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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten
Autoren: Jason Dark
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blutete.
    Gleichzeitig dachte er an die Strecke. In der Nacht und bei Schneefall sah alles anders aus, aber er wußte, daß es auf der Fahrt ins Tal eine besonders gefährliche Kurve gab.
    Sehr scharf am Anfang und auch am Ende. In der ersten Kehre stand eine Tafel, die Fremden als Wegweiser ins Tal galt. Der Professor selbst hatte damals zugeschaut, wie die Tafel aufgestellt worden war.
    Diesmal sah er sie wieder vor sich!
    Als tanzendes dürres Monstrum, so kam sie ihm vor, umflogen vom Flockenwirbel. Ein Gedanke zuckte dem Mann durch den Kopf.
    Wieso steht sie vor mir?
    Da krachte es schon!
    Frontal war der Mann gegen den Stamm gefahren, den jemand sehr mächtig und stabil gebaut hatte. Er war aus einem Baumstamm geschnitten worden, ein Drittel so dick, und dieser Stamm bewegte sich durch den Aufprall langsam nach hinten.
    Aber er hielt.
    Für den Professor wurde die Welt zu einem rasenden Tornado, denn der Wagen war beim Aufprall gleichzeitig zur Seite geschleudert worden und drehte sich auf dem schmalen Weg mehrere Male um sich selbst.
    Dann rutschte er weg.
    Der Abhang begann direkt hinter dem Wegweiser. Durch Nässe, Schnee und Laub zu einer Kutschbahn geworden, wo die Reifen überhaupt keinen Widerstand fanden.
    Chandler hörte sich selbst fluchen. Er klammerte sich fest, bis er einen weiteren Knall hörte, dann ein Krachen, und plötzlich brach die Frontscheibe aus dem Rahmen.
    Glaskrümel wirbelten ihm entgegen, zusammen mit einem Ast!
    Sein Ende peitschte gegen die Stirn des Professors. Unglücklicherweise traf er dabei eine besonders empfindliche Stelle. Chandler hatte das Gefühl, in einem Kreisel zu sitzen, dann war eine Kraft da, die ihn in die Tiefe zerrte.
    Er wurde nicht bewußtlos, aber groggy und verfiel in einen Zustand der Lethargie.
    Sein letzter Gedanke galt dem Mann mit der Eisenhand. Der brauchte nur den Wagenspuren zu folgen, um Chandler finden zu können…
    ***
    Wenn es jemand in Melk und Umgebung gab, der rote, natürliche Haare besaß, dann war es Lizzy, die Zwanzigjährige mit der Vorliebe für Lederkleidung.
    Lizzy gehörte zu den jungen Leuten, die sich darüber ärgerten, daß sie in der Provinz wohnten. Bis Wien war es für einen kleinen Trip zu weit, und in Melk war der letzte Hund begraben, auch wenn die Stadt jährlich von Tausenden und Abertausenden von Touristen angefahren wurde, denn das Kloster Melk, hoch über dem Tal der Donau, war weltbekannt.
    Mit dem Kloster hatte Lizzy nichts im Sinn. Als Kind sollte sie mit den Eltern mal oben gewesen sein, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern.
    Dafür stand sie auf Peppi.
    Und Peppi war Rocker. Daß sich ein Rocker Peppi nannte, gab es wohl nur in Österreich, wo selbst junge Leute noch ein gewisses Verhältnis zur Verballhornung ihrer Namen besaßen. So hieß Peppi eigentlich Joseph und Lizzy Elisabeth. Aber keiner traute sich, die beiden so zu nennen, auch ihre Eltern nicht, sie hatten sie von Beginn an mit ihren Kosenamen angesprochen.
    Peppi sah sich zwar als Rocker an, das war er nicht ausschließlich.
    Tagsüber arbeitete er in einer Konditorei, erst am Abend zog er sich um, dann streifte er seine schwarze Lederjacke über und schlüpfte in die andere Haut.
    Besonders gern im Sommer, wenn er auf seiner heißen Honda an der Donau entlangrasen konnte, was bei schmuddeligem und kaltem Winterwetter keinen Spaß machte. Da stand die Maschine im Schuppen und wartete, wie ihr Besitzer, auf die Frühjahrssonne.
    Daß Lizzy mit Peppi ging, wußte jeder aus der Melker Szene, und deshalb machte man sie in den einschlägigen Lokalen auch nicht an.
    Betrunkene Touristen hatten es einmal versucht und fürchterliche Dresche bezogen.
    Man traf sich in einem Lokal, das Disco und Café zugleich war. In den hinteren Räumen war es noch gemütlich, wie die Alten sagten, im Vorderraum aber, wo bunte Leuchtstoffröhren neben einer Hufeisentheke und Nierentischen die Atmosphäre der fünfziger Jahre nachbildeten, ging die Post ab.
    Lizzy wartete in ihrer Ecke auf Peppi. Heute war ein besonderer Tag. Peppi hatte seine Mutter überreden können, ihm den Fiat zu überlassen, der alte Herr war nämlich nicht da. Er lag mit einer Blinddarmreizung im Krankenhaus. Ansonsten hütete er seinen Wagen wie den berühmten Augapfel. Doch mit der Mutter konnte es der Zweiundzwanzigjährige gut und hatte versprochen, Lizzy abzuholen.
    Jetzt war er schon fünf Minuten über die Zeit. Ehemalige Schulkameraden kamen auf sie zu, um sie mitzunehmen. Irgendwo
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