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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend
Autoren: Ronald M. Hahn
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hoben sie sich kaum vom Schnee ab.
    Unwillkürlich richtete Matt seinen Blick auf die Treppe, die zur U-Bahn-Station hinunterführte. Rechts, über dem verrotteten Treppengeländer entdeckte er ein Messingschild.
    Darin war eingraviert: Vancouver Transit Authority. Subway-Section 001.
    Das mulmige Gefühl, das sich in Matts Magen ausbreitete, währte jedoch nur eine Sekunde - denn danach überschlugen sich die Ereignisse!
    Ein Brüllen ertönte, das von Zorn und Blutgier kündete. Und ein Schatten flog aus der Tiefe zu ihnen empor: weißes Fell, blutrote Augen, geifernde, gebleckte Fänge, mordlustig gekrümmte Krallen, von hellrotem Blut gesprenkelte Hinterläufe.
    Aiko sprang zurück.
    »Wudan!«, schrie Aruula.
    Herr im Himmel, durchfuhr es Matt. Das Monster der Woche!
    »Izeekepir!« Aruulas Rechte flog in die Höhe und griff nach dem langen Schwert auf ihrem Rücken. Mochten ihre paranormalen Fähigkeiten auch gestört sein - die Instinkte ihrer barbarischen Vergangenheit waren aktiv wie eh und je.
    Die an eine Mischung aus Eisbär und Großkatze erinnernde Bestie, die aus dem U-Bahn-Schacht schnellte, war mindestens drei Meter groß. Ihre Hinterläufe bluteten heftig; sie schien verletzt zu sein. Dies war einerseits gut, da es ihre Bewegungsfähigkeit einschränkte. Andererseits reagierten verletzte Raubtiere unberechenbar wie in die Ecke gedrängte Ratten.
    Bevor Matt einen klaren Gedanken fassen oder Aiko seine Waffe hervorziehen konnte, beschrieb Aruulas Klinge einen rasend schnellen Bogen und krachte mit der Schneide in den Wanst des Izeekepir.
    Das Schwert prallte ab, als bestünde der Leib des Ungeheuers aus Hartgummi. Vom Schwung ihrer Waffe getragen, verlor Aruula die Balance, taumelte zurück und stürzte.
    Im gleichen Moment hatte Aiko seine Tak 02 gezogen, eine Maschinenpistole aus Miki Takeos Werkstätten. Doch bevor er sie hochbrachte, ragte die weiße Bestie vor ihm auf.
    Ihre rechte Tatze schlug mit voller Wucht gegen den Lauf von Aikos Waffe. Die Tak 02 flog im hohen Bogen durch die Luft und landete irgendwo im Schnee.
    Während sich Aiko gedankenschnell seitlich abrollte und damit einem zweiten Schlag um Haaresbreite entging, riss Matt seinen Driller aus der Uniformtasche.
    Auf diese Entfernung konnte er die Bestie gar nicht verfehlen. Das Projektil, groß wie die Spitze eines Kugelschreibers, stanzte einen roten Fleck in die Brust des Ungeheuers.
    Matt warf sich zu Boden.
    Im nächsten Moment explodierte die Sprengladung der Patrone und zerriss den Izeekepir von innen heraus.
    Trotzdem blieb er aufrecht stehen, schaute fast erstaunt an sich hinab - und folgte dann erst seinen Innereien, die in den Schnee regneten. Der Boden bebte, als der Koloss vor Matt aufschlug.
    Matt wich mit heftig pochendem Herzen ein paar Schritte zurück, einen Fluch auf den Lippen.
    »Was ist das denn für ein Vieh?« Aiko Tsuyoshi stand kreidebleich neben Matt und musterte die noch zuckende Monstrosität. Aus d em Maul der Mutation quoll literweise helles Blut. Seine Hinterläufe bebten. Sein Todeskampf dauerte fünf Sekunden, dann rührte es sich nicht mehr.
    Matt steckte den Driller ein. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Seine Knie zitterten vom Schock. Das Herz schlug ihm bis zum Halse. Jetzt war ihm heiß, sehr heiß. Er fühlte sich irgendwie gut durchblutet. A good fight every day keeps the Doctor away.
    »Das ist ein Izeekepir«, erklärte Aruula, »eine Bestie, die im ewigen Eis lebt. Rulf an und ich hatten in meiner Heimat schon mal mit einem zu tun.« [1]
    Rulf an! Der Name versetzte Matt einen Stich; immer noch. Er konnte dem Sohn eines Bunkermenschen und einer Barbarin nicht vergeben, dass er mit Aruula…
    Schluss damit! Rulfan war weit weg, und er selbst war Aruula auch nicht treu geblieben, während sie für Monate getrennt gewesen waren. Was sollte also diese lächerliche Eifersucht?!
    »Sorgen um saftige Steaks brauchen wir uns jedenfalls nicht mehr zu machen«, sagte er fröhlicher als ihm zumute war. »Mit dem Vorrat kommen wir problemlos bis zur Beringstraße.«
    Aruula schob ihr Schwert in die Rückenhalterung zurück, kniete sich neben das tote Monstrum in den Schnee und betastete dessen Hinterläufe. »Irgend jemand hat den Izeekepir verletzt. Ich erkenne Schnittwunden.«
    Matt dachte an Bäreneisen und Trapper. Immerhin befanden sie sich im Land der Pelzjäger. Warum sollten diese Breitengrade eigentlich unbewohnt sein? Schließlich hatten auch früher schon jenseits des Polarkreises
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