Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0589 - Die Kugelköpfe

0589 - Die Kugelköpfe

Titel: 0589 - Die Kugelköpfe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
von zischenden Geräuschen. Da konnten wir Glück haben, und Suko wollte es noch einmal versuchen, als der nächste Stoff heranrollte. So macht- und druckvoll, daß selbst das Mauerwerk neben der Tür nicht mehr standhalten konnte.
    Ich sah, wie die Wand zitterte und wußte, daß sie im nächsten Augenblick zusammenbrechen würde.
    Hart riß ich Suko zurück.
    Wir hechteten zugleich durch die offene Wohnungstür in den kleinen Flur, wo wir beinahe noch die Treppe hinabgerollt wären, soviel Schwung hatten wir bekommen.
    Wir fingen uns, als es in der Wohnung krachte. Diesmal war die Wand an der Reihe.
    Der Druck »tötete« sie.
    Sie stürzte ein, die schweren Brocken hämmerten gegen die Wohnungstür und zerstörten sie.
    Auf dem Absatz blieben sie liegen.
    Von unten her kamen die Frauen. Sie riefen durcheinander, waren blaß geworden, bekamen von uns keine Antworten auf ihre Fragen, denn Suko sagte nur: »Evakuieren?«
    »Klar und Großalarm. Die Straße soll abgesperrt werden. Mach, es geht um Sekunden!«
    Suko drehte sich auf der Stelle. Er flog förmlich die Treppe hinab, während ich mich auf die drittletzte Stufe stellte, die Arme ausbreitete und den Vorwärtsdrang der neugierigen Frauen stoppte. »Wer befindet sich außer Ihnen noch im Haus?« rief ich.
    »Keiner!«
    »Doch, die kleine Yüla!« rief die Frau mit dem Kopftuch. »Nachbarinnen von uns. Sie sind alle zur Arbeit. Yüla ist allein.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Vier…«
    »Und wo wohnt sie?«
    Die Frau mit dem Kopftuch deutete in die Höhe. »Ganz oben, im letzten Stock…«
    In meinem Hals setzte sich plötzlich ein dicker Kloß fest…
    ***
    In der letzten Etage also!
    Das hieß, ich mußte hoch und dann wieder nach unten laufen. In der Zwischenzeit konnte sich die verfluchte Masse über das gesamte Haus verteilt haben.
    Für mich würde es Lebensgefahr geben, aber auch für das Kind.
    Wenn ich keinen Versuch unternahm, Yüla zu retten, war das Mädchen verloren. Wie standen die Chancen?
    Bisher hatten wir nicht gerade gut ausgesehen. Brian Denkford war tot, seine Sekretärin Helen Taylor hatte es ebenfalls erwischt.
    Uns waren die Kugelköpfe und die fürchterliche Masse zuvorgekommen, die immer gewinnen würde.
    Die Frauen starrten zu mir hoch. Sie rissen mich aus meiner Gedankenwelt wieder zurück in die Wirklichkeit. Diesmal brüllte ich sie an. »Raus, fliehen Sie! Verlassen Sie das Haus!«
    In meine Worte hinein erklang wieder dieses Brechen und Knirschen, denn in der Wohnung war abermals etwas zerstört worden.
    »Aber Yüla…«
    »Die hole ich!« Ich fuchtelte ihnen entgegen. Diese wilden Handbewegungen zeigten Erfolg. Die Frauen machten auf dem Absatz kehrt und zogen sich zurück.
    Ich hörte sie noch die Treppe hinunterpoltern. Dann erklangen die Geräusche bereits in meinem Rücken, weil ich mich gedreht hatte und auf den Treppenabsatz stürmte.
    Die Tür war kein Hindernis mehr. Dieser verdammte dämonische Teig hatte sich seinen Weg verschafft. Wie eine in Zeitlupe vorantreibende Woge quoll sie auf den Absatz.
    Mit dem Rücken rutschte ich an der Wand entlang, hatte Glück, daß sie an meinen Fußspitzen vorbeipeitschte, und nahm die nächsten Stufen mit langen Sätzen.
    Schon jetzt stand fest, daß mir der Weg nach unten versperrt blieb.
    Darüber dachte ich im einzelnen nicht nach, mich interessierte nur mehr das Kind.
    Nach oben hin verengte sich das Treppenhaus. Die Treppe wurde zur Stiege, die Luft war noch wärmer und schwüler.
    In der letzten Etage, über mir, wölbten sich bereits die beiden Dachschrägen, sah ich zum Glück nur eine Tür, die zu der Wohnung gehören mußte. Hier lebten Türken, den Namen konnte ich auf die schnelle nicht entziffern, ich hoffte nur, daß die Eltern mitgedacht und die nicht abgeschlossen hatten.
    Sie war offen.
    Der erste Stein rollte mir schon vom Herzen, auch wenn er mich nicht vom gesamten Druck befreite.
    Die vor mir liegende Diele war mehr ein Schlauch, ein kurzer Korridor, getaucht in ein graues Dämmer.
    Ich stieß die erste Tür auf.
    Ein kleine Küche lag vor mir. Ein Tisch, ein schräges Fenster, alte Möbel, dafür eine moderne Glotze, die eingeschaltet war. Trickfilme flimmerten über den Schirm.
    Auf einem Stuhl hockte das dunkelhaarige Mädchen und hatte von meinem Eintritt nichts mitbekommen, weil die Funnies auf der Mattscheibe sie zu sehr in den Bann zogen.
    Die Kleine hatte wunderschönes, lockiges, pechschwarzes Haar, trug ein dünnes Stickkleid und bunte Pantöffelchen. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher