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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten
Autoren: Jason Dark
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sich noch immer zurechtgefunden.
    Für eine Person war das Schloß viel zu groß. Der Professor bewohnte auch nur einen kleinen Teil, andere Trakte waren nicht einmal geheizt, bedurften auch einer dringenden Renovierung, doch das Geld fehlte dem Professor. Er verdiente zwar seinen Lebensunterhalt durch das Schreiben wissenschaftlicher Artikel, auch einige Bekannte aus Uni-Zeiten gaben ihm noch Aufträge, aber er erlebte leider auch finanzielle Durststrecken, die sich über Wochen hinzogen.
    Er nahm einen Weg durch die engen Gänge. Mehr als einmal wischten Spinnweben durch sein Gesicht, er hörte auch hin und wieder das Kratzen kleiner Füße auf dem rauhen Boden. Ratten und Mäuse zogen sich in den kälteren Jahreszeiten hierher zurück. In dieser Umgebung war es doch wärmer als in den Verliesen.
    Der Geruch von Moder, Feuchtigkeit und Verfall erreichte seine Nase. Chandler kannte ihn, er kümmerte sich nicht darum. Trotz des wärmenden Mantels fror er und spürte plötzlich den kalten Luftzug, der seinen Nacken von rechts traf.
    Es war der böige Wind, der eine Lücke in der Mauer gefunden hatte.
    Schneeflocken berührten seine Haut und blieben als kleine Wassertropfen darauf liegen.
    Schließlich sah er eine alte Tür. Nur schwach zu erkennen und auch von innen mit Staub bedeckt. Die Decke war in diesem Raum auch niedriger als in den hohen Schloßhallen. Er hatte den Eindruck, als würde sie über seinen Kopf streifen.
    Der Mann blieb vor der Tür stehen. Die Klinke war zwar vorhanden, hing aber nach unten wie ein fast angebrochener Ast. Um die Tür zu öffnen, mußte er schon den Rand umfassen.
    Sie zerrte und schleifte über den Boden. Die kratzenden Geräusche schmerzten fast in seinen Ohren. Er schüttelte sich wie fröstelnd und lugte in die vorn offene Remise, wo der dunkle Opel stand, und er wartete wie ein auf Beute lauerndes Raubtier.
    Niemand befand sich in der Nähe. Bis auf den Wagen war der kleine Stall leer.
    Der Professor mußte schlucken. Stoßweise atmete er durch die Nase. Zweifel stiegen in ihm auf, ob er bisher alles richtig gemacht hatte. Er kämpfte sie nieder und näherte sich seinem Auto so vorsichtig, als wollte er es stehlen.
    Dabei zog er die Wagenschlüssel aus der Tasche, deren Klimpern ihn störte.
    War das Geräusch auch von einer anderen Person vernommen worden? Es rührte sich nichts. Nach einigen Sekunden hatte sich der Professor soweit beruhigt, daß er die Fahrertür aufschließen konnte.
    Beim Aufziehen des Wagenschlags erschrak er, weil es plötzlich im Innern hell wurde. An die Beleuchtung hatte er nicht gedacht. Er warf sich auf den Sitz und hämmerte die Tür härter zu, als er es vorgehabt hatte.
    Im Dunkeln fühlte er sich sicherer.
    Es hatte einmal ein Tor gegeben, das war nicht mehr vorhanden.
    Die Remise stand zum Innenhof der Burg hin offen.
    Anschnallen, den Schlüssel ins Schloß stecken, dann starten. Automatismen, die dem Professor in diesen langen Augenblicken so schrecklich fremd vorkamen.
    Wenn jetzt noch der Motor streikte…
    Nein, er streikte nicht. Irgendwo hatte er mal gelesen, daß Opelmotoren wie Nähmaschinen wären und immer liefen. Dieser Satz bewahrheitete sich in diesem Augenblick.
    Er war zufrieden, als er das typische Geräusch hörte, legte den ersten Gang rein und fuhr an.
    Der Wagen ruckte wie bei einem Fahrschüler. Darüber ärgerte sich der Professor, aber er bekam sein Fahrzeug wieder in den Griff und rollte aus der Remise in den Innenhof der Burg.
    Der nächste Weg mußte ihn zu dem offenen Bogentor führen, über dem die zahlreichen Gästezimmer lagen, die eigentlich nie benutzt wurden. Wildes Gras, Unkraut und Schneematsch bildeten auf dem Burghof eine graue Schicht. Die dicken Flocken klatschten gegen die Frontscheibe. Das störte Chandler ebenso wie das harte Knarren der Wischblätter.
    Hastig verriegelte er auch die Fahrertür, weil er mit einem Angriff aus dem Dunkeln rechnete.
    Ohne Licht rollte er weiter, hinein in die drückende Finsternis, die aus schwarzen und blauen Schatten zu bestehen schien, durch die der dichte Schnee in langen Fäden fiel.
    Obgleich sich Chandler auskannte, war er doch sehr unsicher. Er mußte, wenn er durch das Tor wollte, die Öffnung genau treffen. Ob ihm das gelang, war fraglich.
    Noch im Dunkeln lenkte er den Wagen in eine weite Linkskurve.
    Wenn er so weiterfuhr, mußte er doch den Durchgang erreichen.
    Aber er war sich nicht sicher, deshalb stellte er dann die beiden Scheinwerfer an, deren Strahlen
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