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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten
Autoren: Jason Dark
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nicht anders vor als zuvor ich. Seine Fingerkuppen waren wie sanfte Federn, als sie über die Haut hin wegstrichen, wobei es eine Haut im direkten Sinne nicht war.
    Der Inspektor richtete sich wieder auf und hob die Schultern. »Komisch, es ist keine Haut, obwohl sie sich kaum anders anfühlt. Ich habe vielmehr den Eindruck, als würde es sich dabei um ein haut ähnliches Material handeln, das gleichzeitig verwandt ist mit einem Pflanzenblatt, eine Mischung aus Haut und Blatt.«
    »Gut gesprochen.«
    »Das ist meine Absicht. Mal eine andere Frage, John. Wie bist du an diese ungewöhnliche Blume herangekommen?«
    »Sie wurde mir gebracht. Verpackt in einem mit einer Schlaufe umwickelten Karton.«
    Suko lachte. »Und wer tat es?«
    »Ein Bote vom Flower Express gab das Geschenk beim Hausmeister ab. Das ist alles.«
    »Die Firma ist weltweit vertreten.«
    »Richtig.«
    »Stellt sich die Frage, John, ob wir dort die Spur aufnehmen sollen oder direkt in die Wachau fahren. Mich würde wirklich interessieren, was der gute Professor sagt, wenn wir ihm das kleine Präsent zeigen, das dir zugeschickt wurde.«
    »Vielleicht weiß er es schon«, murmelte ich. »Unter Umständen stammte es von ihm.«
    »Das hätte er einfacher haben können, ein Anruf oder so…«
    Suko hatte den Satz kaum ausgesprochen, als sich das Telefon wieder meldete. Wir schauten uns beide an.
    »Das ist er«, flüsterte mein Freund. »Wetten?«
    Ich wettete nicht, hob ab und meldete mich. Eine Männerstimme sprach mich an. Sie klang dünn, auch etwas hektisch, und ich stellte kurzerhand eine Frage. »Professor Chandler?«
    »Ja, Sie haben mich erkannt, John?«
    »Natürlich.«
    »Es ist lange her, daß wir voneinander hörten. Damals konnte ich einen magisch-mathematischen Weg in die Vergangenheit aufzeichnen und Ihre Freunde, die Conollys, aus der Urwelt hervorholen. Sie erinnern sich an die Werwölfe, und auch an den Planet der Magier?«
    »Das ist nicht vergessen, Professor. Aber um zu einem anderen Thema zu kommen. Ihr«, ich räusperte mich, »außergewöhnliches Geschenk ist unbeschadet bei uns eingetroffen.«
    »Das habe ich gehofft.«
    »Suko und ich freuen uns, daß Sie noch leben. Wir haben schon mit dem Schlimmsten gerechnet.«
    Ich hörte ihn seufzen. »Es ist auch nicht einfach. Ich stecke in einer Klemme und wollte Ihnen den Beweis schicken, der es Ihnen leichter machen wird, mich zu besuchen.«
    »Das hatten wir schon vor.«
    »Ich lebe noch immer in meinem Schloß und gebe mich meinen Forschungen hin.«
    »Hat diese ungewöhnliche Blume etwas damit zu tun?«
    »Sogar sehr viel.«
    »Was?«
    »Nun, Sie wissen, womit ich mich beschäftige. Ich habe wieder etwas entdeckt, das mir nun über den Kopf wächst. Dabei glaube ich, daß ich mich schon zu weit vorgewagt habe. Im Moment befinde ich mich noch in meinem Schloß, wo ich mich allerdings nicht sicher fühle. Kommen Sie so rasch wie möglich her, John, dann reden wir weiter. Es ist später als ich angenommen habe.«
    »Können Sie noch eine Erklärung geben, was Ihr Kopf in der Pflanze bedeutet?«
    »Nicht jetzt, es ist schlimm.« Ich hörte ihn noch einmal schwer atmen, dann unterbrach er die Verbindung.
    Sehr langsam und mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck legte ich den Hörer auf. Suko wollte natürlich wissen, was das Gespräch mit dem Professor ergeben hatte. Ich berichtete in dünnen Sätzen.
    »Dann scheint er wirklich in Schwierigkeiten zu stecken«, murmelte mein Freund.
    »Davon kannst du ausgehen.« Ich holte mein Kreuz hervor. »Vorher habe ich mich gescheut, den Test zu machen, jetzt, wo ich weiß, daß Chandler lebt, werde ich es versuchen.«
    »Okay.«
    Der Karton stand noch so, wie ich ihn hingestellt hatte. Ich bekam einen leichten Schauer, als ich in das Gesicht des Mannes schaute, mit dem ich vor kurzem erst gesprochen hatte.
    Es sah so verdammt echt aus, als hätte es sich nur für eine Weile entspannt.
    Das allerdings änderte sich schlagartig, als das Kreuz und das Gesicht Kontakt bekamen. Es zischte auf, als hätte ich Wassertropfen auf eine heiße Platte geschleudert.
    Zugleich erschien ein grüngrauer Qualm, der in dicken Schwaden das Unterteil des Kartons ausfüllte. Der Qualm roch nach verbrannter Haut und verkohlten Blättern. Das Seidenpapier wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen.
    Ich nahm die Hand wieder zurück, blies in den Qualm hinein, damit wir freie Sicht bekamen, und starrten beide auf das, was von dem Gesicht zurückgeblieben war.
    Eine
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