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0592 - Die Wächter der Verfluchten

0592 - Die Wächter der Verfluchten

Titel: 0592 - Die Wächter der Verfluchten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Romano irgendwo bei den Zigeunern, und der Junge nahm an, daß Van Dyke aus jener Sippe stammte. Nicht aus der, die es seit ewigen Zeiten nicht mehr gab.
    »FÜRST ROMANO«, sagte der Schiffsjunge langsam. »Jetzt weiß ich auch, warum ich hier anheuerte. Der Name muß etwas in mir geweckt haben. Ich wollte fort, meine Herkunft verleugnen. Denn überall, wohin wir gingen, wurden wir beschimpft, verprügelt und fortgejagt. Die Familie meines Oheims wurde als Sklaven nach Amerika verkauft. Ich wollte ganz neu anfangen, mir ein neues Leben aufbauen, deshalb ging ich zur See und«, er lachte leise auf, »jetzt stellt sich heraus, daß jener, dem das Schiff gehörte, auch ein manusch ist! Die Welt ist wirklich klein, nicht wahr, Fürst Roberto?«
    »Ich bin kein Fürst, ich war es nie«, wehrte van Dyke ab. »Nenn mich einfach Robert.«
    »Der Kapitän wird es respektlos nennen.«
    »Den Kapitän geht es nichts an, wie wir zueinander stehen«, sagte van Dyke. »Ich freue mich, daß ich endlich wieder auf einen von uns gestoßen bin. Schade, daß wir es nicht feiern können, doch das holen wir nach, nicht wahr?«
    Die Augen des Jungen strahlten. »Ganz bestimmt, Roberto.«
    »Wie heißt du überhaupt?«
    »Vano«, erwiderte der Zigeuner junge. »Eigentlich Iwain. Aber alle haben mich immer Vano genannt.«
    »Dann werde ich diese Tradition fortsetzen.« Van Dyke schmunzelte.
    Er wurde jedoch schnell wieder ernst und sah sich nach den anderen um.
    »Wie lange sind wir hier schon eingesperrt? Und warum?«
    »Niemand weiß es«, sagte Vano. »Das letzte, woran ich mich erinnern kann, sind die beiden schönen Mädchen, bei denen ich gegessen und getrunken habe. Ah, dieser seltsame Wein… nein, es war wohl eher Schnaps. Er berauschte mich, und ich muß eingeschlafen sein. Dann erwachte ich mit den anderen in diesen Käfigen. Wenig später brachten sie Euch… äh, dich, Roberto, und Jos und auch den Kapitän. Ihr wart bewußtlos, und der Kapitän blutete. Olssen sagt, ihr wärt in der Nacht aufgebrochen, um nachzuschauen, was die Wilden machten. Ihr habt wohl nicht von diesem Teufelszeug getrunken. Was ist passiert?«
    »Die Eingeborenen waren weit von hier auf einer freien Fläche«, sagte Robert. »Sie tanzten entrückt. Und die Statuen waren auch da, die Steinköpfe. Auch sie tanzten. Dann wurden wir entdeckt und niedergekämpft.«
    »Warum das alles?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Es ist Teuf eis werk«, krächzte Heeremaas aus dem Hintergrund. »Und Ihr seid der Teufel, der uns hier hereingeritten hat, Mijnheer!«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Wenn Ihr nicht so wild darauf gewesen wärt, aus dem Dorf zu schleichen und nach den nackten Wilden zu sehen, wäre das hier bestimmt nicht passiert. Dann wären wir nach wie vor freie Männer! Aber Ihr mußtet ja unbedingt das Unheil heraufbeschwören. Euch verdanke ich, daß ich jetzt meinen rechten Arm nicht mehr gebrauchen kann!«
    Die anderen Männer wurden aufmerksam.
    »Reden Sie keinen Unsinn!« fuhr van Dyke den Kapitän an. »Wenn Sie nicht aufgesprungen und davongelaufen wären, hätte man uns nicht entdeckt.«
    »Ihr wolltet doch, daß wir entdeckt werden«, sagte Heeremaas böse. »Ihr seid ein Teufel. Ihr habt dafür gesorgt, daß wir in diese Falle gerieten.«
    »Vielleicht habe ich auch dafür gesorgt, daß wir hier gestrandet sind, wie? Daß die Strömung die FÜRST ROMANO zu dieser verfluchten Insel trieb? Und auch, daß uns vorher die Piraten angegriffen haben?«
    »Ah, hört ihr es, Männer?« rief Heeremaas wild. »Er nimmt mir die Worte aus dem Mund. Er klagt sich selbst an, dieser Hund. Er ist schuld daran, daß wir in diesen verdammten Käfigen hocken. Aber was soll man von einem verfluchten Zigeunerbastard schon anderes erwarten?«
    »Zigeuner?« fragte der Koch und rollte erschrocken mit den Augen.
    »Er ist ein Zigeuner!« schrie Heeremaas. »Das habt ihr nicht gewußt, was? Der edle Herr, unser reicher Schiffseigner, der uns die Heuer auszahlt, ist ein dreckiger Hühnerdieb! Einer, der sich nachts in die Häuser schleicht, die Töchter schändet und das Silber klaut! Ein verdammter Zigeuner!«
    Da streckte ihn der verdammte Zigeuner mit einem einzigen Fausthieb zu Boden.
    Van Dykes Faustschlag konnte nichts mehr ändern. Die böse Saat, die Heeremaas mit seinen Worten ausgestreut hatte, ging auf. Die Männer begegneten Robert van Dyke jetzt mit erheblichem Mißtrauen.
    Nicht, weil sie den Anschuldigungen des Kapitäns glaubten. Es genügte
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