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0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen
Autoren: Jason Dark
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Sie nicht tödlich treffe, aber ein Schuß ins Bein würde reichen.«
    Nein, auch das hätte ich nicht getan, aber ich wollte sie kriegen, in meine Nähe bekommen, und sie kaufte mir den Bluff auch ab. Meine Stimme hatte zu entschlossen geklungen.
    Sarah kam näher. Sie schleifte mit den Füßen über den Boden. Dabei ließ sie mich nicht aus den Augen, und ihre Lippen zuckten dabei. Das alte, faltenreiche Gesicht wirkte verkniffen, die Schultern hatte sie leicht hochgezogen, als würde sie frieren, den Kopf vorgestreckt. Als sie den Stuhl erreichte, legte sie beide Hände auf den Rand der Lehne und drehte sich schließlich um das Sitzmöbel herum, um mit steifen Bewegungen darauf Platz zu nehmen. »Sie können Ihre Waffe verschwinden lassen, Sinclair!«
    »Gern.« Ich steckte die Beretta ein.
    »Und nun?«
    »Grundlos bin ich nicht zurückgekommen«, erklärte ich ihr. »Ich möchte von Ihnen wissen, wo sich der Rabbi befindet. Das Haus ist leer, er muß irgendwo sein.«
    »Möglich.«
    »Also wo?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Nach dieser Antwort war mir klar, daß sie log. »Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    »Nichts, er ist gegangen, er hat das Haus verlassen.«
    »Und sein Sohn?«
    »Den habe ich auch nicht gesehen.«
    »Dann wissen Sie ebenfalls nicht, wo sich sein Geist befinden könnte oder seine Seele?«
    »Nein.«
    »Gut, daß alles geklärt ist. Kommen wir zu Ihnen, Sarah. Was wollten Sie hier?«
    »Ich lebe in diesem Haus.«
    »Wie geht es weiter?«
    »Das bleibt abzuwarten.«
    Die Antworten gefielen mir nicht. Ich war wütend, sauer, denn so kam ich nicht weiter. Sehr bedächtig hob ich meine linke Hand hoch, und zwar so, daß Sarah aufmerksam wurde. Sie mußte einfach hinschauen und bekam auch einen langen Hals. Dabei beugte sie sich auf dem Stuhl sogar etwas nach vorn.
    »Sehen Sie das Kreuz?« fragte ich.
    »Was soll das?«
    »Passen Sie auf.« Ich hob es an und drehte es so, daß sie auf die Vorderseite schauen konnte. Im ersten Augenblick schrak sie zusammen. Es sah so aus, was wollte sie hochspringen und weglaufen, aber sie beherrschte sich. Sogar mit einer spöttischen Bemerkung konnte sie dienen.
    »Das Kreuz hat für uns keine Bedeutung. Es wird in der kabbalistischen Mystik nicht einmal erwähnt.«
    »Das glaube ich Ihnen. Nur hat der Erbauer des Kreuzes, der Prophet Hesekiel, anders darüber gedacht. Ganz anders, Sarah. Er wußte, welch eine Bedeutung es einmal für die Menschheit bekommen würde, und er gehörte zu den Weisen, die sich ebenfalls im alten Glauben auskannten. Aus diesem Grund hat er das Kreuz an seinen Enden gezeichnet. Vier Buchstaben, vier Zeichen. Michael, Raphael, Gabriel und Uriel, die wichtigsten Erzengel, und einer von ihnen, nämlich Michael, hat sich gemeldet.«
    »Ich weiß es.«
    Mein Nicken galt ihr. »Das Zeichen, das M, habe ich auf dem Handballen Nathan Jehudas gesehen. Ich weiß, daß er durch ihn seine Krankheit überwunden hat, er sollte ein neuer Mensch werden, ein neues Wesen. Nur kann ich daran nicht so recht glauben, Sarah, denn ich gehe davon aus, daß ihr eines vergessen habt.«
    »Und was?«
    »Die kabbalistische Mystik spricht von zwei Engeln. Von dem Schutzengel und dem Todesengel als Pendant. Der Todesengel hat bereits über Nathan geschwebt. Durch die Beschwörung und durch mein Kreuz sollte er getäuscht werden. Er dürfte nicht mehr in der Lage sein, Nathan an sich zu reißen, aber ich glaube nicht, daß dies gelungen ist. Und ich bin weiterhin davon überzeugt, daß Sie, Sarah, dies auch wußten. Sie haben nicht mit dem Erzengel paktiert, sondern mit dem Todesengel. Der Buchstabe M wurde durch die Kraft des Lichts aktiviert und strahlte auf. Für mich allerdings ist dies eine Warnung, wenn Sie verstehen, was ich meine. Der Erzengel hat mich vor dem Todesengel gewarnt, den Sie durch ihre Beschwörungen befreit haben. Den Geist, den ich sah, das war nicht die Seele Nathans, nein, es war sein sichtbar gewordener Todesengel, und Sie tragen daran die Schuld.«
    »Nichts als Lügen!« schrie sie mich an. »Das sind alles Lügen, Sinclair. So können Sie mit mir nicht reden.«
    »Brauchen Sie Beweise?«
    »Und ob.«
    »Die werde ich Ihnen liefern, keine Sorge. Sie können wählen. Entweder bleiben wir hier, Sie natürlich in Handschellen gefesselt – oder wir werden gemeinsam einen Gang über den Friedhof unternehmen, denn ich glaube fest daran, daß dieser Friedhof noch einige Überraschungen für mich parat hat.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er spielt
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