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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod
Autoren: Jason Dark
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den Kopf nach rechts gedreht und schaute über die Abtrennung hinweg. Zwei Männer hatten das Lokal betreten. Sie bewegten sich parallel zur Theke und taten so, als wären sie harmlose Gäste, schienen aber bekannt zu sein, denn der Knabe im schwarzen Anzug wieselte herbei, sprach mit ihnen, ohne den beiden allerdings einen Platz anzuweisen.
    Suko war die unnatürliche Haltung seiner Gesprächspartnerin aufgefallen. »Das… das sind sie …«
    »Wer?«
    »Die beiden mit den zu dünnen Zöpfen geflochtenen Haaren, von denen ich Ihnen berichtet habe. Sie kamen in meine Wohnung und wollten die Tochter abholen.«
    »Danke«, sagte Suko. Er schaute hin. Im gleichen Augenblick drehten auch die beiden Männer Suko ihre Gesichter zu.
    Der Inspektor schaute nicht weg, er prägte sich die Physiognomien genau ein.
    Wenn es den Begriff chinesische Galgenvogelvisagen je gegeben haben sollte, so traf er auf die beiden Kerle zu. Doch merkwürdig war, daß sie relativ dunkle Haut hatten. Sie trugen dunkle Jacken aus dünnem Kunstleder, darunter Pullover und Jeans.
    Wie auf Kommando verzogen sich ihre Lippen zu einem Grinsen, als sie Suko anschauten. Es sah so aus, als wollten sie den Inspektor vorwarnen.
    Der Geschäftsführer oder Besitzer sah nicht rüber. Er wandte sich ab und verschwand in der Küche.
    »Nun?« Man Leis Stimme zitterte. »Haben Sie die beiden Kerle gesehen, Inspektor?«
    »Und was sagen Sie?«
    »Vertrauenerweckend sehen sie nicht gerade aus.«
    »Das meine ich. Wir sollten verschwinden. Ich… ich kann hier nicht länger mehr bleiben.«
    »Warten wir es ab. Zufällig sind die Kerle nicht aufgetaucht. Sie werden etwas von uns wollen.«
    »Ja, töten!«
    Suko winkte ab. »So einfach tötet man einen Menschen nicht, glauben Sie mir.«
    »Die schon, Inspektor, die sind besessen. Ich spüre es. Ich habe es im Gefühl.«
    Jemand trat an ihren Tisch. Suko hatte den Mann im senfgelben Umhang schon gesehen. Besonders auffallend war zudem noch sein dünner Ziegenbart und die leicht zitternden Fäden auf seiner Oberlippe. Das Gesicht bestand aus einem wahren Muster aus Falten, die Lippen waren kaum zu erkennen. Unter den geschwungenen Brauen glitzerten die Augen wie dunkles Eis, über das jemand Wasser geschüttet hatte.
    Man Lei saß steif auf ihrem Platz. Das Blut war aus ihrem Gesicht gewichen, denn der Mann war neben dem Tisch stehengeblieben.
    »Tiau!« sagte sie nur…
    ***
    »Ja, meine Liebe, ich bin es. Dein Nachbar.« Er nickte Suko zu. »Sie entschuldigen?«
    »Bitte.«
    Der Greis beugte sich vor. »Habe ich dir nicht gesagt, Man Lei, daß du in der Wohnung bleiben sollst?«
    »Das… das hast du.«
    »Und du bist trotzdem gegangen.«
    »Ja, ja, ich wollte einfach. Ich kann nicht immer bleiben. Die Erinnerungen an meine Tochter sind zu stark.«
    »Osa ist tot.«
    »Woher wissen Sie das, Tiau?« Zum erstenmal mischte sich Suko ein.
    Der Greis schaute ihn an. Er stand noch immer. Suko dachte auch nicht daran, ihm den dritten Stuhl anzubieten. »Sie kennen meinen Namen?«
    »Ich kenne viele.«
    »Und Sie?«
    Suko hob die Schultern. »Ich bin ein Freund aus alten Tagen. Oder sagen wir ein Freund von Osa. Ich habe sie gemocht, wir waren öfter zusammen! Ich möchte wissen, was mit ihr geschehen ist?«
    »Sie ist tot. Sie hat sich erhängt.«
    »Das hat mir ihre Mutter auch schon erzählt. Nur will ich daran nicht glauben.«
    »Sie muß sich das Genick gebrochen haben, denn sie sprang mit der Schlinge um den Hals aus dem zweiten Stock. Das kann niemand überleben, glauben Sie mir.«
    »Sie sollte abgeholt werden, nicht?«
    Die Augenbrauen des alten Chinesen zuckten. »Du bist gut informiert, wie ich sehe.«
    »Es geht.«
    »Vielleicht zu gut…« Er beugte sich vor.
    »Sie stören, Tiau.«
    »Ich weiß. Deshalb werde ich auch gehen. Komm, Man Lei, du wirst mich begleiten.«
    »Nein!« Ihre Stimme zitterte vor Furcht, dennoch hatte sie sich überwunden, dagegen zu sprechen.
    »Was?« Er konnte es kaum glauben und schüttelte den Kopf. »Du stemmst dich dagegen?«
    »So ist es.«
    »Aber das kannst du nicht, Man Lei. Du darfst uns nicht verraten. Du bist uns etwas schuldig.«
    »Sagen Sie Ihren Zwergen, daß wir sie zertreten werden!« erklärte Suko. »Und merken Sie sich eins: Wenn Man Lei nicht will, dann bleibt sie hier.«
    Tiau schaute den Inspektor an. Er sagte nichts, doch seine Blicke sprachen Bände. Sie waren grausam, sie waren gnadenlos, und er ballte seine schmalen Hände zu
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