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0574 - Der chinesische Tod

0574 - Der chinesische Tod

Titel: 0574 - Der chinesische Tod
Autoren: Jason Dark
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mit der Faust vor das Holz hämmerte.
    Hinter ihr floß der Verkehr vorbei, niemand nahm öffentlich Notiz von ihr. Sie wollte nur vor Sinclair in der Pagode sein, denn er würde versuchen, sie an der Tat zu hindern.
    Das Klopfen war gehört worden. Jemand zog die Tür auf. Daß es ein Fehler gewesen war, merkte er einen Lidschlag später. Da rammte Osa die Tür so hart auf, daß sie gegen den Mann krachte und ihn zurückschleuderte. Er fiel in eine kleine Halle hinein, wäre auf dem Teppich gelandet, aber Osa war doch schneller.
    Sportlich gehörte sie zu den Besten in ihrem Semester. Und sie hatte auch Kampfsportarten betrieben, das bekam der Wächter zu spüren, als Osas Handkante gegen seinen Hals federte.
    Der Mann drehte sich auf der Stelle und fiel um.
    Osa sprang über ihn hinweg. Sie kannte sich selbst nicht aus, denn besucht hatte sie die Pagode nie.
    Der Wächter war der einzig Sichtbare gewesen. Sie blickte gegen die lackierten Wände, auf den Altar, wo eine fast menschenhohe Buddha-Statue stumm und breitbeinig hockte. Sie sah Räucherstäbchen, die einen für sie fremdartigen Geruch produzierten, und sie entdeckte auch die Drachen-Bemalungen an den Wänden.
    Drachen der unterschiedlichsten Größe. Mal rot, mal gelb, mal tiefschwarz.
    Dazwischen die Fratzen der Götzen oder götzengleicher Dämonen – aber sie sah keine Tür.
    Die andere schwang hinter ihr zurück, ohne dabei ins Schloß zu fallen. Ein Windstoß trieb sie wieder nach innen. Niemand kam, um sie zu schließen.
    Osa ging federnd weiter. Sie schritt über einen mit Seidenteppichen belegten Boden, der ihre Schritte stark dämpfte, so daß sie kaum zu hören waren.
    Das Halbblut kam ihr vor wie ein Geist, als es die Halle durchquerte. Den Blick starr nach vorn gerichtet, mal wechselnd, um die Seitenwände abzutasten.
    Das konnte doch nicht alles sein. Das Haus, in dem der Tempel lag, besaß mehrere Stockwerke. Zumindest mußte eine Treppe in die Höhe führen, auch die sah Osa nicht.
    Manche Wände sind Scheinwände und lassen sich verschieben.
    Ein besonders großer Drache weckte ihr Interesse. Er war grün und so gemalt, daß sein weit aufgerissenes Maul den Betrachter anstarrte.
    Davor blieb Osa stehen.
    Sie war nervös, wippte in den Knien. Ihr Blick überflog den Drachenschädel, und ihr fiel auf, daß eines der beiden glotzartigen Augen mehr vorstand als das zweite.
    War das die Lösung?
    Sie strich mit der Handfläche über das linke Auge und spürte dessen Wölbung.
    Ein leichter Druck reichte…
    Irgendwo im Hintergrund das gemalten Drachen oder der Wand vernahm sie ein Klacken.
    Danach erklang ein puffendes Geräusch, und plötzlich zeigte des gewaltige Maul einen Riß, der immer größer wurde. Eine Lücke entstand, durch die Osa schreiten konnte.
    Noch blieb sie stehen, schaute zurück, sah nur den Bewußtlosen, von Sinclair keine Spur.
    Dann ging sie.
    Ihre Sohlen bewegten sich auf einem glatten Holzfußboden weiter.
    Der Raum war kleiner als der, aus dem sie gekommen war. Keine Wände grenzten ihn ein, dafür schwarze Vorhänge mit gelben Drachenmotiven. Hinter dem dunklen Stoff konnte sich alles mögliche verbergen, und Osa spürte auf ihrem Rücken ein Frösteln.
    Wo steckte Tiau?
    Sie wußte, daß sich der Alte hier irgendwo verborgen hielt, aber er zeigte sich nicht, als hätte er Angst vor der letzten Abrechnung. In der Mitte des Raumes blieb sie stehen. Auf Bildern hatte sie Ausschnitte anderer Tempel gesehen. Dieser hier kam ihr im Gegensatz zu den anderen sogar primitiv vor.
    In der Mitte blieb sie stehen. Ihr langes Haar hatte sich gelöst, sie schleuderte die Mähne zurück. Das Gesicht wirkte glatt wie Porzellan und sah so aus, als würde es zerspringen, als sich Osas Mund verzerrte und sie nach dem schrie, den sie haben wollte.
    »Tiau! Zeig dich endlich! Komm aus deinem verdammten Rattenloch! Ich weiß, daß du dich hier aufhältst!«
    Sie hatte in den Raum hineingesprochen. Die Vorhänge dämpften den Klang der Stimme.
    Der Gerufene dachte nicht daran zu kommen. Er blieb unsichtbar, bis die junge Studentin sah, wie der Vorhang anfing zu zittern und eine Lücke entstand, durch die sich eine Haut mit langen dünnen Fingern schob.
    Die konnte nur dem Alten gehören!
    Gebannt starrte Osa die Hand an. Die Finger hielten eine Stoffalte umklammert, bevor sie das Material mit einem heftigen Ruck zur Seite schob.
    Eine Lücke entstand – Tiau schob sich hindurch!
    Er hatte sich umgezogen, steckte in einem schwarzen
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