Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zeichnete sich fast auf ihrem Gesicht ab. »Wer kann das sein?« Sie sprach mehr zu sich selbst.
    »Ich weiß es nicht, verdammt. Ich weiß es wirklich nicht. Die kommt mir vor wie eine Botschafterin.«
    »Botschafter werden geschickt – und sie?«
    Bill hob die Schultern. »Frag mich doch nicht, Mädchen, ich weiß es auch nicht. Ich habe keine Ahnung. Vielleicht sagt sie es uns selbst.« An seine Worte hatte Bill nicht geglaubt, doch er wurde eines Besseren belehrt.
    Die Wolke schwebte schon längst nicht mehr weiter. Wie von Fäden gehalten, hing sie über dem Partygarten. Im Innern stand noch immer die Gestalt, umspielt von den Schwaden, die sie berührten, an ihr hochflossen oder sie nach vorn drängten. Die Gestalt schien aus dem Hintergrund an den Rand der Wolke geschoben zu werden und wurde dabei nicht nur von zahlreichen Menschenaugen beobachtet, auch die beiden Doggen standen unbeweglich und schauten zu.
    Sheila gab als erste einen Kommentar. Zunächst lachte sie, dann sprach sie flüsternd die Worte. »Bill, sag mir, daß ich träume, daß es nicht wahr ist.«
    Bill stieß den Atem so laut aus wie ein Dampfkessel den Überdruck. »Du träumst nicht, Sheila! Das ist tatsächlich eine Frau!«
    Und wie sie kam. Sie drückte den rechten Fuß vor, als wäre das vordere Ende der Wolke eine Treppe, deren letzte Stufen sie noch zu nehmen hatte.
    Dann trat sie hinaus, und jeder konnte sie sehen. Kommentare hätten aufklingen müssen, nur traute sich keiner der Gäste, etwas zu sagen. Die Person hatte alle Menschen voll in ihren Bann geschlagen. Sie war da, und sie beherrschte die Szene wie eine Königin.
    Diese Frau war es nicht gewohnt zu verlieren.
    Sheila hatte sich soweit gefangen, daß sie wieder reden konnte.
    »Bill, das ist nicht wahr. Kennst du sie?«
    »Unsinn.«
    »Ich habe das Gefühl, als würde sie uns anstarren, nur uns.« Sheila zwinkerte mit den Augen.
    Ihr Mann schwieg. Das Gefühl hatte er ebenfalls, nur wollte er nicht mehr reden, denn die Person strahlte etwas aus, das er weder begreifen noch beschreiben konnte.
    War es ein Ungeist?
    Nein, das wäre falsch gewesen. Es war etwas, wie es nur Königinnen oder Herrscherinnen an sich hatten. Eine Aura, ein Flair, der große Sieg war ihrer.
    Und noch etwas kam hinzu. So wie sie sah man einfach nicht aus.
    So zog sich kaum ein Mensch an, nicht der verrückteste, denn von einer Kleidung konnte man bei ihr kaum sprechen.
    Das Gesicht mit dem wilden Ausdruck zeigte schrägstehende Katzenaugen, eine feine Nase und einen vollen Mund, der trotzdem einen verkniffenen Zug besaß. Hochstehende Wangenknochen wurden von den Spitzen einer wilden Haarmähne umschmeichelt, die selbst den Hals der Frau einrahmte wie ein Schal. Das Haar war grau, gelb und blond. Ein Mischmasch aus Farben und Strähnen. Sie trug eine grün-graue Kleidung, wo der Ausschnitt des Oberteils dermaßen weit aufklaffte, daß beide Brüste ins Freie drängten. Die Hose lag eng an, genau wie die Stiefel. Sie konnte sich sehr geschmeidig bewegen, da störte nichts.
    Von den Schultern bis zu den Ellbogen waren die Arme nackt. Die Hände zeigte sie nicht, denn lange Stulpenhandschuhe bedeckten sie, die Ränder hörten erst dicht unter den Ellbogen auf, wo auch düstere Tätowierungen zu sehen waren. Der Reporter glaubte, eine Schlange erkennen zu können. Bänder umhingen schräg den Körper in Schulterhöhe. Sie waren mit dünnen Ringen aus Metall geschmückt, aber das Schlimmste an ihr war die gefährlich aussehende Waffe.
    Ein Säbel mit schmaler, leicht gekrümmter Klinge, deren langen verschnörkelten Griff sie mit beiden Händen umklammert hatte. Die Klinge selbst gab einen matten Glanz ab, in den allerdings dünne, zittrige Blutfäden hineinliefen, die auf dem Metall ein makabres Muster hinterlassen hatten.
    Man hätte meinen können, daß dieses Blut von Menschen stammte, möglicherweise auch von Tieren, so genau war es nicht zu erkennen. Aber die roten Streifen sagten eigentlich genug.
    Und sie schwebte nieder. Völlig geräuschlos, in das Staunen der Menschen hinein.
    Keiner sagte etwas. Die Doggen gaben als einzige einen Kommentar ab. Sie hatten sich gegen den Boden gedrückt und winselten, als wollten sie eine Herrin begrüßen und sie gleichzeitig darum bitten, nicht getötet zu werden.
    Die Unbekannte schwebte tiefer, bis sie noch einmal ihr Bein ausstreckte und mit dem rechten Stiefel zuerst den Boden berührte. Das linke Bein zog sie nach und stellte es dann neben das rechte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher