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0576 - Der ewige Feind

0576 - Der ewige Feind

Titel: 0576 - Der ewige Feind
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sahen nur, wie Alan ins Leben zurückkehrte.
    Ein Leben, das nicht echt war!
    »Du hast mich heimtückisch ermordet«, raunte Alan dem König zu. »Aber du wirst an deinem Sieg keine Freude haben. Sie werden dich töten - dich, der gegen das Gebot der Götter verstieß. Doch du wirst nicht sterben, du kannst es nicht. Du bist unsterblich. Und ich werde immer dein Feind sein. Du wirst für diesen Mord bezahlen, Noron, mein König. Solange du lebst. Denn ich werde immer da sein, um mich an dir zu rächen. Bis in alle Ewigkeit…«
    Es war der Moment, in dem die ersten Uruqui sich bückten, Steine vom Boden hoben und nach ihrem König warfen.
    Es war der Moment, in dem ein Offizier der Palastwache den bereitstehenden Kriegern befahl: »Der König ist in Gefahr! Schützt den König!«
    Es war der Moment, in dem Armbrustschützen, von den Zinnen der Palastmauern aus, ihre Waffen einsetzen und jene niederstreckten, die den Stadtkönig steinigen wollten.
    Ein Wutschrei ging durch die Menge.
    Wieder spannten und luden die Krieger ihre Armbrüste, und sie schossen erneut.
    Und zwischen den Sterbenden stand der König.
    »Nein«, flüsterte Noron erstickt. »Nein - das wollte ich nicht! Warum hören sie nicht auf?«
    Und neben ihm kicherte der Tote. »Warum hast du dich gegen die Götter gestellt?«
    Es war Hohn, wie er nicht beißender sein konnte.
    Und der Tod hielt reiche Ernte, ehe die Sonne hinter den Bergen versank…
    ***
    Gegenwart:
    Zamorra verstand die Männer von Cwm Duad nicht mehr, sie waren doch früher vernünftige Leute gewesen, und jetzt lobten sie alle einen Scharlatan in höchste Himmelsregionen, der sie garantiert alle an der Nase herumführte mit ein paar Zauberkunststückchen, die jeder Jahrmarktsgaukler aus dem Ärmel schütteln konnte, und der ihnen zusätzlich noch ein paar nationalistische Parolen entgegenblies.
    Für sie war Boddhyr der neue Retter der Nation, ein Erlöser, ein Messias… Alles, was er sagte und tat, war richtig. Er konnte Krankheiten heilen, Seuchen stoppen, und er wußte, was zu tun war, um Wales wieder den Platz in der Geschichte zurückzugeben, den es vor tausend Jahren angeblich einmal gehabt haben sollte!
    Zamorra hütete sich, noch einmal Widerspruch zu äußern, auch wenn es ihm verdammt schwer fiel, seine Zunge im Zaum zu halten. Aber er wollte etwas über diesen Alan Boddhyr erfahren, und er ahnte, daß die Männer hier Auster spielen und den Mund verschlossen halten würden, wenn sie merkten, daß sich Zamorra von ihren Erzählungen nicht überzeugen ließ.
    »Diesen Mann möchte ich kennenlernen«, bat er schließlich.
    Das ließ sich arrangieren.
    Owain Brannanan freute sich über Zamorras Interesse wie ein Schneekönig. »Professor, in zwei Tagen habe ich unten in Carmarthen zu tun, und in zwei Tagen befindet sich auch der Myrddhin dort. Es wird mir eine Freude sein, Sie miteinander bekannt zu machen…« Daß Zamorra nur eine Stunde vorher noch einen Vergleich Boddhyrs mit Merlin strikt abgelehnt hatte, schien Brannanan völlig vergessen zu haben.
    Brian Ffanellen konnte nur den Kopf schütteln.
    »Sie gehen diesem Seelenfänger doch nicht wirklich auf den Leim, Zamorra?« fragte er später, als der ›Hanged Fletcher‹ bis auf den Dämonenjäger, Nicole und den Druiden leer war.
    »Seelenfänger, Sektierer… Das sind ziemlich starke Anschuldigungen, Brian«, sagte Zamorra. »Wie kommt es, daß Sie für Boddhyrs Botschaft nicht empfänglich sind?«
    »Weil ich mir meinen klaren Verstand bewahrt habe«, knurrte der junge Wirt. »Zamorra, glauben Sie etwa wirklich an den Nonsens, den Owain und die anderen verbreiten?«
    »Ich pflege immer erst zu urteilen, wenn ich beide Seiten kenne.«
    »Na schön, dann erzähle ich Ihnen auch was über Boddhyr«, ereiferte sich Ffanellen. »Aber es ist schon verflixt spät, und nur weil wir hier in Cwm Duad noch nie einen Polizisten brauchten und deshalb auch keinen haben, kann ich die Bude überhaupt jetzt noch offen halten… Sie könnten mir deshalb ein wenig beim Aufräumen helfen, während wir plaudern. Schließlich will ich auch mal irgendwann Feierabend haben. Die Engländer haben schon gewußt, weshalb sie die Sperrstunde auf elf Uhr abends festgesetzt haben. Die sind wenigstens freundlich zu den Wirten.«
    Zamorra sah auf die Uhr - es war schon zwei Uhr morgens durch!
    »Aber je länger der Laden offen ist, desto größer der Umsatz, meinen zumindest wir bei uns auf dem Kontinent«, wandte er ein.
    »Euer Problem«,
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