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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod
Autoren: Jason Dark
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Hühnerfleisch, sehr scharf gewürzt, anschließend eine Frühlingsrolle. Dazu wollte er Mineralwasser trinken.
    Da er Hunger verspürte, bestellte er bereits den Salat und auch das Wasser.
    Es war genau sieben Minuten nach zwanzig Uhr, als eine Frau das Lokal betrat und Suko sofort davon überzeugt war, daß es sich nur um Man Lei handeln konnte.
    Sie trug einen dunklen Staubmantel. Das allmählich grau gewordene Haar hatte sie zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten geformt. Sie wirkte schüchtern, wie sie sich umschaute. Dann sah sie Sukos Winken. Erleichterung zeichnete ihr Gesicht, das sah der Inspektor selbst aus dieser Entfernung.
    Er stand auf, als die Frau seinen Tisch ansteuerte. »Inspektor Suko?« fragte sie leise.
    »Ja.«
    »Ich bin Man Lei.«
    »Das wußte ich schon, als Sie hereinkamen. Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
    »Ja, danke.«
    Suko merkte, wie aufgeregt die Frau war. Nicht nur das, sie war auch sehr nervös, stand unter Streß und Druck. Schaute sich ständig um, als befürchtete sie, verfolgt oder belauscht zu werden.
    Als Suko ihr den Stuhl zurechtrückte, ließ sie sich so vorsichtig nieder, als bestünde die Sitzfläche aus Glas. Auch sie bekam einen Reiswein, den sie dankend entgegennahm.
    Man Lei trug ein schlichtes, blaues Kleid, das vorn geknöpft war.
    Ihr Gesicht war von Sorge gezeichnet.
    »Am besten wäre es«, sagte Suko, »wenn Sie sich etwas bestellen würden.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Eine Kleinigkeit werden Sie schon noch essen können.«
    »Dann einen Salat wie Sie.«
    »Sehr schön.« Suko bestellte ihn, während sich Man Lei ständig umschaute. »Was haben Sie? Werden Sie verfolgt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, aber ich glaube es mittlerweile.«
    »Und weshalb?«
    »Man hat es mir gesagt.«
    »Dann ist Ihre Tochter, wie ich annehme, noch nicht wieder aufgetaucht?« fragte Suko. Man Lei hatte ihn bei ihrem Telefongespräch kurz eingeweiht.
    »Nein.« Heftig schüttelte sie den Kopf.
    »Und Sie wissen noch immer nicht, wo sie sein könnte?«
    »So ist es.«
    »Aber Sie gehen davon aus, daß sie tot ist?«
    Man Lei nickte schwer. »Davon muß ich ausgehen. Sie hat sich selbst umgebracht. Ich rechne auch damit, daß sie von den beiden Unbekannten abgeholt wurde. Sie werden sie verbrannt haben.«
    »Weshalb?«
    Man Lei senkte die Stimme. »Als Opfer für die Zwerge«, flüsterte sie. »Ja, sie soll ein Opfer werden. Sie muß im heiligen Feuer sterben, damit sich die Zwerge kräftigen können.«
    »Wer sind die Zwerge?«
    »Kleine Dämonen, Götzen, was weiß ich. Sie sind Krüppel. Sie sind die Unfälle, die der Erhabene aus Jade damals geschaffen hat, aber nicht wollte.«
    Suko legte die Stirn in Falten. »Können Sie darüber vielleicht mehr sagen?«
    »Gern. Sie kennen die Legende nicht?«
    »Momentan weiß ich damit nichts anzufangen. Es tut mir leid. Sie werden mich bestimmt aufklären.«
    Zunächst wurde der Salat gebracht. Zeitlich so eingestellt, daß sie beide zugleich essen konnten.
    Suko fand die Bambussprossen etwas zu wäßrig und das Geflügelfleisch zu weich. Man Lei aß zudem lustlos. Sie schaufelte Fleisch und Salat mit den Stäbchen in den Mund.
    Die Schüssel war kaum zur Hälfte geleert, als sie sie zur Seite stellte. »Tut mir leid, Inspektor, ich… ich schaffe es nicht mehr.«
    »Schon gut, aber Sie wollten mir etwas erzählen.«
    »Ja.« Sie tupfte ihre Lippen ab. »Es ist die große alte Geschichte, die man sich noch immer erzählt. Sie handelt von der Entstehung der Menschheit. In unserer Mythologie heißt es, daß der Erhabene aus Jade Lehm nahm und daraus die Menschen formte. Er hat sehr viele erschaffen, aber er wurde auch von dem großen Regen überrascht, der plötzlich und unerwartet über die Welt kam. Der Regen erfaßte seine Geschöpfe. Er zerstörte sie nicht alle, aber er spülte doch einige von ihnen weg, löste sie auf und machte sie zu Krüppeln. Der Erhabene aus Jade hatte dies nicht gewollt, er wollte gute Menschen schaffen, doch der Regen machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Die Krüppel kehrten nie wieder in sein Reich zurück, sie blieben draußen und verbündeten sich mit gefährlichen Dämonen, deren grausamen Atem sie ›schlürften‹.«
    Suko nickte. »Die Geschichte habe ich gehört«, sagte er leise.
    »Aber Sie müssen nicht alles glauben, was man sich erzählt.«
    »Stimmt, ich glaube es auch nicht, aber die anderen können davon nicht loskommen. Sie glauben es. Einige haben sich
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