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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack
Autoren: Edgar Wallace
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besondere Freundin von mir ist. Sollte sich ihr Erlebnis von heute wiederholen - wer weiß, was da alles passieren könnte; wie Ihnen bekannt sein dürfte, bin ich ein boshafter Mensch.« Er sah den Italiener nachdenklich an. »Ich möchte wissen, ob es wirklich Bosheit ist, die mich hindert, Ihnen eine sehr interessante Enthüllung zu machen, die mir auf der Zunge liegt. Das menschliche Gemüt ist ein eigenartiges und kompliziertes Ding, Mr. Ravini. Na ja, ich muß weiter. Grüßen Sie Ihre Zunftgenossen, und wenn Sie merken, daß einer der Herren von Scotland Yard Ihnen nachgeht, seien Sie ihm nicht weiter böse. Er tut ja nur seine Pflicht. Und vergessen Sie nicht meine - na ja - Warnung betreffs dieser jungen Dame.«
    »Ich habe nichts zu dieser Dame gesagt, was ein Herr nicht sagen dürfte.«
    Mr. Reeder schielte Ravini an.
    »Sollten Sie das getan haben, können Sie damit rechnen, daß Sie mich heute abend wiedersehen - und dann werde ich wohl nicht allein kommen. In dem Fall« - sein Ton wurde ganz vertraulich -, »würde ich genug kräftige Leute mitbringen, die Ihnen die Schlüssel zu Ihrem Schließfach im Fetter Lane Stahlkammer-Depot abnehmen würden.«
    Mehr sagte er nicht, aber Ravini taumelte bei dieser Drohung. Ehe er sich wieder gefaßt hatte, waren Mr. J. G. Reeder und sein Schützling in der Menge verschwunden.

3
    »Ein Interessanter Mann«, sagte Mr. Reeder, als ihr Wagen über die Westminster Brücke fuhr. »Er ist wirklich der interessanteste Mensch, den ich im Augenblick kenne. Ich wollte, er würde keine Diamantringe tragen.«
    Er sah seine Begleiterin verstohlen an.
    »Nun, hat Ihnen - hm - das Haus gefallen?«
    »Es ist wunderschön dort«, sagte sie ohne große Begeisterung, »aber es ist ziemlich weit weg von London.«
    Er sah auf einmal niedergeschlagen aus.
    »Haben Sie die Stellung nicht angenommen?« fragte er besorgt.
    Sie wandte sich halb zu ihm und sah ihn fest an.
    »Mr. Reeder, ich glaube wirklich, Sie sehen mich lieber gehen als kommen!«
    Zu ihrer Überraschung bekam Mr. Reeder einen ganz roten Kopf.
    »Wie . . . Hm . . . Natürlich möchte ich das . . . Nicht, meine ich selbstverständlich. Aber es scheint doch eine sehr gute Stellung zu sein, auch wenn es nur vorübergehend sein sollte.« Er lächelte sie an. »Ich werde Sie vermissen, wirklich, ich werde Sie sehr vermissen, Miss - hm - Margaret. Wir sind so gute« - er verschluckte etwas -, »Freunde geworden, aber das . . . Eine gewisse Angelegenheit bedrückt mich - ich meine, ich bin ziemlich beunruhigt. Ich habe niemals mit Ihnen, meine liebe - hm - Miss Margaret, über die unangenehmen Einzelheiten meines Berufs gesprochen; da gibt es nun, oder vielmehr, da gab es mal einen Herrn mit Namen Flack - F-1-a-c-k«, buchstabierte er. »Erinnern Sie sich nicht?« fragte er eindringlich, und als sie den Kopf schüttelte: »Ich hoffte, Sie würden sich des Namens erinnern. Man liest ja so viel über solche Sachen in der Zeitung. Aber vor fünf Jahren waren Sie ja noch ein Kind -«
    »Sehr schmeichelhaft«, lächelte sie, »aber vor fünf Jahren war ich schon eine erwachsene junge Dame von achtzehn Jahren.«
    »Tatsächlich?« fragte Mr. Reeder leise. »Das wundert mich aber! Nun . . . Mr. Flack war eine jener Personen, von denen man so häufig in den Sensationsromanen liest, deren Verfasser die Möglichkeiten und Tatsachen des menschlichen Lebens wenig berücksichtigen. Ein Meister des Verbrechens, der Gründer einer - hm - Gesellschaft, oder, wie der gewöhnliche Mann sagen würde, einer Verbrecherbande. Ein glänzender Verbrecher - es ist schrecklich, es einzugestehen, aber ich habe wirklich eine widerwillige Bewunderung für ihn. Sie sehen, ich bin selbst ein wenig verbrecherisch veranlagt, wie ich Ihnen ja schon oft gesagt habe. Aber er war wahnsinnig.«
    »Alle Verbrecher sind wahnsinnig; Sie haben mir das ja so oft erklärt«, sagte sie etwas schroff, denn es gefiel ihr gar nicht, daß die Unterhaltung von ihren eigenen Angelegenheiten abschweifte.
    »Aber er war wirklich wahnsinnig«, sagte Mr. Reeder sehr ernst und tippte bezeichnend an seine Stirn. »Gerade sein Wahnsinn war seine Rettung. Er führte die tollsten Dinge aus, aber mit der Schlauheit des Wahnsinnigen. Er schoß kalten Blutes zwei Polizisten nieder - mitten am Tag in einer der belebtesten Straßen der City - und entkam. Wir haben ihn schließlich gefaßt . . . Natürlich. Solche Leute werden bei uns immer gefaßt. Ich - hm - half dabei. Aus dem Grunde dachte
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