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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment
Autoren: Bernd Frenz
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eventuellen Gefahren zu fragen.
    »Nichts«, flüsterte Aiko über die Schulter hinweg. »Feuchtkalte Umgebung. Außer uns beiden strahlt hier niemand Wärme ab. Nicht mal ein paar Pilzkulturen, die…« Ein über14 raschtes Keuchen unterbrach Aiko mitten im Satz, bevor er warnte: »Vorsicht! Da ist etwas!«
    Der grelle Blitz, der die Dunkelheit spaltete, beleuchtete sekundenlang, was der Cyborg zuvor als hellen Wärmefleck wahrgenommen hatte: eine mit Kapuze und Umhang bekleidete Gestalt, die aus der Deckung eines Felsvorsprungs empor getaucht war, um mit einem Schockstab auf sie zu feuern.
    Der Überfall kam zu schnell, um durch einen Sprung auszuweichen. Knisternd überbrückte der Energiebogen die Distanz und umgab Aiko wie ein flirrendes Geflecht aus weißblauen Strängen, die unbarmherzig auf ihn eindrangen.
    Ächzend kippte der Cyborg vornüber.
    Noch ehe er den Boden erreichte, kehrte die Dunkelheit mit Macht zurück, furchteinflößender als zuvor. Matt knickte reflexartig in den Knien ein, um dem nächsten Schuss zu entgehen, doch der blieb aus. Vor seinen Augen tanzten grelle Lichtpunkte, das Herz schlug ihm bis zum Hals. Sein Körper reagierte bereits, während der Verstand noch die Überraschung verdaute.
    Routine setzte ein. Purer Überlebenswille beherrschte von nun an Denken und Handeln.
    Kein Wunder, schließlich war er schon öfters in einen Hinterhalt geraten.
    Matt riss die Handlampe vom Gürtel und presste sie fest gegen den Gewehrlauf, mit dem er in die Richtung zielte, aus der der Blitz gekommen war. Den Abzug zurückreißen und die Lampe anknipsen war eins. Das Gewehr bäumte sich in seinen Händen auf.
    Licht und Schall jagten um die Wette. Den Gesetzen der Physik folgend, erreichte der helle Strahl sein Ziel zuerst, aber für Matt sah es so aus, als ob der angeleuchtete Vo rsprung längst unter der Wucht des Einschlags erbeben würde.
    Splitter spritzen wie Schrapnell durch die Luft. Der durch Feuchtigkeit und Salz zersetzte Fels schien verdammt brüchig zu sein, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen.
    Am Rand des Lichtkegels wurde bereits die vermummte Gestalt sichtbar, die sich mitten in den Gang geworfen hatte.
    Matt korrigierte die Ausrichtung seines Gewehrlaufes und nahm die funkelnden Augen unter der Kapuze ins Visier.
    Ein Energiestoß löste sich aus der Spitze des Schockstabes.
    Matt feuerte über den sich teilenden Blitz hinweg, doch es war bereits zu spät, um die Attacke noch abzuwehren. Auf diese kurze Distanz konnte selbst ein Laie nicht daneben schießen.
    Zwei weißblaue Ausläufer bohrten sich in Matts Brustkorb, worauf er den Gewehrlauf verriss. Jeder seiner Nervenstränge glühte auf, als wäre er an einen Stromkreis angeschlossen.
    Die Muskeln verkrampften sich. Ein Gefühl der Lähmung befiel den gesamten Körper, bis hin zu den Zehenspitzen. Matt konnte sich nicht mehr aufrecht halten. Stöhnend kippte er zur Seite.
    Lampe und Gewehr entglitten seinen Fingern.
    Verzweifelt kämpfte er gegen die aufwallende Ohnmacht an, doch was er im Schein des umherwirbelnden Lichtkegels zu sehen bekam, ließ ihm das Blut zu Eis gefrieren. Sein Gegner kam mit entblößtem Schädel in die Höhe. Ein komprimierter Luftstoß hatte Blair die Kapuze vom Kopf gerissen.
    Natürlich! Nur die Nosfera hatte ihnen in absoluter Dunkelheit auflauern können!
    Auf dem vertrockneten Gesicht spiegelte sich fast so etwas wie Bedauern, als Blair näher trat, doch der Schockstab, den sie einem Hydriten abgenommen hatte, richtete sich drohend auf den am Boden liegenden Gegner.
    Es bedurfte keines weiteren Energiestoßes, um Matt außer Gefecht zu setzen. Seine flirrenden Augenlider klappten bereits herunter. Haltlos stürzte er in das tiefe Tal der Ohnmacht, ohne je den Aufprall zu spüren.
    ***
    »Alles in Ordnung?«
    Aikos Frage war das Erste, was Matt hörte, als er wieder zu sich kam. Es dauerte einige Sekunden, bis das fein geschnittene Gesicht, das zu der Stimme gehörte, aus den milchigen Schleiern trat, die seine Pupillen umwölkten.
    Der Japaner hatte schon mal fröhlicher aus der Wäsche geguckt, wirkte aber keineswegs geknickt. Warum auch? Sie hatten die Möglichkeit eines Scheiterns durchaus in Betracht gezogen.
    Matt richtete sich stöhnend auf. Sein Kopf rumorte wie nach einer durchzechten Nacht, und er spürte ein Stechen im Nacken, dem ein schmerzhaftes Ziehen folgte, das den ganzen Rücken hinab lief. Sein Versuch, die Schläfen zu massieren, scheiterte an dem Strick, mit dem
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