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0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet
Autoren: Jason Dark
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wobei es kaum einen Zwischenraum zu ihren Füßen gab.
    Sie stand da, das Schwert halb erhoben, die Arme etwas ausgestreckt, und sie sagte nichts.
    Schließlich bewegte sie den Kopf um eine Idee nach vorn, so daß sie auf die Hunde schauen konnte.
    Ein Blick reichte – die Tiere verstummten.
    Die Stille war beinahe absolut. Sie kam den Menschen bedrückend vor. Kein Zuschauer wagte es, einen Kommentar abzugeben. Die Gesichter waren einzig und allein dieser fremden, wilden Person zugewandt, die aus der Wolke gestiegen war wie eine Kämpferin von der Kinoleinwand.
    Und sie schaute die Menschen an. Jeder einzelne mußte das Gefühl haben, von ihrem Blick genau seziert zu werden, bis auf die beiden Conollys, die in einer relativ guten Deckung standen, aber trotzdem etwas von der wilden Aura dieser Person spürten.
    Wer konnte das sein?
    Unausgesprochen stand die Frage in den Gesichtern der Gäste zu lesen. Eine Frau aus der Wolke, aus dem Nichts, aus der Hülle. Eine Kriegerin, vielleicht entlassen aus einem sehr fernen Reich, in dem andere Gesetze herrschten als in der normalen Welt.
    Noch stand sie da, möglicherweise weidete sie sich an der Furcht der Menschen. Wieder verstrich Zeit, bis sie sich mit einem Ruck in Bewegung setzte und anfing, vor den Gästen auf- und abzugehen.
    Dabei sank die lange Klinge der Waffe nach unten. Die Spitze berührte den Boden und kratzte über ihn hinein.
    Viele Zuschauer bekamen eine Gänsehaut, als sie das hörten, was diese wilde Person nicht störte. Ihr starrer Blick blieb auf die Gäste gerichtet, und das Grün ihrer schrägstehenden Augen funkelte wie geschliffenes Glas.
    Plötzlich blieb sie stehen, drehte sich mit einer wilden Bewegung herum. Ihre langen Haare flogen. Sie selbst sah aus, als wollte sie jeden Augenblick in die Wolke hineinspringen, aber sie blieb mit den Beinen auf dem Boden.
    Sie schaute nur…
    Hart, gnadenlos. Wie Dolche waren die Blicke, das bemerkten auch Sheila und Bill.
    »Die hat etwas vor«, flüsterte Sheila. »Die hat wirklich eine Botschaft zu vermelden, ich spüre es.«
    »Das scheint mir auch so.« Bill hatte die Worte kaum gesprochen, als die Fremde ihren Mund öffnete und mit einer Stimme sprach, die nicht direkt weiblich, aber auch nicht männlich klang. Von der Tonlage her lag sie irgendwo dazwischen.
    »Ich bin gekommen, ich bin zurückgekommen, um euch hier eine Botschaft zu vermelden. Lange hat es gedauert. Ich habe aus meiner Welt versucht, die Nachricht zu euch hinüberzugeben, aber mir hat niemand gehorcht. Keiner wollte auf mich hören. Deshalb sage ich es laut und deutlich. Ich bin Gwenola, der weiße Engel, wie es heißt. Man nennt mich auch die Bretonin. Dieses Land ist mein Land, hört ihr? Das ist mein Land, und ich lasse es mir nicht wegnehmen. Ich bin gekommen, um es zurückzuholen. Das ist mein Land! Es gehört mir, der Bretonin!«
    Zur Unterstreichung ihrer Worte bewegte sie blitzschnell die Säbelklinge. Das Metall pfiff durch die Luft, als wollte sie es in mehrere Teile zerschneiden.
    War das ihre Botschaft? War sie deshalb nur gekommen, um es bekanntzumachen?
    Bill konnte es kaum glauben, seine Frau ebenfalls nicht. Sie schauten sich an, Unverständnis in den Augen, und Sheila hauchte: »Verstehst du das?«
    »Kaum.«
    »Ich meine, daß sie noch nicht fertig ist«, erklärte der Reporter leise. »Ich kann mir gut vorstellen…«
    »Psst!«
    Bill hielt den Mund, denn Gwenola redete weiter. »Ich habe euch gesagt, daß es mein Land ist. Ja, es ist mein Land. Damit müßt ihr fertig werden. Ich will euch sagen, daß ich es mir zurückhole. Die Bretonin wird wieder hier herrschen, wie es schon einmal vor langer Zeit gewesen ist. Deshalb geht weg. Flieht aus diesem Gebiet, wenn euch euer Leben lieb ist. Flieht…«
    Sie sprach die Worte wild aus und hielt auch die Säbelklinge nicht still. Ihre grünen Augen funkelten dabei wie Steine, gegen die das Sonnenlicht gefallen war. Deshalb sahen sie aus, als würden sie Blitze ausstoßen. Jeder einzelne fühlte sich von dieser Rede getroffen.
    Man konnte sagen, was man wollte, aber Gwenola hatte die Menschen kalt erwischt. Die Gäste gehörten allesamt zu denen, die nicht auf den Kopf gefallen waren, die es auch verstanden, sich durch Worte und Argumente zu wehren, die aber fehlten ihnen hier. Die Bretonin beherrschte die Szene vollkommen.
    Ein Weib, das man mit dem Begriff wild und grausam umschreiben konnte. Eine Person, der es gelungen sein mußte, sich in einer anderen,
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