Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
aus der Vergangenheit stieß sich vom felsigen Grund ab und schwamm in Richtung der Stiegen. Nach einigem Tasten bekam er die unterste zu fassen. Auch er ließ die Flossen zurück und kletterte, die Handlampe am Bleigürtel festgeklemmt, in die Höhe.
    Die Stiegen bestanden, wie alles bei den Hydriten, aus bionetischem Material.
    Matt bewunderte immer wieder, wie gut dieses Jahrtausende alte Volk im Einklang mit der Natur lebte. Das Wort »Umweltverschmutzung« war den Meeresbewohnern unbekannt.
    Alles was die Hydriten herstellten und nutzten, bestand aus mikrobiologischem Material, das irgendwann in den natürlichen Kreislauf der Natur zurückkehrte. Mittels der biologischen Technologie, die von ihnen Bionetik genannt wurde, konnten sie alles herstellen, was sie oder die mit ihnen verbündeten Fischer in Sub'Sisco zum Leben brauchten.
    Selbst der atmungsaktive Stoff der Taucheranzüge bestand daraus. Ebenso die Kopfhauben, die unter Wasser freie Sicht garantierten, oder der metallisch glänzende Wulst, mit dem das glasähnliche Material luftdicht abschloss. In diesem Kragen befand sich ein formloser Organismus, der dem Wasser Sauerstoff entzog und ihn mittels einer Schlauchverbindung der Atemluft zuführte.
    Ein leises Keuchen entwich Matts Kehle. Sein Aufstieg dauerte länger als gedacht, und das Gewicht der Tauchausrüstung machte sich im Trockenen gehörig bemerkbar. Eine Pause kam für ihn aber nicht in Frage. Er wollte sich keine Blöße vor Aiko geben, der den Höhenunterschied vermutlich völlig problemlos überwunden hatte. Die Lippen fest aufeinander gepresst, kletterte er weiter.
    Aiko ließ erneut die Lampe aufblinken, nur wenige Meter über ihm. Das nahe Ziel vor Augen, setzte Matt zum Endspurt an. Schwer atmend stemmte er sich über den Rand des Schachtes.
    »Nur die Ruhe«, mahnte der Cyborg. »Ich habe mich umgesehen, hier ist sonst niemand.«
    Aiko wagte sogar Licht zu machen, richtete den Strahl aber zu Boden, um Matt nicht zu blenden. Der aufsteigende Schein modellierte dunkle Silhouetten aus der Finsternis; nur die gelb abgesetzten Streifen der blauen Taucheranzüge durchbrachen das schattige Einerlei.
    Matt folgte Aikos Beispiel, setzte den Helm ab und verstaute ihn nahe des Grubenrandes.
    Dann nahm er das Schalldruckgewehr von seinen Schultern.
    »Wie weit warst du schon?«, fragte er.
    Aiko deutete den Gang entlang, der aus der Grotte hinaus führte. »Bis zur ersten Biegung. Dahinter bleibt es stockdunkel, genau wie die Hydriten gesagt haben. So weit ich sehen konnte, waren weder Fackeln noch Körperwärme auszumachen. Die Steppenreiter rechnen wohl mit keinem Angriff von dieser Seite.«
    »Also Licht aus und im Dunkeln weiter«, schlug Matt vor. »Du zuerst.«
    Der Cyborg nickte zustimmend. Ein letztes Augenzwinkern, um sich gegenseitig Mut zu machen, dann löschte er die Handlampe. Tiefschwarze Dunkelheit umschloss die beiden Männer wie eine zweite Haut. Von nun an mussten sie sich blind voran tasten. Vorsichtig einen Schritt vor den anderen setzend, betrat Aiko den Gang. Um sich zu orientieren, strich er mit der ausgestreckten Hand über die rechts von ihm verlaufende Felswand.
    Matt folgte ihm auf dem Fuße. Dass er den Japaner um zehn Zentimeter überragte, nützte angesichts des fehlenden Lichtes wenig. Obwohl sich seine Pupillen automatisch weiteten, konnte der Pilot nicht das Geringste sehen. Er musste sich völlig auf seine übrigen vier Sinne konzentrieren.
    Spitzes Fiepen erklang, gefolgt von leisem Tippeln, das sich schnell entfernte.
    »Nagetiere«, flüsterte Aiko. »Gerade mal armlang und ungefährlich.«
    Matt brummte zustimmend. Er brauchte keine Thermorezeptoren, um zu der gleichen Schlussfolgerung zu gelangen. Dafür reichte sein Gehör.
    Mit jedem Schritt, den die beiden Männer zurücklegten, gewannen ihre Bewegungen an Sicherheit. Geschickt umrundeten sie vom Boden aufragende Stalagmiten und folgen dem sanft gebogenen Tunnel, den der ablaufende Regen in den Stein gewaschen hatte.
    Die kompakte Schwärze, die anfangs nicht mal die Hand vor Augen erkennen ließ, verwandelte sich langsam in ein verwaschenes Grau. Aikos Rücken zeichnete sich für einen flüchtigen Moment als schemenhafte Bewegung ab, bevor er wieder mit der Umgebung verschmolz. Hinter der Biegung schimmerte bereits gedämp ftes Licht hervor.
    Ab dort wurde es leichter und gefährlicher zugleich.
    Matt tippte seinem Vordermann auf die Schulter. Zwei Mal, kurz hintereinander. Ein verabredeter Code, um nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher