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0586 - In den Fängen des Wolfes

0586 - In den Fängen des Wolfes

Titel: 0586 - In den Fängen des Wolfes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verspürte.
    Es wird mir ein Vergnügen sein, dich anschließend zur Werwölfin zu machen, gemeinsam mit dir dann auf Menschenjagd zu gehen… später.
    Er lachte über sich selbst. Er würde ihr zusehen, wie sie gemeinsam mit seinem Seelenschatten jagte. Mit dem Wolf, der aus Lykoffs Magie heraus Gestalt annahm und den er formen konnte, wie es ihm beliebte.
    Eben - und auch in den letzten Stunden und Tagen - hatte er ihm die Gestalt und auch die Ausdünstung eines anderen Wolfes gegeben. Jenes Wolfes, den er herlocken wollte.
    Herlocken, um ihn zu vernichten und damit Zia Thepin die letzte Hoffnung zu nehmen!
    Er hatte lange überlegt und geplant, um jetzt endlich zuzuschlagen!
    Nach so langer Zeit!
    Er, der als halbwüchsiger Junge, als ›Balg des Trinkers‹, wie sie ihn geschimpft hatten, zum Werwolf hatte werden wollen…
    Oft war er in den Nächten der Werwölfin gefolgt, hatte sie beobachtet, wenn sie auf Jagd ging, um ihren Blutdurst zu stillen, aber er hatte sich stets dabei gefragt, warum sie so wenig Blut nahm, so wenig tötete.
    Sic hatte so ungeheure Kraft, hatte Macht über Leben und Tod, aber statt die Menschen das Fürchten zu lehren, vergriff sie sich oft genug nur an Tieren, zerfleischte nur sie und trank ihr Blut.
    Ja, sie war aus der Art geschlagen!
    Dennoch hatte er sie immer bewundert. Denn auch in Menschengestalt war sie anmutig und schön, sie war eine begehrenswerte Frau gewesen.
    Wenn Remus damals ein paar Jahre älter gewesen wäre, wenn er nicht der Sohn eines Trinkers und einer Hure gewesen wäre, von den Menschen im Dorf verachtet und stets schwer schuftend, um ein paar Kupfermünzen für etwas Essen für die Familie und viel Alkohol für den Vater zu verdienen… er hätte Zia Thepin bestimmt den Hof gemacht.
    So hatte er sie nur bitten können, ihn zu einem Werwolf zu machen.
    Er wollte nicht mehr unterdrückt werden, nicht mehr geschlagen und getreten werden, nicht mehr von jenen verspottet werden, für die er die Dreckarbeit machte, weil sie kein anderer erledigen wollte. Er wollte Macht!
    Und Zia Thepin, diese schöne Frau und anmutig-elegante Räuberin der Nacht, hätte ihm dazu verhelfen können.
    Aber sie hatte sich geweigert!
    Sie hatte ihn zwar bei sich aufgenommen, aber nur für eine Weile, und dann hatte sie ihn zu einer anderen Familie gebracht, weit entfernt, die ihn adoptierte und als ihren eigenen Sohn aufzog.
    Dafür haßte er sie. Denn er hatte genug davon, Kind zu sein. Er war längst selbständiger als viele Erwachsene, und als der Krieg kam…
    ...da fand er Anschluß an ein Wolfsrudel!
    Fast dreißig Jahre lang zog er mit dem Rudel über die Schlachtfelder und suchte seine Opfer in Wallensteins Lager ebenso wie im Heer des Schwedenkönigs oder des Christian von Brandenburg, den sie ›den tollen Christian‹ nannten, weil seine Armee, hinter den Mauern und Gräben der westfälischen Wasserfeste Lippstadt ansässig, das Land im weiten Umkreis wie eine Räuberbande terrorisierte und ausplünderte und selbst den Bischof von Paderborn in die Knie zwang.
    Remus, längst zum Werwolf geworden, wanderte durch die Welt, fand überall seine Opfer und war schlau genug, nie lange an einem Ort zu verweilen, wenn nicht gerade Kriege stattfanden, in denen ohnehin niemand die Toten zählte. Er genoß die Französische Revolution, er mischte sich unter Hitlers braunes Mordgesindel, er biß sich durch vietnamesische Reisfelder und Partisanen…
    Er lebte lange und wurde alt, doch nie hatte er Zia Thepin vergessen, die er aber auch niemals wiedersah. Wenn er nun jedoch an sie dachte, dann nicht mehr voller Bewunderung, sondern nur noch voller Haß. Sie hatte ihm seinen einzigen und größten Wunsch verweigert.
    Damals, als Lucifuge Rofocale ihm seine Gunst gewährte und ihn nicht nur zum Werwolf machte, sondern ihm auch magische Kraft gab, da hatte er vom Herrn der Hölle erfahren, was aus ihr geworden war: Der große Lucifuge Rofocale hatte über sie Gericht gehalten, sie verflucht und verbannt!
    Doch nun war der Fluch gebrochen, zerschlagen von einer anderen, unbekannten Magie, und nur noch Restenergien waren übriggeblieben von dem Fluch.
    Aber sie reichten aus, eine Öffnung zwischen der Welt der Menschen und der Gruft der schwarzen Wölfe zu schaffen, die wiedererstanden war und jetzt von beiden Seiten betreten werden konnte. Nur die schwarzen Wölfe, die waren für immer ausgelöscht worden, und mit Zia Thepin geschah etwas, das sie dem Menschsein wieder näherbrachte. Oder
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