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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack
Autoren: Edgar Wallace
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7 herabkam. Nach einigen Minuten sah er das junge Mädchen. Er rückte an seiner Krawatte, setzte seinen Hut ein wenig schief und schlenderte Margaret entgegen.
    Margaret war zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, um an den eleganten jungen Mann zu denken, der schon so oft versucht hatte - und zwar unter dem alten Vorwand, ›sie müßten sich früher schon mal getroffen haben‹ -, mit ihr in ein Gespräch zu kommen. In der Aufregung über ihren Besuch in Larmes Keep hatte sie die Existenz dieses zudringlichen Anbeters oder die Möglichkeit, daß dieser bei ihrer Rückkehr auf sie warten könnte, völlig vergessen.
    Ravini blieb stehen und wartete, bis sie herankam, wobei er ihr beifällig entgegenlächelte. Er liebte schlanke Mädchen ihrer Art: Mädchen, die sich einfach kleideten, aber schöne Strümpfe und schicke kleine Hüte trugen. Er lüftete seinen Hut; die Glückssteine blitzten wunderbar.
    »Oh!« sagte Margaret Belman und blieb ebenfalls stehen.
    »Guten Abend, Miss Belman«, sagte George und ließ lächelnd seine weißen Zähne sehen. »Glücklicher Zufall, Ihnen wieder zu begegnen.«
    Als sie an ihm vorbeiging, fiel er in gleichen Schritt mit ihr.
    »Ich wünschte, ich hätte mein Auto hier; ich hätte Sie nach Hause fahren können«, begann er zu plaudern. »Ich habe einen neuen Rolls - wirklich ein netter, kleiner Wagen. Ich brauche ihn nur wenig - ziehe es vor, von der Half Moon Street zu laufen.«
    »Gehen Sie jetzt nach der Half Moon Street?« fragte sie schnell.
    Aber George war ein Mann von Erfahrung.
    »Ihr Weg ist auch der meine.«
    Sie blieb stehen.
    »Wie heißen Sie?« fragte sie.
    »Smith - Anderson Smith«, antwortete er ohne Zögern. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Ich möchte es dem nächsten Schutzmann erzählen, dem wir begegnen«, sagte sie, und Mr. Ravini, dem solche Drohungen nicht unbekannt waren, lächelte.
    »Machen Sie sich nicht lächerlich, kleines Mädel«, sagte er. »Ich tue nichts Böses, und Sie wollen doch Ihren Namen auch nicht in den Zeitungen sehen. Außerdem würde ich einfach sagen, Sie hätten mich aufgefordert, mitzukommen, und wir wären alte, gute Freunde.«
    »Ich werde vielleicht sehr bald einen Freund treffen, der sich nur sehr schwer davon überzeugen lassen wird«, sagte sie. »Bitte, lassen Sie mich in Ruhe.«
    George aber erklärte, daß er das Vergnügen ihrer Gegenwart nicht entbehren wolle.
    »Was für eine törichte junge Dame Sie doch sind!« begann er. »Ich erweise Ihnen doch weiter nichts als die gewöhnlichen Aufmerksamkeiten -«
    Eine Hand packte seinen Arm und drehte ihn langsam herum. Mr. Ravinis Augen blitzten drohend.
    Und doch schien sein Angreifer ein höchst harmloser Mann zu sein. Er war schlank und sah ziemlich melancholisch in die Welt. Er trug einen Gehrock, der fest über die Brust zugeknöpft war, und einen hohen, harten Filzhut mit flachem Deckel. Auf seiner etwas starken Nase saß ein wenig schief - ein einfacher Stahlklemmer. Ein Paar strohfarbene Koteletten zierten seine Wangen, und an seinem Arm hing ein lose zusammengerollter Regenschirm. Diesen Einzelheiten schenkte aber George keine besondere Aufmerksamkeit, er kannte sie zur Genüge, denn Mr. J. G. Reeder, Detektiv der Staatsanwaltschaft, war ihm sehr gut bekannt. . .
    »Aaaach, Mr. Reeder!« sagte er mit einer Herzlichkeit, die beinahe aufrichtig klang. »Das ist aber eine angenehme Überraschung. Darf ich Ihnen Miss Belman vorstellen? Wir wollten gerade zusammen nach -«
    »Doch nicht in den Flotsam Club zum Tee?« murmelte Mr. Reeder mit schmerzlichem Tonfall. »Und auch nicht in Harrabys Restaurant? Sagen Sie bloß das nicht, George! Du liebe Güte! Das hätte aber interessant werden können!« Er strahlte den finster blickenden Italiener an.
    »Im Flotsam Club hätten Sie der jungen Dame zeigen können, wie Ihre Freunde erst vorgestern den jungen Lord Fallon um dreitausend Pfund erleichtert haben - wie man mir erzählt hat. Und bei Harraby hätten Sie ihr das interessante kleine Zimmer zeigen können, in das die Polizei immer durch eine Hintertür hineinkommen kann, wenn Sie es für vorteilhaft halten, einen Ihrer Freunde zu verraten. Sie hat wirklich was versäumt!«
    George Ravinis Lächeln wich einer plötzlichen Blässe.
    »Hören Sie mal, Mr. Reeder -«
    »Tut mir leid, Giorgio.« Mr. Reeder schüttelte traurig seinen Kopf. »Meine Zeit ist kostbar. Ich kann Ihnen gerade noch eine Minute opfern, um Ihnen mitzuteilen, daß Miss Belman eine ganz
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