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0603 - Die Pestklaue von Wien

0603 - Die Pestklaue von Wien

Titel: 0603 - Die Pestklaue von Wien
Autoren: Jason Dark
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hätte.
    Da es keinen Aufzug gab, nahmen wir die breite Steintreppe. In der ersten Etage entdeckte ich das Schild wieder. Es hing diesmal neben einer Tür.
    »Da sind wir ja schon«, sagte Suko. Diesmal mußten wir klingeln, was er tat.
    Zuerst geschah nichts. Nach einer Weile hörten wir Schritte, dann wurde die Tür geöffnet. Sie bestand aus dicken Hölzern und glitt schwerfällig nach innen. Ohne den Mann zu Gesicht bekommen zu haben, hörten wir seine Stimme, die uns einlud, einzutreten.
    Suko schaute mich mit gerunzelter Stirn an und hielt seine Hand nahe der Waffe.
    Er gab mir Rückdeckung, ich ging vor und betrat einen breiten Raum, dessen Boden mit braunen Holzdielen belegt war. In der Mitte sah ich einen großen Tisch. Auf ihm stand eine Schale mit herrlichen Sommerblumen. Davor lag aufgeschlagen eine Bibel. Im Hintergrund führte eine breite Treppe vier Stufen hoch und zu einer kleinen Galerie, die von verschiedenen Türen unterbrochen wurde.
    Rechts sahen wir einen erkerartigen Anbau, durch dessen Scheiben Licht fiel.
    Auch Suko kam, dann wurde die Tür geschlossen. Der Sprecher, er hatte bisher im toten Winkel gestanden, erschien vor uns und nickte uns zu.
    Wir schauten ihn an.
    Es war ein alter Mann, der einen braunen Anzug trug und das Kreuz der Malteser vor seiner Brust hängen hatte. Die Brille war viel zu groß für sein schmales Gesicht, doch hinter den Gläsern sah ich Augen, die gar nicht so alt wirkten.
    »Mein Name ist di Stefano«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich möchte Sie bei uns willkommen heißen.«
    Skeptisch schaute ich ihn an. »Sie wissen ja nicht, wer wir sind und weshalb wir kamen.«
    »Tatsächlich nicht?«
    Diese Frage zeigte mir, daß er sehr genau wußte, wen er vor sich hatte.
    »Dann haben Sie uns erwartet?«
    »So ist es.«
    »Und?«
    »Kommen Sie bitte mit. Ich möchte nur noch Ihre Namen erfahren, bitte sehr.«
    Wir stellten uns vor, und er hielt für einen Moment inne. »Ja«, sagte er, »ich glaube, daß ich Ihre Namen schon gehört habe. Es spricht sich manchmal herum, wenn Männer etwas Besonderes leisten.«
    »Das sehen wir nicht so«, sagten Suko und ich wie aus einem Munde.
    Di Stefano lächelte. »Bitte keine falsche Bescheidenheit, meine Herren. Kommen Sie.«
    Er ging vor und führte uns die Stufen der Treppe hoch, um danach eine bestimmte Tür anzusteuern. Auch ihr Holz war dunkel gebeizt.
    Er öffnete sie und gab den Weg für uns frei.
    Wieder staunten wir, denn beide hatten wir das Gefühl, ein Museum zu betreten.
    Der Raum war ziemlich groß, doch wegen der hier stehenden Gegenstände wirkte er überladen. Wir bekamen einen allgemeinen Überblick von dem, was die Malteser einst berühmt gemacht hatten.
    Alte Schriften, Urkunden, Waffen, sakrale Gegenstände, auch einen fast schon brüchigen Schreibtisch sahen wir und natürlich Bilder, die Szenen aus der Geschichte des Ordens zeigten.
    Di Stefano deutete auf ein besonders großes Gemälde, das alles andere überragte. Es zeigte einen streng aussehenden Mann mit Bart.
    »Das ist Gregor der Große. Er gründete im sechsten Jahrhundert unseren Orden, damit er sich um die Pflege der Jerusalem-Pilger kümmern konnte.« Di Stefano nickte. »Ja, wir bestehen schon sehr lange, aber jetzt sind Menschen erschienen, die uns vernichten oder ausrotten wollen.«
    »Sie wissen davon?« fragte ich.
    Seine schmalen Lippen deuteten ein Lächeln an. »Für was halten Sie mich denn?«
    »Sorry, ich habe mich nur gewundert. Dann können wir uns auch einige Erklärungen sparen.«
    »Ja, das können Sie.« Er bot uns zwei Stühle an, die ebenfalls alt aussahen und wir uns zunächst sehr vorsichtig hinsetzten und nur vorn auf der Kante Platz nahmen.
    »Machen Sie es sich ruhig bequem. Die Stühle sind es gewohnt, Gewichte auszuhalten.« Er selbst rückte etwas zur Seite, weil er lieber im Schatten sitzen wollte.
    »Wer sind Sie?« fragte ich.
    »Ich stamme aus Italien, wie mein Name schon sagt, aus Rom und bin vom Großmeister des Ordens nach Wien geschickt worden, um hier die Historie des Ordens aufzuarbeiten. Gleichzeitig war ich auch in Ungarn, in den Flüchtlingslagern, wo unser Orden stark vertreten ist und für rasche Hilfe sorgt.«
    »Das haben wir gesehen.«
    »Meine Aufgabe liegt hier in Wien. Ich bin Historiker, ich weiß Bescheid und habe von der Hand erfahren. Schon beim ersten Erscheinen dieser Klaue sprach es sich herum, was meine Ordensbrüder veranlaßte, mich anzurufen und herzuholen.«
    »Aber Sie konnten nichts
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