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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack
Autoren: Edgar Wallace
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gelöst sein. Diese Vorstellung gefiel ihm, und sein Finger krümmte sich um den Drücker, aber alle seine Gefühle wehrten sich gegen den Gedanken, kalten Blutes zu töten.
    Jetzt kam jemand von der anderen Richtung - Gray, vermutete er. Er mußte schnell zurück und ihn warnen. Vorsichtig stand er auf und lief den Gang hinunter . . .
    und dann geschah, was er befürchtet hatte. Gray mußte ihn bemerkt haben, denn er rief mit schallender Stimme:
    »Auf der anderen Seite ist nichts, Mr. Reeder -«
    »Still, Sie Idiot!« brummte Reeder bissig, aber er erriet, daß das Unheil bereits geschehen war.
    Er wandte sich um, bückte sich und blickte den Gang entlang. John Flack stand mit vorgestrecktem Haupt am Eingang des Tunnels. Noch jemand anders hatte die Stimme des Detektivs gehört. Mit einem Angstschrei war Mrs. Burton, gefolgt von ihrer Tochter, in den Gang gestürzt - der Gebrauch des Revolvers verbot sich, denn die beiden Frauen deckten vollständig den Mann, dessen Untergang Mr. Reeder sich im stillen geschworen hatte.
    Als er endlich das Ende des Ganges, der auf die große Grotte führte, erreicht hatte, waren alle drei verschwunden.
    Reeders Augen waren ausgezeichnet. Er hatte sofort das Boot erspäht, das jetzt auf seinem Kiel schwamm, und bemerkte auch bald die drei Flüchtlinge. Sie waren auf der Fortsetzung der langen Treppe, die von der Decke herunterführte, bis an den Rand des Wassers hinabgestiegen und liefen auf die felsige Plattform zu, die als Anlegeplatz für das Fahrzeug diente.
    Es klatschte etwas gegen den Felsen über seinem Kopf. Ein Regen von Staub und zersplitterten Steinen - der Widerhall einer ohrenbetäubenden Explosion.
    »Sie schießen vom Boot«, sagte Mr. Reeder ruhig. »Sie täten besser, sich niederzulegen, Gray. - Es würde mir wirklich leid tun, wenn ein Mann, der so gern Lärm macht wie Sie, zu erzwungenem Stillschweigen verurteilt sein würde.«
    »Es tut mir sehr leid, Mr. Reeder«, sagte der Detektiv bedauernd. »Ich hatte keine Ahnung -«
    »Stimmt!« sagte Mr. Reeder kurz.
    Klatsch . . . Klatsch!
    Eine Kugel schlug links von ihm gegen die Wand, die andere pfiff zwischen Gray und ihm vorbei. Dieser lag lang auf dem Boden, ein kleiner vorspringender Felsen diente ihm als Deckung.
    War Margaret auf dem Boot? Im gleichen Augenblick, als er sich diese Frage vorlegte, erinnerte er sich an Mrs. Burtons Worte. Als er wieder einen Blitz an Deck des Boots aufflammen sah, schoß seine Hand nach vorn. Zwei Schüsse folgten, die von dem gewölbten Dache widerhallten. Wenn er auch die Wirkung seiner Schüsse nicht sehen konnte, war er doch schon zufrieden, daß die Kugeln das Boot getroffen hatten.
    Es stieß ab. Die drei Flacks waren an Bord. Jetzt hörte er auch das Summen und die Explosionen des Motors, als sich sein Bug drehte und nach der Öffnung der Grotte richtete. Und dann blitzte von der dunkelnden See außerhalb der Grotte ein blendendes Licht in seine Augen, das den Felsen, auf dem er lag, hell beleuchtete und die Umrisse des Motorboots deutlich hervortreten ließ. Das Torpedoboot!
    »Gott sei Dank!« sagte Reeder inbrünstig. An Bord des Motorbootes hatte man das Kriegsschiff gesehen und erkannt, was seine Anwesenheit bedeutete. Das kleine Fahrzeug drehte wieder, bis seine Nase in der Richtung der beiden Detektive lag. Von seinem Deck kam eine Explosion, lauter als je zuvor. Der grollende Donner war in diesem geschlossenen Raum so betäubend, daß Mr. Reeder einige Augenblicke lang zu benommen war, um zu bemerken, daß er halb begraben unter Felstrümmern lag, bis Gray ihn nach rückwärts in den Tunnel zog.
    »Sie gebrauchen eine Kanone . . . Schnellfeuergeschütz!« keuchte er.
    Mr. Reeder antwortete nicht. Seine Blicke hingen wie gebannt an der Wasseroberfläche in der Mitte der Grotte, wo etwas Unbegreifliches vor sich ging. Das Wasser sprang hoch, es wallte auf. Es wurde ihm klar, was vorging. Große Felsstücke waren durch die Erschütterung gelockert worden und fielen von der Decke herab. Er sah, wie sich das Motorboot nach rechts legte, von neuem drehte und auf die Öffnung zuschoß. Kaum zehn Meter trennten es noch von ihr, als mit einem Dröhnen, so entsetzlich, so schreckenerregend, so unbeschreiblich, daß Reeder ganz erstarrt war, der Eingang der Höhle verschwand.

19
    Im nächsten Augenblick war die Luft mit erstickendem Staub angefüllt. Mit betäubendem Krachen stürzten mehr und mehr Felsblöcke zu Boden.
    »Der Eingang der Höhle ist zusammengebrochen!«
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