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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod
Autoren: Jason Dark
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mit den Dämonen verbündet, die trotz allem noch mächtiger sind als wir Menschen, und sie brauchen auch weiterhin ihre Opfer.«
    »Wie läuft das ab?«
    Man Lei senkte den Blick. Sie hatte Mühe, weiter zu sprechen. »Es ist so furchtbar, daß ich kaum darüber reden kann. Um sie zu besänftigen und ihnen gleichzeitig Kraft zu geben, müssen Opfer gebracht werden, verstehen Sie das?«
    »Menschen?«
    »Ja, ja!« stieß sie hervor. »Menschen. Und sie finden immer wieder welche, es ist ja so leicht.«
    Suko wiegte den Kopf. »Ich will Ihre Worte nicht anzweifeln, aber ist es wirklich so leicht? Hat sich noch nie jemand dagegen gestemmt? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Doch es ist leicht!« rief sie laut. »Sehr leicht sogar, denn es gibt zu viele Personen, die schwarz ins Land gekommen sind. Geflohen aus ihrer alten Heimat. Sie werden über dunkle Kanäle nach London geschleust.«
    »Stimmt, wir wissen von diesem Problem der illegalen Grenzgänger, können aber nichts dagegen tun.«
    »Viele kommen aus dem Mutterland über Hongkong. Dort sitzen die Schlepper dann und schleusen die armen Geschöpfe nach England, wo sie ihre Überfahrt noch abarbeiten müssen.«
    »Ihre Tochter gehörte nicht dazu?«
    »Nein, sie war eine Ausnahme und hatte gleichzeitig einen Makel oder Fehler aufzuweisen, denn sie war ein Mischling. Ich habe mich vor etwas mehr als 23 Jahren mit einem weißen eingelassen. Der Mann ist gegangen, die Tochter ist mir geblieben. Wir wohnten zwischen meinen Landsleuten, wurden aber nie akzeptiert.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Manche unserer Landsleute sind eben sehr konservativ.«
    »Das ist vornehm ausgedrückt. Ich würde sagen, daß sie grausam und gnadenlos sind.«
    Sukos Frühlingsrolle kam. Sie war knusprig und die dazu servierte Soße roch sehr würzig. Während Suko die Frühlingsrolle in der Mitte zerteilte, stellte er die nächste Frage. »Kommen wir auf Ihre Tochter zurück, Man Lei. Ich kenne sie nicht, kann mir allerdings vorstellen, daß sie nicht zu denjenigen gehörte, die sich nicht wehrten.«
    »Da haben Sie recht. Meine Tochter Osa war in den Augen vieler Nachbarn der Makel des Hauses.«
    »Weshalb? Nur weil sie ein Mischling…?«
    »Nein, Inspektor. Sie hatte das Glück oder das Pech sehr intelligent zu sein. Osa studierte Informatik. Man hat ihr sogar das Studium bezahlt. Ein Stipendium, sagt man wohl.«
    »Sehr richtig.«
    »Das paßte fast allen nicht. Sie ist ausgebrochen, hat den Ring durchschlagen, so etwas nimmt man nicht so ohne weiteres hin, Sie verstehen?«
    »Verstehen schon, nur nicht begreifen.« Suko aß den ersten Bissen und fand die Frühlingsrolle passabel, im Gegensatz zu dem vorher servierten Salat.
    »Sie sind selbst Chinese, Inspektor. Sie kennen die alten Regeln, die es leider noch gibt.«
    »Das schon, aber…«
    »Kein Aber – bitte. Man hat wohl nur darauf gewartet, daß es einmal geschah.«
    Suko aß die Frühlingsrolle mit einem normalen Besteck. Das ließ er sinken und fragte: »Wer genau sind Ihre Gegner?«
    Man Lei hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich kann Ihnen keine Namen nennen. Vielleicht alle.«
    »Was heißt das?«
    »Die Nachbarn, die Leute im Haus. Sie haben uns schon seit langem geschnitten, Tiau ebenfalls.«
    »Wer ist das?«
    »Der älteste Hausbewohner, fast ein Greis. Aber vor ihm fürchten sich die Menschen.«
    »Sie auch?«
    »Und ob. Ich… ich habe ihn gesehen. Er kam in meine Wohnung und riet mir Osa abzuschneiden oder aus der Schlinge heben. Die Polizei sollte ich nicht verständigen.«
    »Weshalb nicht?«
    »Wir haben das immer unter uns geregelt, sagt er.«
    »Ach so.«
    »Glauben Sie mir nicht, Inspektor?«
    »Doch.« Suko kaute und nickte. »Ich glaube Ihnen alles. Wichtig ist jetzt, daß Sie sich nicht mehr fürchten.«
    »Wenn das so einfach wäre. Ich soll doch bestraft werden, weil den Krüppeln ein Opfer entgangen ist. Für meine Tochter muß ich die tödliche Buße auf mich nehmen.«
    »Hat Ihnen das auch dieser Tiau gesagt?«
    »So ist es.«
    »Dann sollte ich mich einmal mit ihm näher beschäftigen. Am besten noch heute.«
    Man Lei staunte. »Sie… Sie wollen mit mir in meine Wohnung gehen?«
    Suko lachte. »Warum nicht?«
    »Weil es gefährlich ist, glauben Sie mir. Es ist unwahrscheinlich gefährlich. Alle stehen gegen uns. Deshalb wollte ich Sie auch außerhalb des Bereichs treffen.«
    »Ich sehe das etwas anders. Wenn Sie nicht wollen, Man Lei, gehe ich allein.«
    Sie sagte nichts, doch sie hatte
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