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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod
Autoren: Jason Dark
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Fäusten.
    »Verstanden?«
    »Ich frage dich noch einmal, Man Lei. Willst du mit mir gehen? Überleg es dir genau.«
    Die Frau zögerte. Sie schaute nicht Tiau an, sondern Suko, als würde sie von ihm eine Antwort erwarten.
    Der Inspektor sagte bewußt nichts. Bisher hatte Man Lei allein entschieden, das mußte sie ab sofort auch. Sie schwitzte stark. Der Schweiß lag glänzend auf ihrer Stirn.
    »Ich warte auf die Antwort, Man Lei!«
    Die Frau hatte sich entschlossen. Nur redete sie nicht, sie schüttelte den Kopf. Hölzern und starr sah es aus. Ihre Augen waren weit geöffnet, der Atem drang wie ein leises Pfeifen über ihre Lippen.
    »Du bleibst dabei?« fragte er leise.
    »Ja, ich lasse es mir nicht aus der Hand nehmen. Ich will wissen, was mit meiner Tochter geschehen ist! Ich kann nicht warten, bis sich etwas ereignet.«
    »Gut, ich habe dich verstanden!« erwiderte Tiau.
    »Und was passiert jetzt?« richtete Suko seine lauernde Frage an den Greis.
    »Ich werde gehen«, erwiderte der alte Chinese. »Meine Pflicht habe ich getan.« Er schaute noch einmal auf Man Lei. Sein Blick war kalt und geschliffen. Von diesem Menschen würde die Frau keine Hilfe erwarten können.
    Suko mußte ihn gehen lassen. Er konnte ihn nicht verhaften, denn der Greis hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Er deutete eine Verbeugung an und verschwand ebenso lautlos, wie er gekommen war.
    Suko blickte ihm nach. Man Lei senkte den Kopf. Sie wischte mit einem Tuch über ihre Stirn, die Bewegungen wirkten müde, abgespannt. Die Energie schien sie verlassen zu haben, Suko nickte ihr zu. »Ich würde vorschlagen, daß Sie nicht mehr zurück in Ihre Wohnung gehen.«
    »Ja…« Dann lachte sie. »Aber wohin soll ich gehen? Können Sie mir das sagen?«
    »Wir finden da schon eine Möglichkeit. Notfalls bleiben Sie beim Yard!«
    »In einer Zelle?«
    »Warum nicht? Sie dürfen sich den Raum nicht als Gitterzelle vorstellen. Für Menschen, die wir in Schutzhaft nehmen, gilt eher der Begriff eines Hotelzimmers.«
    Sie hob die Schultern. »Ich mache ja alles, wenn Sie nur meine Tochter herbeischaffen.«
    »Das werde ich versuchen.«
    »Es ist auch nicht schlimm, wenn ich nur ihre Leiche sehe. Ich will einfach wissen, was mit ihr geschehen ist. Diese Ungewißheit macht mich einfach verrückt.«
    »Das kann ich verstehen. Wir sollten auf alle Fälle zahlen.« Suko drehte sich auf dem Stuhl. Er suchte die Bedienung oder den Geschäftsführer. Beide waren nicht in der Nähe. Dafür jedoch passierte etwas anderes, etwas für die Gäste völlig Überraschendes.
    Plötzlich verlöschte das Licht!
    Schlagartig saßen die Gäste im Dunkeln und konnten kaum die Hand vor Augen sehen, denn vor den Fenstern hingen dicke Vorhänge, zudem war es draußen dunkel.
    Suko sah Man Lei nur als Schatten. Ihre Hand kroch über den Tisch und faßte nach seiner. »Das gilt uns!« flüsterte sie scharf. »Das gilt bestimmt uns!«
    »Okay, abwarten. Behalten Sie um Himmels willen die Nerven, und ducken Sie sich.«
    »Was soll ich, bitte?«
    »Ducken!«
    Man Lei gehorchte. Sie blieb zwar auf dem Stuhl sitzen, kauerte sich aber an der Abtrennung zusammen. Wären Weiße als Gäste im Restaurant gewesen, hätte es möglicherweise eine Panik gegeben.
    Bei den ausschließlich chinesischen Gästen passiert das nicht. Sie verhielten sich diszipliniert und ruhig. Niemand beschwerte sich oder begann zu toben.
    Dafür meldete sich der Geschäftsführer. Er sprach in einem chinesischen Dialekt, den sogar Suko nur schwer verstand, und er redete davon, daß der Schaden in Kürze behoben sein würde.
    Stockfinster war es natürlich nicht. Suko schaute nach links und konnte die Umrisse der Theke ausmachen. Er sah auch, daß eine der drei Küchentüren aufschwang.
    Nur von den beiden Galgenvögeln hatte er nichts gesehen. Sie schienen ihre Plätze gewechselt zu haben.
    »Was machen wir jetzt?« wisperte ihm die Frau zu.
    »Wir werden versuchen, das Lokal zu verlassen.«
    »Ohne Bezahlung?«
    Suko lachte leise. »Das werde ich später regeln.« Er wollte aufstehen, als die Bedienung erschien. Ein Streichholz ratschte über eine Fläche. Im nächsten Augenblick fing ein Kerzendocht Feuer, dann stellte die Frau die brennende Kerze zwischen Suko und seinen Gast.
    Nicht nur ihr Tisch bekam Beleuchtung. Auch die anderen wurden mit natürlichen Lichtquellen bestückt.
    »Es dauert wirklich nicht lange«, sagte die Kleine. »Wir haben die Kerzen nur sicherheitshalber…«
    »Schon gut.« Suko
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