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0584 - Die Horde aus dem Schattenreich

0584 - Die Horde aus dem Schattenreich

Titel: 0584 - Die Horde aus dem Schattenreich
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Lächeln. Diese Tote ist doch nicht die einzige, oder? Was ist passiert?«
    »Da hat jemand wohl böse aufgeräumt«, erläuterte Reynolds seinem Vorgesetzten. Der war mit einer Verspätung von fast dreißig Minuten zum Tatort gekommen und hatte erklärt, man habe ihn zu Hause aus der Badewanne geholt.
    In der Tat hatten sowohl Dobbs als auch Reynolds längst Feierabend, aber die Kollegen von der Nachtschicht waren an anderen Tatorten unterwegs.
    »Die Wohnungstür«, Reynolds deutete auf die Etage mit dem zerstörten Fenster, »stand sperrangelweit offen. Im Treppenhaus liegen drei weitere Tote. Zwei Männer, beide mit Genickbruch. In einer offenen Wohnungstür neben einem der Männer ein weiterer Mann, ebenfalls Genickbruch.«
    Dobbs ging zu der Frau hinüber. Zwei Männer waren gerade dabei, sie in eine Kunststoffhülle zu stecken, in der würden sie die Leiche in einen Zinksarg legen.
    Inspector Dobbs warf einen Blick auf das noch im Tod von grauenhafter Angst verzerrte Gesicht.
    Er wandte sich ab.
    »Ich kannte die Frau…«, sagte er.
    Reynolds hob die Brauen.
    »Sie arbeitete bei Scotland Yard«, fuhr Dobbs stirnrunzelnd fort. »Ihr Name war Babs Crawford.«
    ***
    »Also ein Polizistenmord«, seufzte Reynolds. »Wär's nicht ein bißchen drunter gegangen?«
    »Es geht drunter, aber nur ganz knapp. Sie war keine Polizistin«, erwiderte Dobbs. »Sie arbeitete als Sekretärin. Ich habe sie kennengelernt, als ich mich zum Yard versetzen lassen wollte. Hat zwar nicht geklappt, aber dafür hatte ich das Vergnügen, mit ihr zu plaudern und sie einige Male zum Essen und zum Tanzen einladen zu dürfen. Mehr war leider nicht drin. Obgleich sie gespürt haben mußt, daß ich sie sehr mochte. Verdammt, wenn ich den Schweinehund kriege, der ihr das angetan hat…«
    Virgil Dobbs, der mit seinen rund 40 Jahren um die Hälfte jünger aussah, hatte die Figur eines Preisboxers und auch die entsprechende Kraft. Wenn er zulangte, steckte eine Menge Dampf dahinter. Zwischen seinen Fingern pflegte er Haselnüsse zu knacken.
    Dabei war er alles andere als ein gewalttätiger Mensch, sondern eher sanftmütig.
    Jetzt jedoch sah Reynolds ihm die nackte Wut an. Er kannte seinen Vorgesetzten seit Jahren. Er schien wirklich in diese Frau verliebt gewesen zu sein. Um so größer mußte der Schock sein, sie jetzt tot vor sich zu sehen.
    »Geben Sie den Fall ab, Chief«, schlug Reynolds deshalb vor.
    »Ich denke ja gar nicht dran! Und der Sup soll bloß ñicht versuchen, ihn mir abzunehmen.«
    »Befangenheit…«
    Dobbs winkte ab.
    »Vergessen Sie, was ich vorhin gesagt habe. Ich will den Killer kriegen, kapiert? Das bin ich Babs Crawford schuldig! Verdammt, vor einem Dutzend Jahren oder länger hat sie ihren Lebensgefährten verloren. Der war Inspector beim Yard. Deshalb wollte sie sich auch nie wieder an einem Polizisten binden. Deshalb hatte ich auch so verflixt schlechte Karten bei ihr. Aber jetzt will ich es sein, der ihren Mörder zur Strecke bringt!«
    In seinen Augen lag ein seltsames Funkeln, das Reynolds erschreckte.
    »Chief, Sie werden doch nicht tatsächlich…?«
    Der lachte bitter auf.
    »Ich habe einen Diensteid geleistet wie jeder von uns, Con! Und an den halte ich mich. Ich bin kein einsamer Rächer, wenn Sie das befürchten, und ich halte auch nichts von Selbstjustiz. Aber der Killer braucht nicht zu hoffen, daß ich ihn mit Samthandschuhen anfasse!«
    Reynolds hatte trotzdem weiterhin Bedenken.
    Mit ihren Männern stellten sie das Haus auf den Kopf und holten eine Menge Leute aus den Betten, die schon schliefen, weil sie am kommenden Morgen zu sündhaft früher Stunde entweder zur Arbeit oder zur langen Schlange vor dem Arbeitsamt mußten.
    Es sah ganz danach aus, als würden einige auch nur vorgeben, schon zu Bett gegangen zu sein. Weil sie einfach ihre Ruhe haben und nicht in den Fall hineingezogen werden wollten.
    »Herrschaften, vier Menschen sind innerhalb weniger Minuten in diesem Haus ermordet worden, und mindestens zwei davon waren Ihre unmittelbaren Nachbarn! Und Sie wollen alle von dem Lärm nichts mitbekommen haben, der hier im Treppenhaus und der Wohnung im sechsten Stock stattgefunden haben muß?«
    Alle bisherigen Spuren deuteten auf einen Kampf hin, und der war bestimmt nicht lautlos vonstatten gegangen.
    Ein halbes Dutzend Leute hatten etwas gehört, aber keiner hatte etwas gesehen. Auch der Mann nicht, der im siebten Stock wohnte und die Polizei angerufen hatte, nachdem er seine Wohnungstür sorgfältig
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