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0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien
Autoren: Jason Dark
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Verbindung zwischen Isabel und ihr geben, denn damals, zur Zeit der Pest, tötete man in dieser Stadt einen Templer namens Hercule de Dijon…«
    »Ja, das weiß ich schon.« Der Oberkommissar preßte die Antwort zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das ist mir alles bekannt, aber Sie werden verstehen, daß es mir schwerfällt, Ihren Erklärungen zu glauben.«
    »Sicher.« Ich nickte. »Es ist auch unwahrscheinlich und nur mit Magie zu erklären.«
    »Und die Malteser?«
    »Eine gute Frage, Kollege. Auf sie setze ich meine gesamten Hoffnungen.«
    Rinaczek sah die Sache lockerer. »Dann geben Sie mal acht, daß Sie sich nicht danebensetzen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Er drehte sich zur Kirche hin um, die noch von seinen Leuten durchsucht wurde. »Leer ist sie, alles ist leer. Ich wüßte nicht, wo ich die Malteser finden könnte.«
    »Das ist ein Orden, der hier in Wien bestimmt eine Filiale besitzt – oder nicht?«
    »Das schon.«
    »Dort werden wir uns erkundigen.«
    »Meinen Sie auch, daß sie da die Hand finden werden?«
    »Es ist zumindest eine Chance.«
    Rinaczek überlegte. Glücklich sah er dabei nicht aus. »Na, wenn Sie meinen.«
    »Könnten Sie uns die Adresse besorgen?«
    »Da«, sagte er, »da ist eine Telefonzelle. Gehen Sie rein und schauen Sie nach.«
    »Danke.«
    Suko verschwand. Ich blieb mit dem Kollegen zurück, der seine Augen beschattete und gegen den Himmel schaute. »Tja«, sagte er und räusperte sich. »Irgendwann müssen wir die Klaue bekommen, sonst sieht es übel aus. Wir können nicht riskieren, daß unsere Stadt von einem derartigen Gegenstand terrorisiert wird.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Und Sie trauen sich wirklich zu, die Hand zu stoppen, Sinclair?«
    Er sah mich skeptisch an.
    »Das traue ich mich. Ich muß sie nur an einem günstigen Zeitpunkt erwischen.«
    »Und auf dem falschen Finger, wie?«
    Darüber konnte ich nicht einmal lachen. Suko kehrte zurück. »Ich habe die Adresse.«
    »Zeigen Sie mal«, bat der Oberkommissar. Er schaute sich die Notiz an und nickte. »Das ist jenseits des Schottenrings, nicht weit von der Votivkirche entfernt. Fahren Sie hin?«
    »Und Sie wollen nicht mit?« fragte Suko.
    »Nein, vorerst nicht, denn ich habe noch hier zu tun…«
    ***
    Ich fragte mich, was in Wien eigentlich nicht zu einem begehrten Ausflugsziel gehörte? Auch die Votivkirche wurde stark von Besuchern frequentiert. Sie liegt nur eine Steinwurfweite von der Universität entfernt und war durch sie von einem Park getrennt.
    Mit einem Taxi hatten wir uns zu unserem Ziel bringen lassen und staunten beide, als der Wagen in eine regelrechte Schlucht rollte, denn die Straße wurde von hohen, alten Hausfassaden gesäumt, die bestimmt noch aus dem letzten Jahrhundert stammten.
    Mir gefielen die Fassaden, weil jede von ihnen irgendwie anders aussah. Große Fenster zeigten an, daß renoviert worden war. Man hatte vieles ausgebessert, aber die typischen Eingänge, die schmalen Durchfahrten und die geheimnisvollen Hinterhöfe beibehalten.
    In einem derartigen Hinterhof standen wir. Das alte Pflaster machte einen irgendwie müden, riesigen Eindruck. Müllkübel zwischen hohen Blumentöpfen wirkten deplaziert, ein altes Fahrrad lehnte an der Hauswand. Hoch über uns leuchtete der Himmel als rechteckiger Ausschnitt.
    Einen Menschen sahen wir nicht. Nur eine schwarze Katze strich miauend an uns vorbei, gähnte, miaute noch einmal, als wollte sie sich darüber beschweren, saß wir ihre Ruhe gestört hatten.
    Es war tatsächlich so etwas wie eine andere Welt jenseits der Straße. Ich sah es nicht, ich spürte es nur, daß über dem Hof ein gewisser Hauch wehte.
    Eine melancholische Stimmung, auch typisch für Wien und seine Bewohner. Feiern und trauern, das lag ihnen im Blut. Nicht umsonst wurde in vielen Wiener Liedern mit dem Tod kokettiert.
    Die hinteren Fronten zeigten ebenfalls ein unregelmäßiges Muster.
    Da war an- und vorgebaut worden. Kleine Balkone mit halbrunden Gittern fielen uns ebenso auf wie vorgezogene Dachgauben, auf den Tauben hockten und nach unten glotzten.
    Um den Hauptsitz der Malteser zu erreichen, mußten wir auf eine alte, dunkle Tür zugehen. An ihrer Vorderseite war ein Schild angebracht worden, auf dem das Kreuz der Malteser schimmerte. Ich entdeckte auch eine Klingel und wollte schellen, als Sukos Arm sich an mir vorbeischob und seine Hand die Tür aufdrückte.
    Es war offen.
    Uns empfing ein kühler, sehr großer Flur, den ich hier nicht vermutet
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