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0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien
Autoren: Jason Dark
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möchte… also ich möchte …«
    »Sag schon. Schätzchen, wir sind doch unter uns. Rede einfach, die liebe Romina hört dir genau zu. Also, was hast du auf dem Herzen, kleine Isabel?«
    »Bitte, komm mit.«
    »An die Bar?«
    »Nein, verdammt, in mein Zimmer!«
    Romina richtete sich auf und schaffte es, ohne daß die Gurkenscheiben verrutschten. »In dein Zimmer?« Sie lachte. »Was soll ich da, Schätzchen, was soll ich bei dir?«
    »Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Romina hielt mit beiden Handflächen die Gurkenscheiben fest.
    »Hat das nicht Zeit bis nachher? Du weißt selbst, daß ich meine Entspannung nicht gern unterbreche.«
    »Es ist wichtig!« drängte Isabel. »Es ist wirklich sehr wichtig. Wenn du bitte…«
    »Mit oder ohne Gurken?«
    »Ist mir egal.«
    Romina stöhnte auf. »Du kannst einen Menschen ganz schön nerven, weißt du das? Aber ich will nicht so sein, wir sind Freundinnen, also werde ich dir den Gefallen tun.« Sie behielt die Hände an ihren Wangen und drückte die Gurkenscheiben derart fest an, damit sie nicht um eine Idee verrutschen konnten.
    Wie auf rohen Eiern durchquerte sie den Raum und steuerte das Badezimmer an. Die Tür ließ sie offen. Durch das Rauschen des Wassers vernahm Isabel die Stimme der Schweizerin. »Ich wasche mir nur das Gesicht ab, dann bin ich da. Aber wie siehst du aus? Rennst du immer mit einem Badetuch bekleidet durch fremde Hotelgänge?«
    »Mach keine Witze.«
    Romina gab keine Antwort. Sie war zu sehr mit dem Waschen beschäftigt. Wenig später stand sie wieder vor Isabel. Sie hatte sich ein helles, kurzes Minikleid übergestreift. Der Saum endete noch über den Kniekehlen. »Komm, wir gehen.«
    Romina wunderte sich über Isabel, die erst vorsichtig in den Flur schaute, ehe sie das Zimmer verließ.
    »Hast du was, Kind?«
    »Mal sehen.«
    »Wieso…?«
    »Ich erkläre dir das später, bitte.«
    Romina hob die Schultern. »Wie du meinst.« Dann folgte sie der Freundin durch den Flur.
    Isabel hatte nicht abgeschlossen. Sie brauchte die Zimmertür nur anzutippen, damit sie nach innen schwang. Mit steifen Schritten betrat sie den Raum.
    Romina schüttelte den Kopf. Ihr kurzes Haar wehte dabei in die Höhe. »Jetzt sag mir nur, du hast irgendwelche Gespenster gesehen, dann muß ich aber lachen.«
    »So ähnlich.«
    »Aha. Und wo, bitte?«
    Isabel deutete zum großen Fenster. »Schau dorthin, da wirst du es sehen.«
    Romina mußte lächeln. »Tut mir schrecklich leid, aber ich sehe kein Gespenst.«
    »Ich meine auch die Streifen.«
    »Tatsächlich?«
    »Sie waren nicht da, als ich einzog. Jetzt sind sie vorhanden. Rate mal, wer sie hinterlassen hat!«
    »Dein Gespenst!«
    »Ja, nein. Es war eine Riesenhand, verstehst du das? Eine gewaltige Klaue aus Stein. Sie tauchte plötzlich vor dem Fenster auf und berührte die Scheibe. Da kratzten die Finger von oben nach unten. Es war einfach grauenhaft.« Die Erinnerung an die Vorgänge trieb Isabel wieder den Schweiß auf die Stirn.
    Romina schaute sie skeptisch an. »Sag mal, Schätzchen, bist du noch ganz dicht?«
    »Und ob ich dicht bin. Es war die Hand. Und es war die Hand aus dieser verdammten Gruft. Erinnerst du dich?«
    »Nein, sorry.«
    »Wir sind doch durch die Katakomben gegangen.« Isabel holte tief Luft, bevor sie weitersprach. »Wir haben alles besichtigt, die einzelnen Räume, die Gräber mit den Knochen der Pesttoten, dann waren wir in einem Raum, wo nicht nur Särge standen, sondern auch Urnen.« Isabel stand dicht vor der Freundin und redete mit Händen und Füßen. »Erinnerst du dich daran, Romina?«
    Die junge Schweizerin hob gelangweilt die Schultern. »Ja, schon, aber nicht direkt. Es waren einfach zu viele Räume.« Sie fuhr über ihre Oberlippe. »Weißt du eigentlich, daß ich manchmal einen Bart hier bekomme? Einen richtigen Damenbart?«
    »Scheiße, hör damit auf! Dein Damenbart…« Sie schüttelte den Kopf. »Ach, entschuldige, es ist einfach zu furchtbar.« Isabel ließ sich auf das Bett fallen. Ungefähr dort, wo sie auch gesessen hatte, als die Hand aufgetaucht war. Dann zeigte sie auf die großen Fenster. »Du wirst es kaum glauben, aber die Hand stand vor der Scheibe, und zwar um einiges größer als in der Gruft, wo wir sie unter der Decke entdeckt haben. Sie war riesig.«
    Romina staunte ihre Kollegin an. »Du… du willst mich doch nicht auf den Arm nehmen – oder? Du hast noch alle Tassen im Schrank? Ich meine, es ist ja nicht schlimm, wenn man hin und wieder durchdreht. Das geht mir
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