Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
seine Hände fest aneinander gebunden waren.
    »An mir ist noch alles dran«, versicherte er nach einem Räuspern. »Wie sieht es mit deinen Augen aus?«
    »Kein Problem, dem Thermomodus machen Blitze nichts aus.« Aikos Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Es macht vielleicht nicht immer den Anschein, aber ich bin durchaus lernfähig. Noch mal lass ich mir den Restlichtverstärker nicht grillen.«
    »Widerstandsfähig wie ein Honda«, lobte Matt grinsend.
    Der Cyborg hob die dichten Augenbrauen. »Du vergleichst mich mit einem Automobil!« Sein übertrieben pikierter Tonfall reizte Matt zum Lachen, was sofort mit einem Stechen unter der Schädeldecke bestraft wurde.
    Er verkniff sich daraufhin eine Antwort, denn ihre spöttischen Bemerkungen dienten ohnehin nur dazu, sich gegenseitig zu versichern, dass sie wieder auf dem Damm waren.
    Die erste Schlacht mochte verloren sein, den Krieg wollten Matt und Aiko immer noch gewinnen – allein um der Kinder willen, die hier gefangen gehalten wurden.
    Der Commander ließ seinen Blick durch die karg ausgestattete Höhle schweifen, die dem geklonten Nachwuchs aus Sub'Sisco als Ausweichquartier diente – vor allem, um sie vor Aruula, Aiko und ihm zu verbergen, wie er sich enttäuscht erinnerte. Doch das war jetzt nicht der Augenblick, über verpasste Chancen zu jammern. Schließlich waren er und seine Gefährten nicht ganz unschuldig daran, dass sich die Steppenreiter an diesen Teil der Küste gewagt hatten.
    Im matten Schein der Leuchtsteine zeichneten sich einige gefesselte Hydriten und Fischer ab, die von zwei Barbaren bewacht wurden. Zu ihrer Linken, gut acht Meter entfernt, kauerten acht halbwüchsige Mädchen und Jungen beieinander. Auf den ersten Blick unterschiedenen sie sich trotz kahler Schädel und grauer Haut nicht sonderlich von normalen Menschen. Erst bei näherem Hinsehen fielen die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern und Fußzehen auf. Matts geschultes Auge erfasste auch die schmalen Hautfalten unterhalb der Ohren, die frisch vernarbten Wunden ähnelten. Die parallel zueinander verlaufende Striche lagen viel zu exakt beieinander, um durch einen Unfall entstanden zu sein. Es handelte sich um Kiemen in Ruhestellung, wie sie Matt selbst einige Zeit besessen hatte. Damals, während seines vierwöchigen Aufenthaltes in Hykton, einer Unterwasserstadt vor der Küste Washingtons. [2]
    Die Steppenreiter, die sich in der ganzen Höhle verteilt hatten, blickten gelangweilt zu Matt und Aiko herüber. Ein paar Gefangene mehr oder weniger schienen sie nicht zu scheren. Viel lieber spielten sie mit erbeuteten Schockstäben und Schalldruckgewehren herum, die ihnen ein Gefühl der Unbesiegbarkeit gaben.
    Nur eine Person geriet in Bewegung, als sie sah, dass die Gefangenen erwacht waren: Blair! Die Nosfera schöpfte Wasser aus einem Korallenbottich in zwei Trinkschalen und ging damit auf Matt und Aiko zu.
    Als Rayy ihr Vorhaben bemerkte, packte er Blair an der Schulter. »Was soll das?!«, fuhr er sie an. »Gefangene haben zu leiden! So will es der brennende Mann!« Blair riss sich ärgerlich los. »Die beiden haben uns das Leben gerettet«, zischte sie im Weitergehen.
    »Schon vergessen?«
    Rayy sah ihr wütend nach, machte jedoch keine weiteren Anstalten, die Nosfera aufzuhalten.
    Auch die übrigen Barbaren musterten Blair in einer Mischung aus Unwillen und Überraschung. Mitleid mit einem Gefangenen zu empfinden, war eines Steppenreiters unwürdig. Mit dumpfem Knurren brachten sie ihre Verachtung zum Ausdruck. Es sprach für das Ansehen, welches Blair – wenn auch nur widerwillig – bei ihnen genoss, dass sie trotzdem unbeschadet bei Matt und Aiko ankam.
    Wortlos reichte sie den Gefangenen die überschwappenden Tonschüsseln, die sie trotz ihrer Fesseln ergreifen konnten. Beide Männer verständigten sich erst durch einen Seitenblick, bevor sie ihren Durst löschten. Blair zog derweil eine kleine Flasche aus ihrem Umhang. Es war das Regenerationsmittel, das ihr Aiko einige Tage zuvor geschenkt hatte.
    Sie betupfte ihre Fingerspitzen mit einer Linie des transparenten Gels und beugte sich vor, um einen dünnen Riss an der Stirn des Asiaten zu versorgen. Die Wunde bedurfte eigentlich nicht dieses Aufwands, trotzdem ließ er zu, dass Blair die Stelle vorsichtig betupfte.
    »Warum seid ihr hierher gekommen?«, flüsterte sie dabei, so leise, dass niemand sonst in der Höhle es hören konnte. »Dieser Raubzug gilt Sub'Sis co, er hat nichts mit euch zu tun.«
    »Jeder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher