Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
im Herzen, wie es bei Sarah der Fall war. Er nickte ihr zu.
    Das überraschte sie. »Du willst tatsächlich gehen?« fragte sie.
    »Ja, du hast es mir vorgeschlagen. Ich will alles tun, um meinen Sohn zu retten.«
    »Als Engel wirst du ihn treffen, Rabbi, nur als Engel. Aber bitte, ich halte dich nicht auf.«
    Der Rabbi warf seiner Haushälterin keinen Blick zu. Er setzte sich mit normal geführten Schritten in Bewegung. Daß er innerlich zitterte, merkte sie ihm nicht an.
    Starr schaute er auf das Licht und das vergitterte Fenster. Die Gesichter der toten Mädchen waren nicht mehr zu sehen. Die andere Sphäre mußte sie aufgesaugt haben.
    Die Atmosphäre in der Gruft war unheimlich. Stickig die Luft, noch immer wehten Dunstschleier über den Friedhof und krochen auch die Stufen der Treppe hinab.
    Sarah wandte ihr den Rücken zu. Sie triumphierte noch stärker, denn sie hatte mit einem derart positiven Ausgang nicht gerechnet.
    Nie hätte sie geglaubt, daß der Rabbi tatsächlich den Mut besaß, die Dimensionsgrenzen zu durchschreiten. Ihm mußte tatsächlich ungemein viel an seinem Sohn und dessen Wohlergehen liegen.
    Nur mehr zwei Schritte brauchte er, um das Licht zu erreichen.
    Der erste, der zweite…?
    Nein, er zögerte nicht. Der Rabbi drehte den Kopf. Das ungewöhnliche Licht ließ sein Gesicht unnatürlich bleich erscheinen. Es hatte bereits einen geisterhaften Glanz bekommen, doch in seinen Augen lag der Wille, es zu schaffen.
    »Willst du nicht, Rabbi?« fragte sie.
    »Doch, ich gehe, aber…«, er hob einen Zeigefinger. »Ich habe noch etwas vergessen.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß nicht, wann und ob ich zurückkehren werde, Sarah. Zuvor jedoch will ich mich absichern. Und aus diesem Grunde schicke ich dir einen Fluch zu. Ja!« rief er lauter. »Ich verfluche dich, Sarah. Ich verfluche dich, du sollst verdammt sein und das Paradies nicht erleben können. Die Qualen der Hölle sollen dich umbringen, sie werden dich foltern und dir deine Seele entreißen. Du wirst für alle Ewigkeiten und alle Zeiten verflucht sein, selbst als Tote.«
    Sarah schrak zusammen. Sie war viel zu sehr Hexe, um diese Flüche einfach abzutun. Jedes Wort hatte sie hart getroffen, und sie duckte sich immer tiefer.
    »Na, weißt du Bescheid?«
    »Geh!« keuchte sie. »Verdammt noch mal, Rabbi, geh und laß dich nicht mehr blicken.«
    Er nickte. »Sicher werde ich gehen. Es geschieht alles so, wie du es dir wünschst. Aber«, er hob den Finger jetzt noch höher. »Denke an den Fluch!«
    Sie schloß die Augen und senkte den Kopf. Plötzlich wollte sie nichts mehr sehen. Als sie die Augen wieder öffnete, war der Rabbi verschwunden.
    Nein, doch nicht. Er stand im Licht, eine weiße Gestalt mit ausgebreiteten Armen, überirdisch fast und auch machtvoll. Sarah bekam Furcht. Hatte sie einen Fehler begangen? War ihr der Rabbi über?
    Konnte er Kräfte mobilisieren, gegen die sie nicht ankam?
    Sarah wußte nicht, sie wollte auch nicht mehr darüber nachdenken, sie wich bis zur Treppe zurück und hastete die Stufen hoch.
    Auf der letzten drehte sie sich noch einmal um.
    Das Licht schimmerte nach wie vor in der Gruft. Verschwunden waren die drei Mädchengesichter, verschwunden war auch Nathan, doch jemand anderer stand da, eingehüllt durch das überirdische Leuchten und fest auf seine Kraft vertrauend.
    Sarah ballte die rechte Hand zur Faust. »Nein, Rabbi!« sprach sie in die Gruft hinein. »Nein, du hast noch nicht gewonnen, das schwöre ich dir. Du bist derjenige, der verlieren wird. Ich gehöre zu denen, die gewinnen werden!« Sie lachte böse und schrill, machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Gruft.
    Schweißbedeckt torkelte sie auf den düsteren, von Nebelschwaden umwobenen Friedhof. Sie wankte auf den nächst größeren Grabstein zu und kippte über ihn.
    Tief holte sie Luft. Sie mußte sich erst einmal beruhigen. Es war gut gelaufen und doch nicht. Sie hatte einen Fehler gemacht und überlegte, welcher es sein konnte.
    Hing es möglicherweise mit den Erzengeln zusammen? Das konnte gut sein. Vielleicht hatte sie das Zwischenreich unterschätzt. Irgend etwas stimmte da nicht.
    Sarah richtete sich wieder auf. Die Feuchtigkeit lag noch immer sichtbar auf dem Totenacker. Lange, graue Tücher wehten kühl gegen das Gesicht der Frau.
    Sie blickte noch einmal auf die offene Gruft. Das andere Licht strahlte nicht bis über die Treppe hinweg. Es blieb im Innern, es war der Einstieg in eine andere Welt.
    Sarah ging weiter. Mit beiden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher