war eine jener täglichen Unannehmlichkeiten, mit denen ein junges Mädchen, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher