Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0592 - Die Wächter der Verfluchten

0592 - Die Wächter der Verfluchten

Titel: 0592 - Die Wächter der Verfluchten
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
völlig, daß van Dyke ein Zigeuner war!
    Wie konnte einer der heimatlosen Tagediebe, die mit ihren Karren von Ort zu Ort übers Land fuhren, ein reicher Reeder werden? Doch nur durch Betrug. Oder vielleicht sogar durch Mord?
    Den Zigeunern und den Juden war alles Schlimme zuzutrauen! Die logen und betrogen jeden anständigen Menschen, wo sie nur konnten!
    Daß etwas mehr als 200 Jahre später solch dümmliches Denken dazu führte, daß unschuldige und anständige Menschen zu Abertausenden brutal abgeschlachtet wurden, auf Befehl eines größenwahnsinnigen Diktators, der glaubte, die ganze Welt unter seine Herrschaft bringen zu können, das ahnte nicht einmal Robert van Dyke, der bereits länger lebte als jeder andere Mensch und in diesem langen Leben schon so viele Dummheiten und Grausamkeiten gesehen und erlebt hatte.
    Nein, selbst er konnte sich nicht vorstellen, wohin blinder Fanatismus eines Tages führen würde…
    Ihm reichte der blinde Fanatismus, den er gerade wieder hier und jetzt erlebte, und er konnte Vano gut verstehen, der seiner Familie davongelaufen war, um auf sich allein gestellt ein neues Leben zu beginnen. Warum er sich ausgerechnet van Dyke offenbart hatte, lag vermutlich daran, daß er in ihm instinktiv eine verwandte Seele gespürt hatte.
    Der bereute längst, daß er Heeremaas in einem schwachen Moment gestanden hatte, einer Zigeunerfamilie zu entstammen. Jetzt hatte Heeremaas sich für die Zurechtweisung von gestern rächen können.
    Heeremaas' Vorurteil war es, daß es immer wieder Menschen gibt, die blindlings glauben und nachplappern, was irgend jemand ihnen zuruft.
    Weil sie es glauben wollen, weil es ihr Weltbild vereinfacht und ihnen das eigenständige Denken erspart. Denn zum Nachdenken braucht man Verstand und Intelligenz. Wer beides nicht hat, sucht Gründe, nicht nachdenken zu müssen.
    Es gab nur vier Männer unter den Seeleuten, die weiterhin zu van Dyke standen, das waren Vano, Jos, Olssen und ausgerechnet Freder Pol.
    Allerdings ergriffen sie auch nicht für ihn Partei.
    Und das, erkannte van Dyke bedrückt, war das Vernünftigste. Die Mannschaft durfte sich nicht spalten. Die Männer mußten Zusammenhalten und einander vertrauen können.
    Ihm, dem Zigeuner, vertrauten sie allerdings nicht mehr. Er hatte ihren Respekt verloren.
    Obgleich er sie als Menschen behandelt hatte, als Gleichgestellte, als Freunde.
    Sie vertrauten lieber diesem Schinder, der mit stählerner Faust durchgriff.
    »Ihr nennt mich einen Verdammten«, flüsterte er, unhörbar für die anderen. »Dabei seid ihr selbst verdammte Narren. Ihr begreift es nur nicht…«
    Die Zeit verging.
    Immer wieder, wenn Eingeborene in der Nähe der Käfige auftauchten, wurde nach ihnen gerufen, aber sie ignorierten ihre Gefangenen einfach.
    Immerhin brachte man ihnen Wasser und Nahrung. Die Sachen wurden draußen vor den Käfigstäben auf den Boden gestellt. Die Abstände zwischen den Stäben waren gerade groß genug, daß man hindurchgreifen konnte, und auch die Wasserbecher paßten hindurch.
    Ein paar Männer versuchten, die Stäbe zu lösen, zu zerbrechen und aufzusprengen, aber es gelang ihnen nicht. Die Stäbe schienen nicht aus Holz, sondern aus Stahl zu sein, der mit dem Boden verschraubt oder verschweißt war. Mit den bloßen Händen war da nichts zu machen.
    Selbst der bärenstarke Freder Pol schaffte es nicht, das Holz auch nur millimeterweise zu verbiegen.
    Nur van Dyke ahnte, warum die Gitterstäbe so stahlhart waren.
    Es war Magie!
    Schwarze Magie!
    Immer wieder mußte er an die tanzenden Steinkolosse denken, an diese riesigen Köpfe, die sich im Schein der Feuer auf dem Festplatz zwischen den Menschen versammelt hatten.
    Steine bewegen sich niemals von selbst, es sei denn, sie sind von Magie beseelt worden.
    Robert van Dyke kannte sich mit diesen Dingen aus.
    Es lag in der Familie.
    Asmodis, der Fürst der Finsternis, war - sein Vater!
    Sein gehaßter, verdammter, böser, dämonischer Vater!
    Asmodis, der Teufel!
    Das hätte Robert niemals jemandem anvertraut. Denn wenn die Männer erfuhren, daß er nicht nur ein Zigeuner, sondern auch noch der Sohn des Höllenfürsten war, dann würden sie ihn umgehend töten.
    Nicht, daß ihn das wirklich erschreckt hätte. Man hatte es schon oft sogar getan in den annähernd dreihundert Jahren seiner Existenz, aber für Robert gab es keinen wirklichen Tod!
    Seit der nächtlichen Beobachtung wußte van Dyke, daß ein Dämon die Klauen im Spiel haben mußte. Anders ließ sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher