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0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen
Autoren: Jason Dark
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eine Rolle, verlassen Sie sich darauf. Was ist nun? Begleiten Sie mich, oder wollen Sie bleiben?«
    Die Haushälterin überlegte. Sie bewegte dabei wieder die Stirn.
    Die Entscheidung fiel ihr schwer. Blieb sie allein zurück, hatte sie nichts mehr unter Kontrolle. Ging sie jedoch mit, konnte sie möglicherweise eingreifen.
    »Oder sollen wir hier gemeinsam auf den Rabbi warten?« schlug ich ihr lauernd vor.
    »Nein!«
    Ich nickte. »Das ist okay. Dann kommen Sie mit.« Ich stand auf, sie aber blieb sitzen. Erst als ich sie fast anfassen konnte, erhob auch sie sich.
    Die Kleidung roch muffig und feucht. Ein Zeichen, daß sie sich draußen aufgehalten haben mußte, wo die langen Dunsttücher im Stoff Feuchtigkeit hinterlassen hatten.
    »Sie dürfen sogar vorgehen«, sagte ich leise. »Aber denken Sie daran, daß ich hinter Ihnen und zudem bewaffnet bin.«
    »Ihnen traue ich alles zu!« knirschte sie.
    »Danke, ich fasse das als Kompliment auf.«
    »Weshalb sind Sie zurückgekommen, Sinclair?«
    »Das ist ganz einfach. Ich bekam eine Warnung. Ja, mein Kreuz warnte mich. Das M leuchtete auf. Der tatsächliche Erzengel Michael spürte in seiner Sphäre, daß etwas nicht stimmte, und er stemmte sich hart dagegen an. Begriffen?«
    »Ich kann es nicht glauben.«
    »Dann werden wir uns bestimmt gemeinsam von gewissen Dingen überzeugen können. Übrigens, ich liebe Spaziergänge auf nächtlichen Friedhöfen, besonders im Nebel. Das ist so eine Nacht.«
    Sie erwiderte nichts. Starr blickte sie geradeaus und ging mit staksigen Schritten auf die Tür zu, die sie nicht geschlossen hatte. Weglaufen würde sie mir nicht.
    Ich war froh, daß ich sie so weit gebracht hatte. Bei meiner zweiten Ankunft hatte ich nicht gewußt, ob sich das Rätsel auf dem Friedhof lösen lassen würde. Es war mehr eine Annahme, aber ich hatte damit richtig gelegen.
    Das Rätsel um Erz- und Todesengel war nicht innerhalb des Hauses zu lösen, sondern auf dem alten jüdischen Friedhof. Möglicherweise sogar an einem Grab.
    Wir verließen das Haus und wurden von geisterhaften Schwaden empfangen, die uns entgegentrieben. Der Wind hatte etwas zugenommen. Er bewegte den Dunst wie lange Vorhänge, zwischen denen sich die dunklen Umrisse der Gräber abzeichneten.
    Eine unheimliche Welt tat sich vor uns auf – und gleichzeitig eine schweigende. Kein Laut drang an unsere Ohren. Wenn mal ein Tier durch, das Gras oder Buschwerk huschte, wurde das Rascheln sehr schnell verschluckt. Der Nebel machte alles dicht.
    Auch von der Straße war nichts zu hören. Die Synagoge und der Friedhof schienen auf einer einsamen Insel zu stehen und nicht mitten in London.
    Ich ging nicht direkt neben Sarah her. Sicherheitshalber blieb ich schräg hinter ihr. Ein Schritt würde ausreichen, um mit ihr auf gleicher Höhe zu sein.
    Sie sprach nicht mit mir. Irgendwie harmlos ging sie neben mir her, eine alte Frau, mit der man Mitleid haben konnte, ihr aber nichts Böses zutraute.
    Es war noch immer drückend. Normalerweise kühlen die Temperaturen nach einem Gewitter ab. Es war zwar etwas kühler geworden, den Unterschied merkte man aber kaum.
    Den Himmel konnte ich kaum sehen. Er war nicht mehr als eine graue Masse.
    Schmale Wege, mit Gras und Unkraut bewachsen, durchquerten den Friedhof.
    Wir gingen nicht auf die Mitte zu. Sarah hatte sich nach dem Verlassen des Hauses nach rechts gewandt, um auf dem Geländeteil eine bestimmte Stelle zu erreichen.
    Sie atmete heftig. Es mußte an ihrer inneren Erregung liegen. Bisher war es ihr gelungen, die Trümpfe in der Hand zu halten. Ob das in Zukunft auch so sein würde, war fraglich.
    Natürlich rechnete ich mit einem Trick von ihrer Seite. Wer so lange für eine bestimmte Sache gekämpft hatte, der durfte einfach nicht so schnell aufgeben. Das ging gegen das Naturell eines Menschen, der nur das Böse wollte.
    An der linken Seite wuchs etwas Dunkles, Kompaktes hervor, das mir nicht wie ein Grabmal aussah, sondern mich an eine Mauer erinnerte oder an einen künstlich angeschütteten Hügel. Wir wechselten die Richtung, ich hatte das Gefühl, als würde es nun auf dem direkten Weg zu unserem Ziel gehen.
    »Woran denken Sie, Sinclair?« erkundigte sich die Frau flüsternd.
    »Im Moment denke ich an Sie.«
    Ihr Lachen klang dumpf im Nebel. »Weshalb? Bin ich so interessant für Sie?«
    »Ja, denn ich frage mich immer wieder, was Menschen dazu treibt, sich mit Mächten einzulassen, die sie nicht beherrschen und kontrollieren können. Die Menschen
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