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0576 - Der ewige Feind

0576 - Der ewige Feind

Titel: 0576 - Der ewige Feind
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Götter fortzusetzen«, spottete Alan, und das für alle vernehmlich laut genug. »Die Götter haben entschieden, daß deine Zeit abgelaufen ist, und du widersetzt dich ihrem Befehl? Du willst nicht, daß die Götter das Volk der Uruqui künftig selbst anführen?«
    »Wenn die Götter das wollen, mögen sie es ruhig tun«, sagte Noron gelassen. »Aber wo bleibst dann du, Zauberkünstler? Es gäbe doch dann für deinesgleichen keine Verwendung mehr.«
    »Du bist es, König, für den es keine Verwendung mehr gibt. Es wird künftig keine Stadtkönige mehr geben, die die Uruqui regieren. Ein von den Göttern selbst auserwählter Schamane wird…«
    »Von den Göttern? Ist es nicht eher so, daß du dich selbst ausgewählt hast?«
    »Du bist wirr im Kopf, und das vor Angst!« schrie Alan zornig.
    »Vor wem sollte ich Angst haben?« gab Noron ruhig zurück. »Vor den Göttern, die ich liebe und verehre? Sie werden mir nichts antun, denn sie sind gerecht. Oder sollte ich eher vor dir Angst haben? O Alan, du Narr. Ich bin ein Unsterblicher!«
    Der Schamane schnappte nach Luft. Noron wußte, daß er nahe daran war, sich in einer Zornesaufwallung öffentlich zu verplappern und darauf hinzuweisen, daß der Stadtkönig seine Unsterblichkeit nur den Schamanen verdankte. Und er fragte sich, ob Alan ihm diese Unsterblichkeit jetzt wirklich nehmen würde.
    Wenn er das versuchte, würde Noron zwar sterben, aber Alan war dann ebenfalls geliefert. Der König mußte ihn nur noch ein wenig mehr reizen, so daß der Schamane den Kopf verlor, dann brauchten die Götter diese Auseinandersetzung nicht mal mehr zu entscheiden. Denn damit machte sich Alan selbst unglaubwürdig…
    Aber Alan fing sich rasch wieder. »Ich werde die Götter herbeirufen«, sagte er.
    »Darauf warte ich längst«, erwiderte Noron spöttisch.
    Das Gesicht des Schamanen verfinsterte sich noch weiter. Er begann mit einer Beschwörung…
    Hinter den Tempelmauern kreischte in diesen Augenblicken unter den Händen anderer Schamanen ein Opfer seinem Tod entgegen, um mit seiner verströmenden Lebenskraft den Göttern einen Grund zum Herbeieilen zu geben. Sie würden diese Lebenskraft auffangen wollen, um den Geist des Sterbenden jener beglückenden Jenseitswelt zuzuführen, die allen Uruqui nach ihrem Tode versprochen war.
    Zwischen Alan und seinen Helfern im Tempel bestand eine mentale Verbindung magischer Art.
    Daß es sie gab, wußte Noron, seit er Stadtkönig war. Doch zum erstenmal konnte er sie jetzt auch spüren! Da war ein flirrendes Band, das er nicht mit seinen Augen wahrnehmen konnte, das er aber in seinen Gedanken sah. Die Schamanen standen miteinander in unmittelbarer geistiger Verbindung.
    Verwundert fragte sich Noron, weshalb er diese Verbindung jetzt plötzlich spüren konnte.
    Er konnte auch spüren, wie sich diese Verbindung nun ausdehnte. Etwas Eigenartiges bildete sich am Himmel über der Stadt. Eine Kraft, die alles überstrahlte.
    Noron schloß die Augen, doch er sah immer noch die rotierende, wirbelnde Kraft, die immer mächtiger wurde.
    Kamen die Götter jetzt?
    Hatte er die Hexenmeister unterschätzt? Halfen die Götter dem Schamanen Alan wirklich?
    Noron öffnete die Augen wieder. Er sah in die Runde, betrachtete die Zuschauer. Die aber schienen von der Zusammenballung einer unsichtbaren Kraft am Himmel nichts zu merken.
    Doch einer aus der Zuschauermenge merkte, daß der König sich umschaute, und dieser Zuschauer gehörte zu den Anhängern des Tempels.
    »Seht seine Furcht, seine Hilflosigkeit! Wie er unstet um sich stiert! Erwartet er Hilfe? Von wem?«
    Jetzt achteten auch andere auf den Stadtkönig, der immer noch über dem Boden schwebte, von einem Zauber getragen, den er ebenfalls den Schamanen verdankte, doch diesen Zauber konnte Alan ihm nicht mehr nehmen. Es war etwas anderes als die Unsterblichkeit.
    »Die Götter!« schrie Alan in diesem Moment. »Sie sind da, sie sind gekommen, um…«
    Noron hob die Hand.
    »…um den Streit zwischen uns zu entscheiden!« überschrie ihn der König.
    Die Distanz von fünf Speerlängen zwischen ihnen war leicht zu überbrücken. Er richtete den Arm auf Alan. Im letzten Moment schien der oberste Schamane zu begreifen, daß es jetzt doch ihm an den Kragen ging und nicht dem Stadtkönig.
    Aber es war zu spät.
    Er konnte nicht mal mehr ausweichen.
    Das Katapult, am Unterarm des Königs befestigt und von dem weit fallenden Ärmel verdeckt, reagierte auf Norons Muskelanspannung. Ein winziger Bolzen
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