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0586 - In den Fängen des Wolfes

0586 - In den Fängen des Wolfes

Titel: 0586 - In den Fängen des Wolfes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schmerzten.
    Am meisten machte ihm die Wunde am Bein zu schaffen, sie blutete auch heftig, aber er konnte wenigstens darauf stehen, auch wenn er sein Gewicht dabei auf den anderen Fuß verlagern mußte.
    »Ich wollte das nicht«, sagte die Schwarzhaarige mit den eigentümlichen Augen nun. »Ich… ich wollte es nicht! Ich habe… ihn getötet…«
    ***
    Nichts hatte Fenrir gewarnt, nicht mal das Amulett.
    Er war verwirrt.
    Im ersten Moment hatte er die Wölfin, die sich ihm näherte, für seine Geliebte gehalten. Aber war sie es wirklich?
    Die Ähnlichkeit war zwar verblüffend. Aber etwas fehlte.
    Etwas, das Fenrir nicht eindeutig definieren oder erklären konnte, aber wenn es sich bei der Wölfin tatsächlich um die Geliebte handelte, dann mußte sie sich innerlich sehr verändert haben.
    Und dann kam ihr Angriff!
    Damit hatte er nicht gerechnet. Es gab doch auch keinen Grund, zu kämpfen, und sie hatte ja auch mit ihrer Haltung Demut signalisiert, während sie sich Fenrir genähert hatte.
    Es war die perfekte Täuschung gewesen!
    Fenrir war immer noch Wolf genug, um auf diese Geste hereinzufallen. Gerade deshalb hatte er nicht mit einem Angriff gerechnet und auch nicht rechnen können - Wölfe belogen einander nicht, sie waren nicht so heimtückisch wie Dämonen oder auch Menschen.
    Er hatte keine Chance.
    Sie riß ihn zu Boden, schlug ihre Fänge mit mörderischer Wucht in seinen Hals. Als er endlich seine Schrecksekunde überwand und sich wehren wollte, war es bereits zu spät…
    ***
    Michelle brauchte ein paar Minuten, um sich von dem Schreck zu erholen, den hatte der Unheimliche ihr nämlich eingejagt.
    Er mußte förmlich aus dem Nichts hinter ihr erschienen sein.
    Er hatte sie berührt.
    Und jetzt hockte er vor ihr am Boden, und seine Augen waren die eines Toten, aber er atmete. Der Hut war ihm vom kahlen Kopf geglitten, erst jetzt konnte Michelle sehen, wie unglaublich alt dieser Mann sein mußte.
    Hundertjährige wirkten jünger…!
    Es war der Mann, den sie im Haus hinter E.T hatte auftauchen sehen. Auf ihn hatte sie geschossen, um ihn daran zu hindern, daß er E.T. niederschlug.
    Sein Gesicht war so unglaublich wie das von Zia Thepin, als sie vorhin kurz davor stand, Michelle anzugreifen. Auch dieser uralte Mann hatte spitze Fangzähne. Auch sein Gesicht hatte auf unbeschreibliche Weise etwas Wölfisches an sich, obgleich es das Gesicht eines Menschen war.
    Er rührte sich nicht.
    Die Sturmlaterne lag neben ihm im feuchten Gras. Das Öl war ausgelaufen, aber nicht in Brand geraten, denn die Flamme war längst erloschen.
    Vorsichtig stieß Michelle den Wolfsmann an, und da hob er langsam den Kopf, um sie aus seinen stumpfen, toten Augen anzusehen.
    Michelle erschauerte. Ihr war, als sei jeder noch so winzige Funken von Verstand und Erkenntnisfähigkeit ausgelöscht worden in dem alten Mann. Sein Körper lebte, aber seine Seele war tot. -Da wandte sie sich ab, um wieder Zia Thepin zu folgen. Sie hoffte, daß sie die Spur nicht inzwischen verloren hatte, denn das Zwischenspiel mit dem unheimlichen Alten hatte Zeit gekostet.
    Doch dann fand sie Thepin wieder.
    Sie kauerte wie ein Häufchen Elend vor einem Michelle unbekannten, gutaussehenden Mann, und der hielt eine Heckler & Koch-Pistole in der Hand.
    »Waffe fallen lassen!« schrie sie unwillkürlich. »Polizei…«
    Und erst, als sie den Mann leise auflachen hörte und auch die Erleichterung in seiner Stimme wahrnahm, da begriff sie, daß ihre Funktion als Polizistin hier, in dieser fremden Welt, nicht die geringste Bedeutung besaß…
    ***
    Clios Zähne drangen nicht durch Fenrirs Fell…
    Denn ihren menschlichen Kiefern fehlte die Kraft, dem Wolf die Kehle durchzubeißen!
    Mit einem entsetzten Aufschrei warf sie sich zurück, dann sprang sie auf.
    Und sie stand wieder auf ihren menschlichen Beinen!
    Sie stand aufrecht!
    Sie war nicht mehr eine Wölfin, hatte sich zurückverwandelt! In ihr gab es auch den unwiderstehlichen Drang nicht mehr, dem Mordbefehl des Unheimlichen zu gehorchen!
    Auch der Wolf sprang zurück, schüttelte sich dann mit gesträubtem Fell und knurrte Clio an.
    Aber er beruhigte sich rasch.
    Unsicher beobachtete Clio ihn. Wie würde er nun reagieren? Würde er zum Gegenangriff übergehen?
    Aber er tat es nicht.
    Statt dessen wandte er sich um, lief ein paar Meter, drehte dann den Kopf.
    Dann lief er wieder, sah sich erneut nach Clio um.
    Es war wie eine Aufforderung.
    Aber erst, als er schon über hundert Meter von ihr entfernt war,
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