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0616 - Duell der Vampire

0616 - Duell der Vampire

Titel: 0616 - Duell der Vampire
Autoren: Werner Kurt Giesa
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lächelte. »Ich habe einen sehr einfachen Geschmack«, erwiderte er. »Ich begnüge mich stets mit dem Besten.«
    »Das ist geklaut«, behauptete Sylka.
    Morano hob die Brauen. »Bitte?«
    »Der Spruch ist geklaut«, wiederholte sie. »Den hat schon vor ein paar hunderttausend Jahren einer von diesen antiken Dichtern geschrieben. Archimedes hieß er, glaube ich, und das Buch heißt ›Krieg und Frieden‹ oder ›Der gallische Krieg‹ oder so. Irgendwas in der Richtung.«
    »Auf jeden Fall ist er einmal beim Schreiben von seinem Dinosaurier gefallen, als das Stromkabel für seinen Schreibcomputer sich ihm um den linken Steigbügel gewickelt hatte«, ergänzte Morano ernsthaft.
    »Wirklich?« staunte Sylka. »Woher weißt du das?«
    »Ich war dabei und habe ihn festgehalten«, sagte er.
    »Also, jetzt beschwindelst du mich aber!« protestierte sie. »So alt kannst du gar nicht sein. Das war doch schon vor ein paar hunderttausend Jahren!«
    »Was glaubst du, wie alt ich bin?« fragte er leise.
    »Dreißig? Vierzig?«
    »…tausend vielleicht«, murmelte er versonnen.
    Er wußte es selbst schon längst nicht mehr genau. Natürlich hatte er die Zeit der Saurier nicht mehr erlebt; natürlich war das, was die hübsche Sylka plapperte, hanebüchener Unsinn. Er war auch nicht ganz sicher, ob sie nicht versuchte, ihn gewaltig auf den Arm zu nehmen, indem sie sich so dumm stellte. Vielleicht wollte sie nur so tun, als entspreche sie jedem Klischee dümmlichster Blondinenwitze.
    Morano fand sie in dieser Rolle einfach süß.
    Es war Abwechslung. Und da er nicht beabsichtigte, den Rest seines Lebens in enger Partnerschaft mit ihr zu verbringen, konnte er ihr in intellektueller Hinsicht doch etwas niedriges Niveau ertragen. Es konnte ihm sogar ein wenig Spaß machen.
    Immerhin: sie war bildhübsch; ein Hochgenuß, sie zu betrachten, wie sie in fröhlicher Nacktheit durch die Wohnung tanzte. Seinen eher scherzhaften Vorschlag, an der Garderobe gleich alles abzulegen, hatte sie ernstgenommen und sich tatsächlich sofort bis auf die sonnengebräunte Haut ausgezogen. Sein erster Eindruck beim Kennenlernen hatte ihn nicht getäuscht; sie wollte von ihm vernascht werden.
    Eile mit Weile, dachte Morano.
    Sie ahnte nicht, daß es ihm nicht nur um Sex ging, sondern vor allem um ihr Blut. Später. Morano konnte sich beherrschen. Sein Opfer entkam ihm nicht. Und es würde an dem Aderlaß auch nicht sterben. Tan Morano war vorsichtig. Es war nicht mehr so wie vor tausend Jahren. Wenn in einer bestimmten Region in einem bestimmten Zeitraum zu viele Menschen an Blutarmut litten oder gar daran starben, erweckte das Mißtrauen. Heute glaubten zwar nicht mehr sehr viele Menschen an Dämonen und Vampire, dafür aber gab es anderen Ärger. Und ein paar Dämonenjäger gab es auch in dieser modernen Zeit immer noch.
    Wie zum Beispiel diesen Zamorra, der als Agent der britischen Regierung arbeitete. Witzigerweise waren sie sich schon zweimal begegnet, aber Zamorra hatte Morano nicht als Vampir erkannt! Im Gegenteil - nach der letzten Begegnung hielt er Morano wohl selbst für einen Vampirjäger… [2]
    Aber jener Zamorra war hier und jetzt für Tan Morano kein Problem. Es gab zwei Dinge, die wichtiger waren.
    Zum einen, sich mit dieser süßen Blondine zu vergnügen und gemeinsam ein bißchen Spaß zu haben - um später von ihr zu trinken.
    Zum anderen, um seinem alten Rivalen Sarkana eins auszuwischen.
    Eventuell sogar mit der Hilfe dieses Mädchens.
    Doch darüber machte der alte Vampir, der gar nicht so alt aussah, sich jetzt noch keine Gedanken. Er wollte sie und ihr Verhalten erst einmal besser kennenlernen.
    Er öffnete eine der Weinflaschen und füllte zwei Gläser. Blutrot schimmerte das Getränk im Schein des flackernden, knisternden Kaminfeuers.
    »Auf dein Wohl, Sylka«, sagte Morano.
    »Auf deins«, erwiderte sie und schmiegte sich verlangend an ihn.
    Auf meins, dachte er, und während er am Weinglas nippte, verglich er diesen Geschmack gedanklich mit dem menschlichen Blutes.
    Das war für einen Vampir allemal besser…
    ***
    Sarkana hatte sich berichten lassen, wo sein Feind Gryf ap Llandrysgryf zu finden war.
    Der Silbermond-Druide war recht sprunghaft; nie konnte man sicher sein, wo er sich heute oder morgen befand. Aber es gab ein Mittel, ihn anzulocken.
    Die Nachricht, daß irgendwo in der Nähe ein Vampir sein Unwesen trieb!
    Darauf reagierte er, der Vampirhasser, garantiert immer!
    Also brauchte Sarkana nur dafür zu sorgen, daß
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