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0589 - Die Kugelköpfe

0589 - Die Kugelköpfe

Titel: 0589 - Die Kugelköpfe
Autoren: Jason Dark
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klatschte in die Hände, wenn der Kater die Maus nicht fangen konnte und von ihr dafür etwas auf die Schnauze bekam.
    »Yüla…« Ich hatte sie leise angesprochen. Nur das Kind nicht erschrecken.
    Sie drehte sich.
    Zwei große, dunkle Kinderaugen schauten mich an, die noch größer wurden, als sie in mir den Fremden erkannten. Gleichzeitig rutschte Yüla auf dem Stuhl zur Seite. Es sah so aus, als wollte sie die Wohnung fluchtartig verlassen.
    Das konnte ich nicht zulassen. »Bitte, Yüla, ich bin von der Polizei und deine Eltern haben mich geschickt…«
    »Warum?«
    »Ich soll dich hier herausholen. Weißt du, es ist etwas in diesem Haus geschehen. Wir müssen flüchten, wenn du verstehst…«
    »Nein.«
    »Okay, Schatz, glaub mir – ja?«
    Sie schaute mich skeptisch an und hielt dabei ihre kleinen Hände zusammen. Ich konnte mich gut in ihre Lage hineinversetzen. Bestimmt hatten ihr die Eltern eingeflößt, nicht mit einem Fremden zu gehen, und ich war für sie fremd.
    »Bitte, Yüla, du mußt mir vertrauen…« Dabei lächelte ich sie so lieb und nett an wie möglich.
    »Was ist denn passiert?«
    »Das kann ich dir nicht genau sagen. Du wirst es wahrscheinlich sehen, mein Schatz.«
    »Und ich soll mit dir gehen?«
    »Ja.«
    »Kann ich das sehen?«
    »Das wirst du sogar, Yüla.« Ich streckte ihr meine Hand entgegen.
    Faßte sie zu? Hatte sie bereits derart viel Vertrauen zu mir, um mich zu begleiten?
    Ja, sie tat es. Mit ihr zusammen verließ ich die Wohnung. An der schmalen Stiege blieb ich stehen und schaute die Stufen hinab. Zu sehen war nichts, was auf die teigige Masse hingedeutet hätte. Sie hatte ihren Weg in die oberen Etagen also nicht gefunden. Sollte ich es trotzdem wagen?
    »Warum gehst du denn nicht?« fragte Yüla. »Wie heißt du eigentlich, Mister?«
    »Sag John zu mir.«
    »Mein Vater kennt aber keinen John.«
    Wir setzten uns in Bewegung. »Er wird dir bestimmt nicht alles gesagt haben.«
    »Das kann sein.«
    Am Ende der schmalen Treppe konnten wir nicht mehr weiter. Ich schaute nach unten und sah die gewaltige Masse, die bereits das Treppenhaus besetzt hielt und es zudem geschafft hatte, das Geländer zu zerstören. Von Wand zu Wand baute sich dieser widerliche, gelbe Teig auf, und er dehnte sich weiter aus.
    Nicht nur nach unten oder zu den Seiten hin, nein, jetzt wollte er auch in die Höhe.
    Er quoll.
    Wie kompakter Schaum schob er sich an den Wänden hoch, hatte bereits die Decke des Treppenhauses erreicht und ließ uns keine Lücke, durch die wir hätten schlüpfen können.
    Er war ein alles schluckender, dämonischer Machtfaktor, der durch die beiden Kugelköpfe geleitet wurde.
    »Was ist das denn?« Yüla begriff das Ausmaß der Gefahr natürlich nicht, sie staunte mehr darüber.
    »Es versperrt uns den Weg.«
    »Und… und … wo müssen wir jetzt hin, John?«
    Das war eine gute Frage, auf die ich nur eine Antwort wußte. Es gab zudem keine andere. »Auf das Dach, mein Schatz, wir müssen es über das Dach versuchen.«
    »Das ist aber gefährlich.«
    »Ich weiß.«
    »Schräg ist es auch. Mein Bruder, der war schon mal oben, als er noch kleiner war. Danach hat er von meinem Vater Haue bekommen. Ich… ich darf so etwas nicht machen.«
    »Ich bin ja bei dir.«
    Die Masse quoll die Treppe hoch. Sie kam mir vor wie eine Woge, die nichts ausließ. Im Prinzip etwas schwerfällig, aber stetig rollte und wallte sie voran.
    Sie war nicht aufzuhalten…
    Ich zog mich mit Yüla zurück. Der Masse wandte ich den Rücken zu. Meine junge Begleiterin schaute stets über ihre Schulter zurück.
    Wahrscheinlich hatte sie Furcht davor, daß dieses Zeug uns erreichen würde.
    Wieder in der Wohnung, wollte ich wissen, von welchem Zimmer aus man am besten auf das Dach steigen konnte.
    »Im Schlafraum.«
    »Gut.«
    Sie hatte recht, denn dort besaß die Dachschräge eine Gaube mit einem normal hohen Fenster über dem Doppelbett. Um es zu öffnen, mußte ich auf das Bett steigen.
    Yüla wartete hinter mir. Ich sah durch das Fenster. Die Schräge lief an der Dachrinne aus. Bis dahin waren es vielleicht zwei Yards. Sehr stabil sahen die grauen Pfannen nicht gerade aus. Ich konnte nur hoffen, daß sie unser Gewicht auch hielten. Wie es hinter dem Gebäude aussah, wußte ich nicht. Möglicherweise bekamen wir die Chance, auf einen Anbau zu springen, der mit einem Flachdach ausgerüstet war. So etwas wäre hier in London nicht ungewöhnlich gewesen.
    »Was ist denn, John?«
    »Ich werde zuerst aus dem Fenster
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