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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten
Autoren: Jason Dark
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hineinstachen in die wirbelnde weiße Masse, die einen irren Tanz in der Finsternis aufführte.
    Die Reifen schmatzten über den mittlerweile grau gewordenen Matsch. Der Wissenschaftler war froh, nicht ohne Licht zu fahren. Er hätte den Durchgang im Dunkeln nicht genau getroffen, so aber wiesen ihm die Lichtlanzen des Weg.
    In dem Schneegestöber kam er sich vor wie in einer fremden, unheimlichen Welt. Alles hatte sich verändert, die Dunkelheit und der fallende Schnee verzerrten die Perspektiven. Die Mauern des Innenhofs schienen zusammenzuwachsen, und der Professor kam sich vor wie in einem Gefängnis, das sich urplötzlich öffnete, als der Tordurchlaß im Licht der Scheinwerfer erschien.
    Zum erstenmal seit langem entspannten sich die Züge des Fahrers ein wenig. Seine Augen leuchteten auf. Das wäre geschafft. Wenn er die Ausfahrt hinter sich gelassen hatte, dann…
    Es kam dann doch anders, ganz anders.
    In der Ausfahrt hatte der Unbekannte gelauert. Mit einem heftigen Satz sprang er genau in den Lichtteppich der Scheinwerfer und blieb dort breitbeinig wie ein mordgieriges Monstrum stehen…
    ***
    Chandler verglich den Schock mit einer Eisdusche. Er hatte reflexartig auf die Bremse getreten, ohne allerdings den Motor abzuwürgen, der lief leise weiter und beruhigte ihn irgendwie.
    Der Mann rührte sich nicht.
    Mensch oder Monstrum. Jedenfalls besaß er zwei Arme, nur keine normalen Hände, denn die rechte bestand aus Eisen. Da sie mit Gelenken versehen waren, konnte er sie schließen und wieder öffnen.
    Ob der Kerl mit der Eisenhand einen Mantel trug, war nicht genau zu erkennen, das Kleidungsstück erinnerte Chandler mehr an einen Kittel, und darüber befand sich der Kopf.
    Mehr zu vergleichen mit einer Kugel, auf der so dünnes Haar wuchs, daß es wie ein Schatten wirkte, der sich auf der Schädelplatte verteilte.
    Einen Hals sah der Professor nicht, dafür breite Schultern und mächtige Muskeln.
    Eisenhand taufte Chandler den Unbekannten. Und der stand dort wie ein Fels, an dem es kein Vorbeikommen gab. Selbst im Wagen sitzend fühlte sich Chandler wie von einer tödlichen Gefahr umringt. Wenn er jetzt auf das Gaspedal drückte, glaubte er nicht einmal, daß dieser Mensch, falls er einer war, zur Seite gehen würde.
    Chandler blieb in seinem Fahrzeug hocken, der andere aber ging vor.
    Seine Schritte besaßen einen wiegenden Gang. Er schaukelte förmlich in das helle Licht der Scheinwerfer hinein. Dabei blieb sein Gesicht unbewegt, als wäre es mit einer, grauen Masse bestrichen worden. Chandler erkannte darin keinen menschlichen Ausdruck. Sie waren stumpf, glanzlos, als wäre diese Gestalt vorprogrammiert worden.
    Den rechten Arm winkelte er an. Er winkte dem Professor mit seiner Eisenhand zu.
    Zwei Schritte vor dem Kühlergrill blieb er stehen, senkte den Kopf, grinste dabei und machte den Eindruck eines drittklassigen Schauspielers auf einer Schmierenbühne.
    Mit der normalen Hand griff er in seine linke Seitentasche und holte dort etwas hervor.
    Chandler hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser Blume.
    Sie besaß Ähnlichkeit mit einer Tulpe, war allerdings länger gewachsen und besaß breitere Blütenblätter.
    Mit einer nahezu zärtlichen Bewegung seiner normalen Finger bog der Mann die Blätter zur Seite, um Chandler die Sicht auf die Blüte freizugeben.
    Nein, es war ein Kopf!
    Ob Mann, Frau oder Kind, das konnte der Professor nicht genau erkennen. Jedenfalls schimmerte aus dem Kelch hervor ein Gesicht mit runden Wangen und weit geöffneten Augen.
    Lebte es?
    Der Professor dachte daran, wie er sein Gesicht in einer Blüte gesehen hatte. Da hatte sie sich noch an einem Strauch befunden, was hier nicht der Fall war.
    Als sich die Hand aus Eisen der Blüte näherte, überkam Chandler ein Zittern. Er wollte wegschauen, das wiederum schaffte er auch nicht. So sah er wie sich dicht vor dem Ziel ein Daumen und ein Zeigefinger so weit voneinander entfernten, daß genau der Kopf dazwischenpaßte.
    Chandler hielt den Atem an. Der andere Kerl aber bewegte seine Lippen, er grinste schon im voraus, dann griff er zu.
    Blitzschnell und gnadenlos, so daß Chandler vor Überraschung ein Gurgeln ausstieß.
    Der Kopf war zwischen den beiden Eisenfingern verschwunden.
    Was hervorrann, war eine sirupartige Flüssigkeit, die allerdings nicht aus Menschenblut bestand.
    Pflanzensaft…
    Der Wissenschaftler hockte hinter dem Lenkrad, kalkweiß im Gesicht. Er hatte Mühe, ein Würgen zu unterdrücken. Der Atem pfiff
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