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0576 - Der ewige Feind

0576 - Der ewige Feind

Titel: 0576 - Der ewige Feind
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mich da eben doch verhört?«
    »Du hörst aber auch wirklich immer genau das, was du nicht hören sollst«, seufzte der Druide und winkte dem Wirt zu. »Brian, schreib ein Drittel der bisherigen Runden auf eine Rechnung für mich, und die letzte Lokalrunde wird gestrichen, aber wenn die Leute mich dafür jetzt steinigen wollen, solltest du sie darauf hinweisen, daß dieser Geizkragen hier daran schuld ist…« Die letzten Worte hatte er wieder in wälisch gesprochen.
    Diesmal war Zamorra aber erst recht mißtrauisch geworden, als Gryf von englisch zu wälisch wechselte.
    »Du hast eine seltsame Art, einen Grabstein zu bestellen«, erklärte er, ebenfalls in - allerdings stark akzentbehaftetem - Wälisch.
    Gryf ächzte, »Sag mal, gibt es eigentlieh in diesem Universum eine Sprache, mit der du nicht zurechtkommst?«
    Zamorra grinste immer noch. »Du kannst es ja mal durchtesten…«
    Zamorras Sprachbegabung war tatsächlich ein Phänomen. Er selbst vermutete, daß es mit seinen vielen Zeitreisen zusammenhing und auch mit seiner Veranlagung als Auserwählter, die schließlich zu seiner relativen Unsterblichkeit geführt hatte. Möglicherweise war ihm die Sprachbegabung ebenso in die Wiege gelegt worden wie der verlangsamte Alterungsprozeß, der durch das Wasser von der Quelle des Lebens vor rund anderthalb Jahrzehnten schließlich ganz gestoppt worden war. [3]
    Im Hintergrund hörte er, wie sich an einem Tisch drei Waliser unterhielten. Von ihrem Gespräch verstand er nur einen Teil, spitzte aber plötzlich die Ohren.
    Was war das da mit einer Armee, die gegen Wales marschieren sollte?
    Von England aus?
    Himmel, die lebten doch nicht mehr in grauer Vergangenheit, und Wales war schon lange Teil des britischen Commonwealth, auch wenn ein paar unverbesserliche Traditionalisten noch immer dem Thronfolger übel nahmen, daß er als Engländer den Titel ›Prinz von Wales‹ trug. Das war der gleiche Menschenschlag wie der in Schottland, der den Engländern noch immer nicht vergessen hatte, daß sie dereinst Maria Stuart geköpft und ihr den Thron geraubt hatten. Dabei lag das alles Jahrhunderte zurück, und Schotten wie Waliser durften ihre eigene Sprache und Kultur schon längst wieder pflegen.
    Da fiel am Nebentisch der Name Alan Boddhyr.
    Zamorra stieß Nicole an.
    »Woher müßte ich den Namen Alan Boddhyr kennen?«
    Nicole mußte passen.
    Gryf, der einen großen Teil seines Lebens in Wales verbracht hatte und mit Land und Leuten so verwurzelt war, daß er sogar einen wälischen Namen trug, konnte aushelfen. »Von einem gewissen Rasputin hast du schon mal gehört?«
    Zamorra runzelte die Stirn. »Willst du etwa behaupten, daß Boddhyr Rasputins Wiedergeburt ist?«
    »Nee, Alter, aber Alan Boddhyr ist ein Zauberlehrling und Wunderheiler vom Schlage eines Rasputin. Vor ein paar Jahren machte er zum ersten Mal von sich reden und brachte eine kometenhaft ansteigende Karriere hinter sich. Der Mann sitzt zwar nicht im Parlament, aber er hat Einfluß. Ziemlich viel sogar. Es gibt Gerüchte, daß jemand daran interessiert ist, Boddhyr mehr oder weniger gewaltsam kaltzustellen.«
    Brian Ffanellen stützte die Ellenbogen auf die Theke und mischte sich ein. »Stimmt! Und da drüben sitzt die Fraktion, die das unbedingt verhindern will, indem sie entsprechende Stammtischparolen verbreiten. Angeblich soll es schon ein halbes Dutzend Mordanschläge auf Boddhyr gegeben haben, von denen er jeden nur wie durch ein göttliches Wunder überlebt hat. Wenn ihr mich fragt, Freunde, ist das alles absoluter Unsinn! Der Mann ist ein Sektierer, aber kein seriöser Politiker.«
    »Seriöse Politiker? Die sind weltweit ohnehin ziemlich rar gesät«, kommentierte Nicole spöttisch und begann an ihren Fingern zu zählen. Als sie die zweite Hand erreichte, brach sie vorsichtshalber ab.
    Drüben am Tisch stand einer der Stammtischstrategen auf und kam zur Theke. Zamorra kannte den Mann von früher, er gehörte zum Typ ›schlauer Bauer‹ und hatte nie den Eindruck gemacht, auf das Spintisieren von Sektierern und Fanatikern hereinzufallen, dafür dachte er viel zu rational und geradeaus.
    Bis heute…?
    »Brian, die Mordanschläge auf den Myrddhin hat es gegeben, und er ist auch kein Sektierer, sondern ein Mann mit einem großen Verstand, der Gutes tut und den Menschen helfen will! Zum Teufel mit der englischen Polizei, die sich einfach weigert, ihn vor den Killerkommandos zu schützen! Aber was die Polizei nicht tut, das müssen wir eben selbst in
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