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0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien
Autoren: Jason Dark
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als wollte er spüren, ob hier keine kalte Steingestalt uns einen Besuch abgestattet hatte. »Haben Sie das Grauen wirklich überstanden, Isabel? Ich habe Sie gesehen, als die Klaue Sie packte.«
    »Stimmt, ich sah Sie auch, Inspektor. Ja, es geht mir verhältnismä ßig gut.«
    »Dann bin ich beruhigt.«
    Das war ich nicht, denn mir gefiel ihre Stimme nicht. Auch ihre Bewegungen waren anders als sonst. Sie sah aus, als würde sie unter einer Droge stehen, unter einem Druck leiden oder unter Hypnose.
    Ich konnte mir auch vorstellen, daß sie mit einem bestimmten Auftrag im Gepäck hier erschienen war.
    Isabel streckte ihre Hand aus. Sie stand nahe genug am Tisch, um die Waffe fassen zu können. Wir zuckten bereits zusammen und hatten Angst davor, daß sie das Beil an sich reißen würde, aber sie strich nur mit den Fingern über den alten, leicht gekrümmten und mit zahlreichen Kerben versehenen Holzgriff.
    »Ist das die Waffe, mit der Hercule umgebracht wurde?« fragte sie leise.
    »Ja.«
    Sie nickte dem Historiker zu. »Er hat es mir erzählt. Ich habe mit ihm gesprochen, denn sein Geist befindet sich in der Hand. Als er mich losschickte, sagte er, daß ich bestimmt die alte Waffe sehen würde. Ich sollte sie mir genau ansehen, weil sie etwas Besonderes ist. Sein Blut würde noch an ihr kleben.« Jetzt zog sie die Axt tatsächlich zu sich heran und nahm beide Hände zu Hilfe, um sie anzuheben.
    Wir sagten nichts, belauerten sie jedoch voller Spannung. Über ihre Lippen huschte ein Lächeln. Sie hatte die Schneide dicht an ihre Augen gebracht und nickte ihr auch zu. »Ich glaube, daß ich noch einige Flecken entdecken kann. Sein Blut, es ist sein Blut…«
    »Legen Sie die Waffe wieder weg!« befahl di Stefano.
    Isabel tat, als hätte sie ihn nicht gehört. »Sie ist etwas Edles, glaube ich. Er hat mir gesagt, nimm sie und schau sie dir genau an.«
    »Deshalb hat Hercule de Dijon Sie geschickt?« wunderte ich mich lautstark.
    »Nein, auch noch aus einem anderen Grunde.« Mit dem Beil in der Hand drehte sie sich zu uns um. »Er hat mir noch gesagt, daß ich euch töten soll…«
    ***
    Oberkommissar Rinaczek hatte bisher zu den Menschen gehört, die nur an das glaubten, was sie auch wirklich sahen. Alles andere interessierte ihn nicht. Er gehörte auch keiner Religionsgemeinschaft an, bezeichnete sich selbst, als Atheisten, ließ aber anderen Menschen ihren Glauben und wich jeder Diskussion aus.
    Zum erstenmal war sein Weltbild ins Wanken geraten. Er mußte sich leider eingestehen, daß es trotz allem Dinge gab, die nicht in sein Raster hineinpaßten, und das ärgerte ihn maßlos. Zudem ärgerte er sich auch darüber, daß zwei Kollegen aus Großbritannien gekommen waren, um einen Fall aufzuklären, der ihn anging, weil er eben in der Stadt an der Donau passiert war.
    Und ganz allein wollte er ihnen den Fall nicht überlassen. So schnell wie möglich beendete er seine Arbeiten an der Malteser Kirche und holte zwei seiner Leute zu sich.
    »Sie fahren mit mir, Sie beide.«
    »Und wohin, Chef?«
    Rinaczek zog seine gemusterte Jacke an. »Wir werden diesen Maltesern einen Besuch abstatten, da sind auch die beiden Engländer. Vielleicht haben Sie etwas herausgefunden.«
    »Glauben Sie eigentlich an die Hand, Chef?« fragte Artner, einer der beiden.
    »Weiß nicht.«
    »Ich habe sie nicht gesehen.«
    »Spielt keine Rolle. Sorgen Sie dafür, daß Ihre Waffen geladen sind. Es könnte Ärger geben.« Mit diesen Worten ging Rinaczek zu seinem Wagen und setzte sich hinter das Lenkrad. Seine Begleiter stiegen rasch ein. Sie wußten, daß es ihr Chef immer eilig hatte.
    Das Fahrzeug rollte aus der Fußgängerzone heraus und reihte sich in den normalen, wie immer chaotischen Verkehr der Wiener Innenstadt ein. Weit zu fahren hatten sie nicht, und sie verzichtete auch auf Blaulicht und Sirene.
    Die drei Männer sprachen kein Wort. Jeder konzentrierte sich auf seinen Job.
    Im Fond saßen Artner und Jellinek. Sie schauten ständig nach draußen und suchten die Umgebung ab, durch die sie fuhren, weil sie Spuren der Hand oder die Mordklaue selbst entdecken wollten, was allerdings nicht möglich war.
    Wien sah aus wie immer. Die Stadt steckte voller Verkehr, Lärm und Abgasen.
    »Wir werden um die Votivkirche herumfahren müssen«, erklärte er seinen Leuten.
    »Das ist ja nicht weit.«
    »Zum Glück nicht.«
    »Und dort finden wir die Killerhand?« fragte Jellinek.
    »Zumindest die Malteser.«
    Jellinek schwieg. Er war ein großer,
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