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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack
Autoren: Edgar Wallace
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mich glücklich und sicher fühlen kann«, schrieb sie. »Der eine, ist London, der andere New York, wo an jeder Ecke ein Schutzmann steht und wo alle Vergnügungen des Landlebens in gesteigerter Form genossen werden können. Also bitte! Können Sie die Zeit erübrigen, mich in die Theater zu begleiten, die ich auf der Rückseite aufgeschrieben habe? Können Sie mit mir in die Nationalgalerie, in das britische Museum, in den Tower von London gehen? (Nein, nach reiflicher Überlegung möchte ich den Tower von London doch nicht in mein Vergnügungsprogramm einschließen; er ist zu mittelalterlich und so düster.) Können Sie mit mir die Kensington-Gärten und ähnliche Plätze überströmender Fröhlichkeit besuchen . . .? Ernsthaft gesprochen, lieber J. G. diese Familiarität wird Sie peinlich berühren, aber ich habe alle Scheu beiseite geworfen), ich möchte wieder zu der großen, vernünftigen Menge gehören - ich bin es müde, ein einsames, hysterisches weibliches Wesen zu sein.«
    In dieser Tonart ging der Brief noch lange weiter. Mr. Reeder nahm seinen Terminkalender und machte einen dicken, blauen Strich durch alle vereinbarten Verabredungen, setzte sich dann hin und verfaßte mit großer Mühe einen Brief, der wegen seiner vorsichtigen und teilweise sogar gespreizten Ausdrücke Margaret in Lachkrämpfe versetzte.
    Richmond-Park hatte sie nicht erwähnt und, wie man annehmen konnte, aus gutem Grund. Denn Richmond-Park im Spätherbst, wenn eisige Winde wehen und das Wild in seine Winterquartiere geht - falls Wild überhaupt in Winterquartiere geht -, ist sicher malerisch, ohne aber angenehm zu sein, und ist nur dann ein Vergnügen, wenn man der Witterung entsprechend in wollenes Unterzeug gekleidet ist.
    Trotzdem aber mietete Mr. Reeder an einem trüben, grauen Nachmittag einen Wagen und saß feierlich an Miss Margaret Belmans Seite, als das Taxi die Clarence Lane, wahrscheinlich die schlechteste Straße ganz Englands, entlangpolterte, bevor es durch das eiserne Gittertor in den Park einfuhr.
    Sie kamen schließlich an eine große, mit Sträuchern besetzte Rasenfläche, im frühen Sommer ein Plätzchen blühender Rhododendren, als Mr. Reeder halten ließ. Sie stiegen aus und schlenderten ziellos durch das kleine Gehölz. Der Boden senkte sich langsam bis zu einer kleinen, mit Moos bewachsenen Vertiefung. Mr. Reeder setzte sich hier mit einem argwöhnischen Blick und einer Anspielung auf Rheumatismus an Miss Belmans Seite.
    »Warum aber gerade Richmond-Park?« fragte Margaret.
    Mr. Reeder hustete.
    »Ich habe ein - hm - romantisches Interesse am Richmond-Park«, sagte er. »Ich erinnere mich nämlich, daß die erste Verhaftung, die ich je gemacht habe . . .«
    »Seien Sie nicht so abscheulich«, warnte sie ihn. »Ich finde nichts Romantisches an einer Verhaftung. Erzählen Sie lieber etwas Nettes.«
    »Dann können wir ja von Ihnen sprechen«, sagte Reeder verwegen, »und gerade, weil ich von Ihnen sprechen möchte, meine liebe Miss - hm - Margaret. . . Margaret, habe ich Sie gebeten, mit hierherzukommen.«
    Mit einer Vorsicht, als ob er eine seltene Kostbarkeit berühre, ergriff er ihre Hand und spielte linkisch mit ihren Fingern.
    »Die Wahrheit ist, meine liebe -«
    »Sagen Sie um Gottes willen nicht ›Miss‹«, bat sie.
    »Meine liebe Margaret« - dies geschah mit großer Anstrengung -, »ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß das Leben zu - hm kurz ist, um einen Schritt, den ich reiflich überlegt habe, noch weiter hinauszuschieben. Nämlich« - hier verlor er sich hoffnungslos in eine Reihe von ›hms‹!
    Er versuchte es von neuem:
    »Ein Mann meines Alters und meines Berufs sollte eigentlich eine derartige Angelegenheit mit größerem Ernst betrachten - wirklich, Sie werden es recht abgeschmackt von mir finden, aber die Wahrheit ist -«
    Was auch immer die Wahrheit sein mochte, in Worten schien sie sich nicht leicht ausdrücken zu lassen.
    »Die Wahrheit ist«, sagte sie ruhig, »daß Sie denken, Sie lieben jemand.«
    Erst nickte Mr. Reeder, dann schüttelte er energisch den Kopf.
    »Ich denke nicht - es ist viel mehr als eine bloße Annahme. Ich bin nicht mehr jung - tatsächlich bin ich ein überzeugter . . . Nein, nicht ein überzeugter, aber . . . hm -«
    »Sie sind ein überzeugter Junggeselle«, half sie ihm aus.
    »Nicht überzeugt«, widersprach er bestimmt.
    Sie drehte sich halb zu ihm und sah ihm voll in die Augen, ihre Hände auf seinen Schultern.
    »Sie Lieber«, sagte sie. »Sie denken
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