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0618 - Doktor Wahnsinn

0618 - Doktor Wahnsinn

Titel: 0618 - Doktor Wahnsinn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einem Wildwestfilm entsprungen, selbst bei Vorstandssitzungen seiner Firma oder geschäftlichen Verhandlungen. Lediglich der Colt an der Hüfte fehlte. ›Operettencowboy‹ hatten mehr oder weniger gutmütige Spötter ihn schon oft genannt, aber bisher hatte noch jeder sein ungewöhnliches Outfit toleriert. Daher war es für die anderen verblüffend, daß Tendyke sich in einen ganz normalen Anzug gezwängt hatte.
    Zwei Mietwagen warteten auf sie. Große Luxuswagen, Lincoln Continental. Nicoles Argument, sie hätten doch zu fünft in einem dieser Straßenkreuzer durchaus Platz, begegnete Tendyke mit der Behauptung: »Bei den Leuten, mit denen wir es zu tun bekommen, sitzen nie mehr als vier Personen in einem Auto; höhere Chargen lassen sich gar solo chauffieren, wenn sie gemeinsam irgendwo auftauchen wollen. Mit zwei Autos für fünf Personen liegen wir statusmäßig ziemlich weit hinten.«
    »Du scheinst dich ja recht gut auszukennen«, sagte Zamorra.
    »Wenn jede Bundesbehörde sparen muß - die NSA hat Geld im Überfluß.«
    »Eh, du willst uns doch wohl nicht als NSA-Agenten ausgeben?« entfuhr es Nicole. »Rob, das geht nicht gut!«
    Er verteilte Sichtkarten mit ihren Konterfeis und dem NSA-Symbol sowie den entsprechenden kleingedruckten Hinweisen. »Unterschreiben und sichtbar tragen«, verlangte er.
    »Hast du die aus dem Internet gesaugt und ausgedruckt?« fragte Monica Peters spöttisch.
    »Dann hätten diese Karten nicht auf der Rückseite einen Chip, der eine automatische Kennung sendet«, erwiderte Tendyke gelassen. »Daß man Blanko-Ausweise des FBI aus dem Internet holen kann, weiß jeder. Die Internet -Homepage der CIA ist schon einige Male von Hackern scherzhaft manipuliert worden. Aber an diese Kärtchen und Ausweise kommst du auf diesem Wege nicht 'ran. Die haben Experten bei der NSA, die so was bemerken und unterbinden. Die verfolgen dich zurück und kommen dir zur Hintertür rein, ehe du vorn rausgehen und abschließen kannst.«
    »Du scheinst dich ja wirklich recht gut auszukennen«, wiederholte Zamorra. »Dabei bist du doch gar nicht so sehr der Computerfreak. Hat dir Hawk mit Informationen auf die Sprünge geholfen?«
    »Nein«, erwiderte Tendyke. »Mit diesen Dingen hat unser gemeinsamer Freund nichts zu tun. Nun seht schon zu, daß eure Unterschriften auf die Ausweise kommen.«
    »Die lauten ja tatsächlich auf unsere Namen«, stellte Nicole fest. »Meinst du nicht, daß die Fälschungen als solche erkannt werden?«
    »In mancher Hinsicht kocht auch die NSA nur mit Wasser«, sagte Tendyke. »Habt ihr mitbekommen, daß heute früh ein Kurier aus El Paso kam? Der hat diese Sichtausweise gebracht. Sie sind Spezialanfertigungen.«
    »Laß mich raten«, sagte Zamorra. »Technologie der DYNASTIE DER EWIGEN.«
    »Bingo«, erwiderte Tendyke gelassen. »Manchmal trägt es doch Früchte, daß ich den schlitzohrigen Erzgauner Riker als meine rechte Hand agieren lassen - auch wenn es mir und euch manchmal nicht gefällt, wie er die Geschäfte führt.« Rhet Riker war Generalmanager der Tendyke Industries. Es war ein offenes Geheimnis, daß er mit der DYNASTIE DER EWIGEN paktierte. Die Ewigen bezogen von jenen Tochterfirmen der T.I., die in der Raumfahrt- und Elektronik-Branche involviert wurden, das, was sie dringend brauchten: Elektronik. Sie beherrschten seit Jahrzehntausen den die überlichtschnelle Raumfahrt und hatten einmal beinahe die ganze Galaxis unter ihrer Kontrolle gehabt. Sie waren mit ihrer Technologie jener der Erde um eine Ewigkeit voraus. Aber ihre Computer waren närrisch primitiv und rückständig. Den Ewigen fehlte aus irgendeinem Grund das Verständnis für diesen Bereich der Elektronik. Prozessorchips, die auf der Erde gerade mal auf einen Daumennagel paßten, nahmen bei den Ewigen immer noch die Größe eines Einfamilienhauses ein und waren so langsam wie Konrad Zuses erster Computerschrank.
    Logischerweise waren die Ewigen begierig darauf, die irdische Computertechnik zu übernehmen. Riker lieferte sie ihnen. Aber zugleich war eine böse Falle darin eingebaut. Einmal hatte er Zamorra verraten, wie diese Falle aussah - praktisch auf Knopfdruck konnte er sämtliche von der Erde stammenden Rechner in den Raumschiffen und Stationen der Ewigen lahmlegen…
    Sie, die in ihm einen Verräter an der Menschheit sahen und glaubten, die Erde bald in einem einzigen Großangriff mit überlegenen Raumschiffen unter ihre Kontrolle bringen zu können, irrten sich. Sie waren auf ihn
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