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0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien
Autoren: Jason Dark
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junger Mann und wirkte immer etwas schlaksig, im Gegensatz zum behäbigen Artner, dessen schwarzes Haar so dicht wie ein Pelz auf dem Kopf wuchs.
    Es gibt keine leeren Straßen in Wien.
    Mag sie auch noch so klein sein, irgendwo parkten immer Autos.
    Da wurde selbst die kleinste Lücke noch zugedeckt.
    So war es auch dort, wo die Malteser ihren Sitz hatten, aber es gibt auch glückliche Zufälle. Einen solchen erlebten die drei Polizisten, denn ein größerer Wagen rollte aus einer Parklücke, in die sie wunderbar hineinkamen.
    »Wenn das so weitergeht, können wir uns gratulieren«, sagte der Oberkommissar, als er ausstieg.
    Ungefähr zehn Schritte mußten sie laufen, um ihr eigentliches Ziel zu erreichen.
    Sie ließen die Blicke an den Fassaden entlanggleiten und merkten nicht, daß sich hoch über ihren Köpfen, etwa in Höhe der Dachränder etwas tat.
    Dort erschien ein Schatten!
    Zuvor war er über die Dachpfannen gekrochen, hatte sich dem Rand immer weiter genähert und kroch nun über ihn hinweg, wobei er sich verbreiterte, denn er dehnte sich.
    Es waren die Steinfinger, die sich gespreizt hatten, dann nach unten kippten und genau dorthin zeigten, wo die Polizisten ihr Fahrzeug geparkt hatten.
    Nicht lange schwebte die gewaltige Pestklaue zwischen Dachrand und Erdboden.
    Urplötzlich kippte sie ab und fiel!
    Es war wohl Zufall oder ein Fingerzeig des Schicksals, daß Artner in diesem Moment in die Höhe schaute, die Riesenklaue sah und mit einem gellenden Schrei die beiden anderen Männer warnte, die genau das Richtige taten, nicht hinschauten, sondern in verschiedene Richtungen wegrannten.
    Auch Artner war losgelaufen. Auf der anderen Straßenseite blieb er stehen, drehte sich um – und hörte den gewaltigen Krach, das Splittern und sah das Chaos.
    Die fallende Hand hatte ihre Richtung nicht verändert. Sie war weiter in die Tiefe gerast und genau auf das Dach des Dienstwagens gekracht, den dieser harte Aufprall regelrecht zerrissen hatte.
    Er war zersprungen wie eine Schale, und Fahrzeuge, die in seiner Nähe standen, bekamen ebenfalls etwas ab.
    Aus westlicher Richtung, vom Rand der Straße her, näherten sich Menschen. Zwei Autofahrer stoppten abrupt, und sie alle, auch die Polizisten, wurden Zeugen des weiteren Geschehens.
    Die Pestklaue hatte bisher nur einen Teil ihres Auftrags erfüllt. Sie dachte nicht daran, sich zurückzuziehen, sondern machte weiter.
    Ohne sichtbare Beschäftigungen zu zeigen, stieg sie wieder hoch, drehte sich, zeigte den erstarrt dastehenden Zeugen ihre Innenseite und huschte an den Hauswänden entlang, bis zu einem bestimmten Punkt, wo sich die Lücke einer Einfahrt öffnete.
    Dort glitt sie hinein.
    »Und jetzt?« schrie Artner seinem Chef zu. »Verdammt, was ist denn jetzt los?«
    Rinaczek hob nur die Schultern. Mehr konnte auch er nicht tun…
    ***
    Wir alle hatten ihre Worte verstanden, wir schauten sie an und konnten es nicht fassen.
    Besonders Suko und ich nicht, denn wie hatte sich Isabel verändert! Aus der ängstlichen Person war jemand geworden, der bereit war, eiskalt zu morden.
    In großer Gefahr schwebte di Stefano, da er der Frau am nächsten saß. Ich mußte sie ablenken und fragte: »Wer hat es Ihnen gesagt? Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben?«
    »Hercule.«
    »Und Sie wollen es tun?«
    »Ja, ich muß es, sonst bin ich verloren. Ich habe inzwischen gemerkt, wie sehr man ihm unrecht getan hat. Man hat ihn auf scheußliche Art und Weise getötet, und ebenso werde ich euch umbringen, weil ihr ihn noch einmal vernichten wollt.«
    »Das halten Sie nicht durch, Isabel, das schaffen Sie nicht.« Ich redete, und Suko ging auf di Stefano zu, um ihn von seinem Platz hochzuziehen. »Nein, Isabel.«
    »Doch!«
    Dieses eine Wort traf mich hart. Schon die ganze Zeit über hatte ich den Eindruck gehabt, zwar Isabel vor mir zu sehen, aber sie war dennoch nicht die gleiche gewesen, denn sie hatte mit einer ungewöhnlichen Stimme gesprochen.
    Eine Stimme, die viel tiefer klang als die ihre, in der ein fremdes Timbre mitschwang.
    Sie hob beide Arme und damit auch das alte Beil.
    Ich zog die Beretta. Eine Kugel würde immer schneller sein als die Frau, und ich zielte schon auf ihre Schulter.
    Da geschah etwas, womit außer Isabel wohl keiner von uns gerechnet hatte.
    Nicht im Raum, sondern draußen. Das Zimmer war so groß, daß zwei Fenster auch zur Straße hinausführten. Und von dort hörten wir das Krachen, das Schreien der Stimmen und ahnten, daß die Pestklaue zugeschlagen
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