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0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen
Autoren: Jason Dark
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der ersten Treppenhälfte öffnete sich mein Blick. Zudem hatte es der Nebel nicht geschafft, die Gruft völlig auszufüllen.
    Der Lichtschimmer, der meine Augen erreichte, besaß einen für mich unnatürlichen Glanz. Sarah hatte vom Jenseits berichtet. Wahrscheinlich hielt sie dieses lichterfüllte Stück für das Reich der Toten.
    Am Ende der Treppe stoppten wir beide. Ich hörte die Frau schwer atmen, als sie nach vorn nickte.
    »Jetzt können Sie alles sehen.«
    »Mehr nicht?« fragte ich.
    »Es ist die Welt der Toten!« hauchte sie. »Dort befinden sich die Seelen.«
    »Auch die des Rabbi und seines Sohnes?«
    »Ja, auch die.«
    »Dann ist der Rabbi tot?«
    »Ich kann es nicht sagen, aber er war mit mir hier unten. Ich habe ihn nicht daran gehindert, auf das Licht und das Jenseits zuzugehen. Er hat es nicht anders gewollt, sein Sohn war ihm wichtiger.« Sie rieb ihre Hände. »Er wollte ihn retten, dieser Narr. Als wäre jemals schon jemand aus dem Reich der Toten zurückgekehrt.«
    »Vielleicht ist es nicht das Jenseits«, sagte ich und beobachtete das in das Mauerwerk eingelassene Gitterfenster. »Mir kommt es einfach zu banal und menschlich vor.«
    »Was sollte es dann sein?« Sie fragte es wütend.
    »Eine fremde Dimension. Nicht allein ich weiß, daß es davon unzählige gibt. Hinter unserer Welt existieren Reiche, von denen wir nichts wissen. Und eines dieser Reiche muß es sein.«
    »Wer sollte darin existieren?«
    »Zum Beispiel die Engel.«
    »Womit wir wieder beim Anfang wären, Sinclair.«
    »Überhaupt nicht«, widersprach ich. »Denn ich rede nicht von den Erzengeln, sondern von denen, die man auch Todesengel nennt und die Sie vertreiben wollten. Habe ich recht?« Ich hatte extra meinen Blick gesenkt, um sie anschauen zu können, doch sie wollte nicht in meine Richtung sehen.
    »Sie können es prüfen.«
    »Das werde ich auch.«
    Sarah schielte mich von der Seite her an, als sie die Bewegung wahrnahm, mit der meine Hand in die Tasche glitt, wo ich das Kreuz stecken hatte. Sehr langsam zog ich es hervor. Wenn ich mich nicht getäuscht hatte, mußte das Kreuz reagieren.
    Die Todesengel oder deren Reich strahlten eine negative Magie ab.
    Mein Kreuz stand mit seiner positiven dagegen. Es würde jetzt darauf ankommen, wer der stärkere von uns beiden war, wobei ich in das Kreuz mein volles Vertrauen setzte.
    Ich schien mit meinem Gedankengang richtig zu liegen, denn mein Kreuz reagierte bereits.
    Nur an einer bestimmten Stelle, direkt an seinem oberen Ende, wo der eine Buchstabe stand.
    Das M!
    Es leuchtete rötlich, jedoch nicht intensiv.
    Auch Sarah hatte es bemerkt. Als ich sie ansprach, zeigte sie sich verunsichert.
    »Was ist? Gefällt es Ihnen nicht?«
    »Mal sehen.«
    »Ich sage Ihnen, Sarah, diese Welt da vorn ist nicht das Jenseits. Es ist die Sphäre der Todesengel, die im direkten Gegensatz zu den Erzengeln stehen. Sie können sagen, was Sie wollen.«
    »Und Sie wollen sie schließen?«
    »Zum Beispiel.«
    Sarah lachte so kreischend auf, daß ich mich heftig erschrak. »Das schaffst du nie, verdammt!« keuchte sie. »Nein, so etwas ist einfach unmöglich.«
    »Abwarten.«
    Ich ging weiter auf das Licht zu und konzentrierte mich dabei auf den leuchtenden Buchstaben.
    Er strahlte nicht ruhig ab, das Flakkern blieb, wenn auch verstärkt und intensiv.
    Bisher hatte ich die andere Welt nur als einen glatten Lichtschimmer erlebt. Je mehr ich mich näherte, um so besser konnte ich Einzelheiten ausmachen.
    Nein, das Licht war nicht ruhig. In seinem Innern oder Zentrum bewegte sich etwas.
    Zuerst war es nicht mehr als ein Flirren. Sekunden später sah ich es deutlicher.
    Dort hatte sich etwas verdichtet.
    Nebelstreifen oder geisterhafte Wesen, die sacht und lautlos durch die komprimierte Welt trieben, als wären es geheimnisvolle Wesen, die dabei waren, Menschen zu beobachten.
    Ich spürte keine Furcht vor dieser Welt, mein Kreuz war Schutz genug. Dabei hatte ich den Eindruck, mich voll und ganz auf den Geist des Erzengels Michael verlassen zu können, der derjenige gewesen ist, der den Satan damals in die Hölle gestoßen hatte, wie es die christliche Mythologie formulierte.
    Das Keuchen hinter mir paßte nicht dazu. Auch nicht die Schritte.
    Dicht vor dem Erreichen des Ziels wurde ich noch einmal abgelenkt, denn Sarah sah ihre Felle schwimmen.
    Als ich herumfuhr, hatte sie bereits zum Schlag ausgeholt. Aus ihrer rechten Faust schaute die zackige Scherbe eines alten Blumentopfes, der hier unten
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