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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend
Autoren: Ronald M. Hahn
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Menschen gelebt, und das nicht mal schlecht - wenn man auf Iglu-Wohnkultur stand und Robbenfleisch und Waltran für das Nonplusultra der Haute Cuisine hielt.
    Konnte man pauschal ausschließen, dass überlebende Eskimos sich nach dem Einschlag des Kometen auf ihre Wurzeln besonnen und gelernt hatten, sich an die neue Situation anzupassen?
    Matts Blick fiel erneut auf die Fensterscheiben des Hochhauses auf der anderen Seite.
    Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte.
    »Ich kann nicht erkennen, woran sich der Izeekepir verletzt hat«, sagte Aruula und stand auf. »Gehen wir jetzt lieber in Deckung.« Sie warf einen letzten Blick auf den Kadaver.
    »Zerlegen können wir ihn später noch.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, zog sie ihr Schwert und schritt die verschneite Treppe hinunter. Matt und Aiko folgten ihr. Auf halber Strecke zückte Aiko eine Taschenlampe.
    Die Stufen waren voller Blutflecken. Als sie den Fuß der Treppe erreichten, schaute Matt sich um und entdeckte eine am Boden stehende Sturmlaterne. Er wollte sich gerade nach ihr bücken, als Aruula ein Stöhnen ausstieß.
    »Was ist?«
    Der Lichtstrahl von Aikos Lampe wanderte über den Rand des Bahnsteigs. Nicht fern von ihnen, dort wo die rostigen Gleise durch den hereingewehten Schnee verliefen, erspähte er drei - nein, vier weiße Hügel, die von dampfenden Blutlachen umgeben waren.
    Matt sah aufgerissene Mäuler mit spitzen Zähnen, grotesk verdrehte Gliedmaßen, ausgefahrene Krallen. Es waren tierische Kadaver mit weißem, blutbefleckten Fell - die Brut der monströsen Bestie, die ihnen an der Oberfläche begegnet war. Allem Anschein nach hatte der - demnach weibliche - Izeekepir im U-Bahn-Schacht gegen jemanden gekämpft und dabei den Kürzeren gezogen.
    Doch wo steckte das Tier, das ihre Jungen getötet und vor dem sie schlussendlich die Flucht ergriffen hatte? Mit welcher abscheulichen Monstrosität mussten sie hier unten rechnen?
    »Vorsicht!«, rief Aruula plötzlich.
    Matt wirbelte herum. Aikos Lampe glitt ihm aus der Hand, fiel zu Boden und erlosch.
    Nun hatten sie nur noch das Licht, das von draußen durch den Abgang zu ihnen drang.
    Ganz in Matts Nähe wurde ein hohles Knacken laut. Das Licht reichte gerade aus, um zu sehen, wie sich Aiko mit schmerzverzerrter Miene an den Schädel griff. Dann knickten seine Knie ein.
    Hinter Aruula lösten sich zwei dunkle Gestalten, die sich offenbar bei ihrem Eindringen an die Wand gepresst hatten, aus der Finsternis und stürzten sich auf die Barbarin. Aus Richtung des Gleiskörpers vernahm Matt das Scharren von Stiefeln, dann schwangen sich vier oder fünf Schemen auf den Bahnsteig, die sich vermutlich hinter die Kadaver geduckt hatten.
    Aruula wand sich tretend und fauchend im Griff zweier drahtiger Gestalten. Die eine war eine Frau mit asiatischen Zügen, die andere ein europäisch wirkender, glatt rasierter Mann. Matthew riss den Driller hoch, erkannte aber im gleichen Augenblick, dass er nicht schießen konnte, ohne Aruula zu gefährden. Er wollte sich auf den Mann stürzen, der eine Hand auf den Mund seiner Gefährtin drückte, doch bevor er ihn erreichte, trat ihm jemand mit großer Wucht die Beine unter dem Hintern weg.
    Mit dem Hinterkopf krachte er auf den Beton.
    In seinem Schädel blitzte es auf. Er musste wohl für eine kurze Weile die Besinnung verloren haben, denn als er die Augen öffnete, lag Aruula nicht weit von ihm neben Aiko auf dem Boden und war geknebelt. Zwei schweigsame Gestalten hielten sie fest, eine dritte hockte auf ihrem Rücken und fesselte sie. Die anderen Angreifer, es waren drei, sicherten mit langläufigen Schießeisen den Treppenaufgang, als rechneten sie mit weiteren Eindringlingen.
    Matt konzentrierte sich, sammelte seine Kräfte und sprang auf. Erst als er auf den Beinen stand, bemerkte er, dass sein Driller weg war. Er musste ihn beim Sturz verloren haben.
    Für eine Sekunde stand er starr da - eine Zeitspanne, die jemand hinter ihm nutzte, um seinen Arm um Matts Hals zu legen.
    Matt reagierte, wie er es in der Ausbildung gelernt hatte: Er packte den Arm, der ihn würgen wollte, beugte sich nach vorn und ließ den Angreifer über seine Schulter abrollen.
    Der Mann - dass es einer war, konnte man an dem deftigen Fluch hören, den er abließ - schlug unsanft zu Boden. Er würde wohl die nächsten Minuten damit zubringen, seine Zähne einzusammeln. Doch leider gab es nun, da Aruula gefesselt war, genügend Ersatz für ihn. Gleich ein halbes Dutzend Leute
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