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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod
Autoren: Jason Dark
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den rechten Fuß anzuheben. Sie hatte das Bein nur wenig geknickt, aber sie wußte genau, was sie tun wollte.
    »Schneller!« keuchte der Killer.
    Da trat Osa zu!
    ***
    »Die beiden sind längst verbrannt!«
    Der alte Chinese hatte diesen Satz mit einer Selbstverständlichkeit gesagt, die mich erschreckte.
    Dann grinste er.
    In mir loderte die Wut hoch. Vor meinen Augen entstanden rote Schleier. Das konnte nicht wahr sein, daß man Menschen kurzerhand einem Feuer übergab – oder?
    Tiau nickte mir zu.
    Gleichzeitig vernahm ich die dumpfen Geräusche, die hinter dem Vorhang aufklangen. Auch Stimmen waren zu hören, nicht sehr laut, mehr flüsternd. Ich konnte nicht verstehen, was gesagt wurde.
    Nur gefiel dies dem Alten nicht. Zum erstenmal zeigte er so etwas wie eine Reaktion. Sein Blick suchte den Vorhang, und ich wollte ebenfalls etwas tun.
    »Gut – verbrannt hast du gesagt. Das hörte ich bereits. Aber ich will mich darin selbst überzeugen.«
    »Nein, das ist!«
    »Doch!« Ich ging auf den Vorhang zu, behielt Tiau jedoch im Auge. Er konnte nicht anders, er mußte angreifen.
    Für sein Alter erstaunlich schnell warf er sich gegen mich und riß einen langen, spitzen Gegenstand hervor, den er bisher verborgen hatte.
    Eine fast armlange Nadel!
    Sie raste wie ein Speer auf mich zu.
    Gleichzeitig warf der Vorhang Wellen, ich hörte einen Schrei.
    Rücklings taumelte ein Chinese durch den Spalt. Die Haare waren zu Zöpfen geflochten, und in seiner Brust steckte ein Pfeil…
    ***
    Der Killer heulte auf, als Osa ihm den Absatz auf die Zehen hämmerte.
    Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, für einen Moment spannte sich die Schlinge noch fester um Osas Hals, sie fing an zu würgen und bekam schattenhaft mit, wie sich die Maskierte unheimlich schnell bewegte.
    Ein Griff, ein Zug, ein Schuß!
    Zielsicher sirrte der abgeschossene Pfeil heran, hautnah an Osa vorbei, bohrte er sich in die Brust des Mörders.
    Der Aufprall trieb ihn zurück. Er zog Osa noch mit, die keine Luft mehr bekam und instinktiv dafür sorgte, daß sich das Ende der Schlinge vom Handgelenk entwickelte. Sie drehte das dünne Material kurzerhand herum.
    Plötzlich war sie frei.
    Der Killer aber taumelte auf den Vorhangspalt zu und auch hindurch. Dabei schaute der Pfeil aus seiner Brust.
    Noch war der zweite da.
    Er wollte sich auf Osa stürzen und fiel ihr auch entgegen, als sie sich zu Boden warf. Sie spürte den Aufprall, die Schlinge hatte sich fast noch härter um ihren Hals gezogen. Luft bekam sie keine mehr.
    Ihr Atmen glich eher einem Würgen. Sie hatte die Arme angewinkelt und versuchte, die Finger zwischen die Schlinge und die dünne Haut am Hals zu schieben, was ihr kaum gelingen wollte.
    Über ihr röchelte jemand, dann fiel der zweite Killer auf sie. Daß er ebenfalls von einem Pfeil erwischt worden war, bekam sie nicht mehr mit, denn urplötzlich wurde es um sie herum dunkel.
    Osa sah nicht mehr, daß Shao auf sie zuhetzte, um sie von der Schlinge zu befreien.
    Und sie sah auch nicht Suko, der saß, den Rücken gegen die Wand gepreßt hatte und nur den Kopf schüttelte…
    ***
    Der alte Chinese konnte seine Hand nicht mehr stoppen. Die Nadel erwischte den Kerl mit dem Pfeil in der Brust. Ob sie ihn tötete oder ob es der Pfeil gewesen war, konnte ich nicht erkennen.
    Tiau überwand seine Schrecken eher als ich die Überraschung. Er zog die heimtückische Waffe wieder hervor und griff mich erneut an. Diesmal brüllte er dabei. Sein Arm schien immer länger zu werden, er wollte meine Brust durchbohren, ich drehte mich zur Seite und hob den linken Arm an.
    Die Nadel erwischte mich in der Achselhöhle, ohne allerdings auch nur die Haut zu ritzen.
    Ich schlug zu.
    Meine Faust erwischte den Chinesen am Kinn. Der schmächtig wirkende Tiau flog zurück, rutschte über den Boden. Ich folgte ihm und hörte sein gurrendes Lachen.
    Nur für einen kurzen Moment, dann verstummte es, denn er hatte sich mit der Nadel selbst getötet.
    Dicht vor seinen Füßen kam ich zur Ruhe. Mich durchzuckte es wie ein Schlag, und ich bekam mit, wie Tiau in einer letzten kraftlos wirkenden Bewegung den linken Arm hob, als wollte er mich darum bitten, ihn noch einmal in die Höhe zu ziehen.
    Das tat ich nicht. Mit rissigen Lippen flüsterte er seine letzten Worte. »Ich habe es nicht geschafft, aber andere werden kommen. Ja, sie werden bestimmt kommen. Ich… ich … gehe ein in das Reich der Drachen. Sie warten … sie …«
    Schluß – Ende.
    Seine Stimme
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